Kreislaufsystem

Nachfolgend werden unter "Kreislaufsystem" Krankheiten beschrieben, die gemäß ICD-10 dieser Kategorie zuzuordnen sind (I00-I99). Der ICD-10 dient der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten sowie verwandter Gesundheitsprobleme (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) und ist weltweit anerkannt.

Das Kreislaufsystem

Über das Herz-Kreislauf-System werden alle Organe und Gewebe oder anders gesagt alle Zellen des menschlichen Körpers mit Sauerstoff (O2), lebenswichtigen Nähr- und Vitalstoffen (Makro- und Mikronährstoffe) sowie Botenstoffen versorgt und Stoffwechselendprodukte wie Kohlendioxid (CO2), das durch die Atmung entsteht, wieder abtransportiert.

Anatomie

Das Herz ist ein Hohlmuskel und wird durch das Septum (Herzscheidewand) in eine rechte und linke Herzhälfte aufgeteilt. Jede Herzhälfte besteht aus einem Vorhof (Atrium) und einer Herzkammer (Ventrikel), die wiederum durch Herzklappen voneinander getrennt sind.

Rechte Herzhälfte

  • In den rechten Vorhof münden die obere und untere Hohlvene (Vena cava superior und Vena cava inferior) → sauerstoffarmes und kohlendioxidreiches Blut
  • Der rechte Vorhof ist von der rechten Herzkammer durch die Trikuspidalklappe getrennt.
  • Das Blut verlässt die rechte Herzkammer über die Pulmonalklappe in die Lungenarterie.

Linke Herzhälfte

  • In den linken Vorhof münden die Lungenvenen → sauerstoffreiches und kohlendioxidarmes Blut
  • Der linke Vorhof ist von der linken Herzkammer durch die Mitralklappe getrennt.
  • Von der linken Herzkammer verlässt das Blut über die Aortenklappe das Herz und fließt in die Aorta (Hauptschlagader).

Das Kreislaufsystem wird in einen Lungenkreislauf („kleiner Kreislauf“) und einen Körperkreislauf („großer Kreislauf“) unterteilt:

Lungenkreislauf

  • Die rechte Herzhälfte pumpt das sauerstoffarme, kohlendioxidreiche Blut aus dem Körperkreislauf über die Venen und Venolen (kleinste Verästelungen der Venen) zurück zum Herzen.
  • Das Blut sammelt sich zunächst im rechten Vorhof und fließt dann durch die Trikuspidalklappe in die rechte Herzkammer.
  • Von dort gelangt es über die Pulmonalklappe in die Lungenarterie und wird in den rechten und linken Lungenflügel ausgeworfen, wo es mit Sauerstoff angereichert und Kohlendioxid abgegeben wird.

Körperkreislauf

  • Im linken Vorhof sammelt sich das sauerstoffreiche Blut aus der Lunge.
  • Über die Mitralklappe gelangt das Blut in die linke Herzkammer, die es über die Aortenklappe in die Aorta (Hauptschlagader) pumpt.
  • Arterien und Arteriolen (dünnste Arterien) verteilen das Blut in den Körper.

Physiologie

Das Herz schlägt bei einem gesunden Menschen in Ruhe zwischen 60 und 80 Mal in der Minute (= Herzfrequenz) und pumpt dabei 4-7 Liter Blut durch die Blutgefäße. Es fungiert als Saug- und Druckpumpe und ist das zentrale Organ des Blutkreislaufs.

Um das Herz-Kreislauf-System aufrechtzuerhalten, muss ein bestimmter Druck, der Blutdruck vorhanden sein. Er wird unterteilt in einen diastolischen und systolischen Druck. Wenn sich der Herzmuskel entspannt, füllen sich die Herzkammern mit Blut (Diastole = Entspannungs- bzw. Erschlaffungsphase). Anschließend zieht sich der Herzmuskel zusammen, wodurch das Blut aus dem Herz in die Blutbahn gepresst wird (Systole = Kontraktionsphase). Dabei steigt der Druck in den Arterien und Venen. Das erklärt, warum der systolische Wert im Rahmen einer Blutdruckmessung ein höherer Wert ist.

Die wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

Ernährung

  • Fettreiche Ernährung – Ein hoher Anteil gesättigter Fettsäuren und Trans-Fettsäuren begünstigt die Entstehung von Hyperlipidämien (erhöhten Blutfettwerten), Atherosklerose (Gefäßverkalkung) und arterieller Hypertonie (Bluthochdruck).
  • Kohlenhydratreiche Ernährung – Ein übermäßiger Konsum von Mono- und Disacchariden (Einfach- und Zweifachzucker) fördert viszerale Adipositas (Fettansammlung im Bauchraum), erhöht den Blutzuckerspiegel und ist ein Risikofaktor für metabolisches Syndrom (Stoffwechselstörung mit mehreren Risikofaktoren).
  • Hoher Konsum von rotem Fleisch – Häufiger Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch steht in Zusammenhang mit erhöhtem Risiko für arteriosklerotische Veränderungen (Gefäßverkalkungen), Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung) und koronarer Herzkrankheit (Durchblutungsstörung des Herzens).
  • Geringe Ballaststoffaufnahme – Eine ballaststoffarme Ernährung vermindert die cholesterinsenkende Wirkung pflanzlicher Nahrungsmittel und erhöht das Risiko für Hypercholesterinämie (erhöhtes Cholesterin) und koronare Ereignisse (z. B. Herzinfarkt).

