Einleitung
Herzstillstand

Der Herzstillstand (ICD-10-GM I46.-: Herzstillstand) beschreibt das plötzliche Aufhören der Pumpfunktion des Herzens. Somit werden die Organe nicht mehr mit sauerstoffreichem Blut versorgt, was besonders für das Gehirn problematisch wird. Nach nur wenigen Minuten des Sauerstoffmangels sterben bereits Gehirnzellen ab.
Innerhalb von 20-30 Sekunden wird der Betroffene bewusstlos und es ist kein Puls mehr tastbar.

Es können viele verschiedene Ursachen vorliegen. Circa 90 % der Fälle des Herz-Kreislaufstillstandes sind durch eine Herzerkrankung bedingt. Dabei handelt es sich bei circa 80 % der Fälle um eine ischämische Herzerkrankung wie einen Myokardinfarkt (Herzinfarkt). In 10 % der Fälle liegt eine Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung) vor.

Ein Herzstillstand kommt in den ersten drei Stunden nach dem Aufwachen etwa doppelt so häufig vor wie zu anderen Tageszeiten.

Der plötzliche Herztod (PHT; engl. "Sudden cardiac arrest", SCA; sudden unexpected cardiac death, SUCD); ICD-10-GM I46.1: Plötzlicher Herztod, so beschrieben) oder auch "Sekundentod" (engl. "Sudden cardiac death", SCD) genannt beschreibt den Tod des Organismus durch irreversibles Herzversagen, das plötzlich und unerwartet eintritt.

Der plötzliche Herztod ist die häufigste tödliche Manifestationsform einer Herzerkrankung.

Geschlechterverhältnis: Männer sterben doppelt (bis vierfach) so häufig den plötzlichen Herztod als Frauen.

Häufigkeitsgipfel: Das Risiko für einen Herzstillstand erhöht sich ab einem Alter > 60 Jahre um den Faktor fünf; ein Drittel der Patienten ist jünger als 65 Jahre. 
Männer sterben meisten am plötzlichen Herztod nach dem 45. und vor dem 70. Lebensjahr. 

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) des plötzlichen Herztodes beträgt 1 pro 1.000 pro Jahr (Industrieländern).

Einer von neun Männern stirbt an einem plötzlichen Herztod. Bei den Frauen beträgt das Verhältnis nur eins von 30 [1].

In Deutschland sterben durch den plötzlichen Herztod geschätzt 100.000 bis 200.000 Menschen pro Jahr. So z. B. erhöht das Vorliegen einer koronaren Herzerkrankung (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung) das Risiko für einen plötzlichen Herztod auf das 2- bis 4-fache.

Der Blutdruck gilt als bester Parameter zur Risikoprädiktion des plötzlichen Herztodes: Höchstes Lebenszeitrisiko für plötzlichen Herztod hatten Männer aus der Gruppe der 45-Jährigen mit 16,3 %, bei denen Blutdruckwerte über 160/100 mmHg vorlagen, sowie Raucher [1].

Verlauf und Prognose: Ohne eine adäquate Therapie (Reanimation) verläuft der Herzstillstand tödlich. Ungefähr 95 % der Betroffenen sterben, bevor sie das Krankenhaus erreicht haben.
Bei Patienten mit Kammerflimmern und dadurch bedingten Herzstillstand betragen die Überlebenschancen, falls mit der Defibrillation innerhalb der ersten Minute nach dem Herzstillstand begonnen wird, ca. 90 %. Nach diesem Zeitpunkt sinken die Überlebenschancen ohne Reanimation um 7-10 % pro Minute, die vergeht. Zudem steigt mit jeder
Minute ohne Wiederbelebungsmaßnahmen das Risiko für irreversible Hirnschäden. In den meisten Ländern dauert es durchschnittlich zwischen 8 und 13 Minuten vom Eingang des Notrufs bis zur Ankunft des Notfallteams.

Beachte: Der Autopsie-gesicherte plötzliche Herztod (SCDs; sudden unexpected cardiac death) lag in einer Studie bei nur 59 % der Fälle vor: von 525 WHO-definierten SCDs hatten 301 (57 %) keine Anamnese für eine Herzerkrankung. Die häufigsten Todesursachen waren koronare Herzkrankheit (Herzkranzgefäßerkrankung; 32 %), Drogenmissbrauch (13,5 %), Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung; 10 %), Herzhypertrophie (Herzvergrößerung; 8 %) und neurologische Ursachen (5,5 %).

Literatur

  1. Bogle BM et al.: Lifetime Risk for Sudden Cardiac Death in the Community. J Am Heart Assoc. 2016; 5: e002398 originally published June 29, 2016 doi: 10.1161/JAHA.115.002398
  2. Tseng ZH et al.: Prospective Countywide Surveillance and Autopsy Characterization of Sudden Cardiac Death: POST SCD Study. Circulation. 2018 Jun 19;137(25):2689-2700. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.117.033427.

Leitlinien

  1. 2015 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death. The Task Force for the Management of Patients with Ventricular Arrhythmias and the Prevention of Sudden Cardiac Death of the European Society of Cardiology (ESC)Endorsed by: Association for European Paediatric and Congenital Cardiology (AEPC). doi: http://dx.doi.org/10.1093/europace/euv319 1601-1687 First published online: 29 August 2015
  2. S2e-Leitlinie: In-flight Cardiopulmonary Resuscitation during Commercial Air Transport:Consensus statement and Supplementary Guideline from the German Society of Aeros pace Medicine (DGLRM). Intern Emerg Med. 2018 Dec;13(8):1305-1322. doi: 10.1007/s11739-018-1856-4.
  3. Gräsner J.-T. et al.: European Resuscitation Council Guidelines 2021: Epidemiology of cardiac arrest in Europe. Published by Elsevier B.V. März 2021. doi.org/10.1016/j.resuscitation.2021.02.007
  4. ESC Guidelines: 2022 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death: Developed by the task force for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death of the European Society of Cardiology (ESC) Endorsed by the Association for European Paediatric and Congenital Cardiology (AEPC). European Heart Journal August 2022.

     
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