Einleitung
Herzmuskelentzündung (Myokarditis)

Bei der Myokarditis (Synonyme: alte Myokarditis; Begleitmyokarditis; chronische Myokarditis; chronische interstitielle Myokarditis; fibroide Herzkrankheit; fibröse Myokarditis; Herzfibroid; Herzfibrose; interstitielle Myokarditis; kardiale Fibrose; Myofibrosis cordis; Myokardentzündung; Myokardfibrose; Myokarditis; Myokarditis mit Arteriosklerose; Panmyokarditis; progressive Myokarditis; senile Herzkrankheit; senile Myokarditis; ICD-10-GM I51.4: Myokarditis, nicht näher bezeichnet) handelt es sich um die Entzündung des Herzmuskels (Myokard). Die Entzündung kann auch auf das Perikard (Herzbeutel) übergreifen. Man spricht dann von einer Perimyokarditis. 

Im Rahmen der Myokarditis ist das Vermögen des Myokards zur Kontraktion (Zusammenziehen) gestört bzw. geschwächt.

Man kann die Myokarditis wie folgt unterscheiden:

  • Nach dem Verlauf in:
    • akute Form
    • chronische Form – Daraus kann sich eine dilatative Kardiomyopathie (DCM, Vergrößerung des Myokards mit gleichzeitigem Verlust der Kontraktionskraft) entwickeln. Eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) ist die Folge.
  • Nach der Histologie (mikroskopische Untersuchung von Gewebe) in:
    • parenchymatöse Myokarditis – das Myokard ist direkt betroffen; man sieht Nekrosen (Zelltod) von einzelnen Fasern oder Gruppen von Muskelfasern
    • interstitielle Myokarditis  – hier liegt eine interstitielle mononukleäre Entzündung (betroffen ist das Gewebe, das zwischen den eigentlichen funktionstragendem Geweben, dem Parenchym, d. h. dem Myokard, liegt) begleitet von Myozytennekrosen (Zelltod von Muskelzellen) vor. Die Myokardnekrosen führen in der Folge oft zu einer dilatativen Kardiomyopathie.
  • Nach der Ätiologie (Ursache) in:
    • infektiöse Myokarditis
      • 50 % der Fälle sind Viren
      • Bakterien 
      • Mykosen (Pilze), Protozoen und Parasiten 
    • toxische Myokarditis (durch Giftwirkung)
    • idiopathische (ohne erkennbare Ursache) Myokarditis
    • Autoimmunmyokarditis – durch eine Reaktion gegen körpereigenes, kardiales Myosin kommt es zu einer Myokarditis

Bei ungefähr 1-5 % der Patienten, die einen viralen Infekt haben, wird eine myokardiale Beteiligung angenommen.

Geschlechterverhältnis: häufiger bei jungen Männern als bei Frauen

Genaue Angaben zur Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) sind nicht möglich, da eine Myokarditis in der Mehrheit der Fälle ohne Symptome verläuft. Bei Obduzierten liegt die Prävalenz bei 2-5 %.

Verlauf und Prognose: In der Mehrheit der Fälle verläuft eine Myokarditis symptomlos und heilt spontan (von selbst) aus. Sie kann aber auch Herzrhythmusstörungen (meist harmlos) bedingen.

Bei ehemals hospitalisierten Myokarditispatienten ist in den ersten 90 Tagen nach der Diagnose die Mortalität (Sterberate) im Vergleich zur Hintergrundpopulation erhöht (4,9 % versus 0,3 %); ventrikuläre Arrhythmien (Herzrhythmusstörung, die in den Herzkammern (Ventrikeln) entsteht) treten häufiger auf [1].

Mögliche Komplikationen sind Herzinsuffizienz und belastende Herzrhythmusstörungen, die sogar zum plötzlichen Herztod führen können.
Bei ca. 50 % der Patienten heilt die Myokarditis in den ersten 2 bis 4 Wochen ab. Ca. 25 % der Patienten haben eine dauerhafte kardiale Dysfunktion ("herzbedingte Fehlfunktion").
Ca. 12,5-25 % sterben bzw entwickeln eine terminale Herzinsuffizienz (Stadium der Herzschwäche, in dem die Pumpfunktion gerade noch ausreicht, um den Körper am Leben zu halten → Herztransplantation erforderlich).

Im weiteren Verlauf müssen Patienten mit einer Myokarditis kardiologisch nach beobachtet bzw. betreut werden.

Literatur

  1. Kragholm KH et al.: Mortality and ventricular arrhythmia after acute myocarditis: a nationwide registry-based follow-up study. Open Heart 2021;8:e001806. doi: 10.1136/openhrt-2021-001806

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Myokarditis im Kindes- und Jugendalter. (AWMF-Registernummer: 023 - 025), August 2013 Langfassung
  2. Ponikowski P et al.: 2016 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure: The Task Force for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure of the European Society of Cardiology (ESC) Developed with the special contribution of the Heart Failure Association (HFA) of the ESC. Eur Heart J. 2016 May 20. doi:10.1093/eurheartj/ehw128

     
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