Genussmittelkonsum

  • Alkoholkonsum – Chronischer Alkoholkonsum kann zu arterieller Hypertonie (Bluthochdruck), Kardiomyopathien (Herzmuskelerkrankungen) und Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern führen.
  • Tabakkonsum – Nikotin und andere toxische Inhaltsstoffe fördern endotheliale Dysfunktion (Schädigung der Gefäßinnenwand), Atherosklerose (Gefäßverkalkung) und erhöhen das Risiko für Myokardinfarkt (Herzinfarkt) und Schlaganfall.

Körperliche Aktivität

  • Körperliche Inaktivität – Bewegungsmangel führt zur Verminderung der kardiovaskulären Leistungsfähigkeit, erhöhtem Blutdruck, gestörter Glukosetoleranz (Vorstufe von Diabetes mellitus) und begünstigt Adipositas (Fettleibigkeit).

Psycho-soziale Situation

  • Chronischer Stress – Dauerhafte psychosoziale Belastungen sind mit einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen (z. B. Kortisol, Adrenalin) verbunden, was Blutdruck, Pulsfrequenz und die Entzündungsneigung im Gefäßsystem steigert. Dies erhöht das Risiko für arterielle Hypertonie (Bluthochdruck), koronare Herzkrankheit und Herzinsuffizienz (Herzschwäche).

Übergewicht und Fettverteilung

  • Übergewicht – Ein Body-Mass-Index (BMI) ≥ 25 ist mit einem erhöhten Risiko für arterielle Hypertonie (Bluthochdruck), Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung) und Diabetes mellitus Typ 2 assoziiert.
  • Erhöhter Taillenumfang (abdominelle Adipositas) – Eine zentrale Fettverteilung im Sinne des Apfel-Typs (viszerales Fett im Bauchraum) ist besonders stark mit kardiovaskulären Ereignissen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und plötzlichem Herztod verknüpft.

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Diabetes mellitus – Diabetes mellitus Typ 1, Diabetes mellitus Typ 2
  • Hyperlipidämien (Fettstoffwechselstörungen)
  • Hypertonie (Bluthochdruck)

Bitte beachten Sie, dass die Aufzählung nur einen Auszug der möglichen Risikofaktoren darstellt. Weitere Ursachen finden Sie unter der jeweiligen Krankheit.

Häufige Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die führende Todesursache in Deutschland. Vor allem ältere Menschen sind betroffen.

Zu den häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen:

Die wichtigsten diagnostischen Maßnahmen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Labordiagnostik

  • Blutfette – Bestimmung von Cholesterin (Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin (Low-Density-Lipoprotein, „schlechtes Cholesterin“), HDL-Cholesterin (High-Density-Lipoprotein, „gutes Cholesterin“)) und Triglyzeriden (Neutralfette) zur Beurteilung des kardiovaskulären Risikoprofils (Herz-Kreislauf-Risiko).
  • Blutzucker und HbA1c – Messung des Nüchternblutzuckers und des Langzeitblutzuckerwerts (HbA1c, Blutzuckerwert der letzten Wochen) zur Erkennung von Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • NierenwerteKreatinin, Harnstoff und glomeruläre Filtrationsrate (GFR, Maß für die Nierenfunktion) zur Erfassung einer möglichen Nierenfunktionsstörung (Nierenschwäche), die mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko (Herz-Kreislauf-Risiko) einhergeht.
  • ElektrolyteNatrium, Kalium, Kalzium und Magnesium zur Beurteilung der Erregungsleitung im Herzmuskel (Weiterleitung elektrischer Impulse im Herzen) und als Grundlage für die Therapieeinstellung.
  • EntzündungsparameterC-reaktives Protein (CRP, Entzündungsmarker im Blut) und hochsensitives CRP (hsCRP, sensitiver Entzündungsmarker) als Marker für systemische Entzündungen und zur Risikoabschätzung bei Atherosklerose (Gefäßverkalkung).
  • Herzenzyme und kardiale MarkerTroponin T/I, CK-MB (Kreatininkinase-Muskel-Brain-Isoenzym) und NT-proBNP (N-terminales pro B-Typ natriuretisches Peptid, Herzbelastungsmarker) zur Diagnostik von Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und Myokardschädigung (Schädigung des Herzmuskels).
  • GerinnungsparameterINR (International Normalized Ratio, Messwert für Blutgerinnung), PTT (partielle Thromboplastinzeit, Messgröße der Blutgerinnung) und D-Dimere (Fibrinabbauprodukte bei Blutgerinnseln) zur Abklärung thromboembolischer Ereignisse (zum Beispiel tiefe Venenthrombose, Blutgerinnsel in tiefen Venen; Lungenembolie, Verschluss eines Lungengefäßes; Vorhofflimmern mit Schlaganfallrisiko).

Medizingrätediagnostik

Welcher Arzt hilft Ihnen?

Der Verdacht auf eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems wird in der Regel durch den Hausarzt (Allgemeinmediziner oder Internist) geäußert bzw. bestätigt. Für eine weiterführende Diagnostik und Therapie ist der Facharzt für Kardiologie (Kardiologe) zuständig.

Je nach Befund und Krankheitsbild kann zusätzlich eine interdisziplinäre Mitbetreuung durch Angiologen, Nephrologen, Internistische Intensivmediziner oder Herzchirurgen notwendig sein.

Gehen Sie in akuten Krankheitsfällen bitte immer sofort zu Ihrem Arzt.

Gesundheitscheck

Eine individuelle Therapie erfordert stets die Kenntnis Ihrer individuellen Gesundheitsrisiken und der mit verursachenden Faktoren Ihrer Erkrankung.

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