hs-Troponin T (hs-TnT) / hs-Troponin I (hs-TnI)

Beim Troponin T (TnT) handelt es sich um ein Strukturprotein, das in quergestreifter Muskulatur einschließlich des Myokards (Herzmuskel) vorkommt. Man unterscheidet folgende Untereinheiten:

  • Inhibitorisch – I
  • Tropomyosinbindung – T
  • Calciumbindung – C

Die Unterformen I (Troponin I) und T (Troponin T) sind im Skelett- und Herzmuskel vorhanden. Die kardialen Isoformen (cTnI, cTnT) sind hochspezifisch für das Myokard (Herzmuskel) und werden bei kardialen Zellschäden freigesetzt.

Kinetik nach Myokardschädigung (Herzmuskelschädigung):

  • Anstieg: 3-8 Stunden nach Infarktereignis
  • Maximale Werte: 12-96 Stunden
  • Rückkehr zum Normbereich: nach circa 10-14 Tagen

Beachte: Die diagnostische Sensitivität des Troponin T bei mehrstündigem Myokardinfarkt beträgt > 94 %.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum
  • Plasma – EDTA- oder Lithium-Heparin-Plasma (abhängig von der eingesetzten Analysenmethode und Herstellerfreigabe)

Patientenvorbereitung

  • Keine spezielle Nüchternheit erforderlich
  • Zur kardiovaskulären Risikostratifizierung mittels hochsensitivem Troponin T (hs-cTnT):
    • Vermeidung intensiver körperlicher Belastung, Ausdauertraining oder Stresstests mindestens 24-48 h vor der Blutabnahme, da transiente Troponinerhöhungen auftreten können
  • Zeitpunkt der Blutabnahme stets im klinischen Kontext interpretieren (Zeitintervall zum Symptombeginn entscheidend)

Störfaktoren

  • Präanalytisch:
    • Hämolyse – kann methodenabhängig zu falsch niedrigen oder falsch erhöhten Ergebnissen führen
    • Längere Lagerung bei Raumtemperatur
  • Biologisch/klinisch:
    • Intensive körperliche Belastung
    • Tachyarrhythmien (Herzrhythmusstörungen, die durch einen zu schnellen Herzschlag (Tachykardie, > 100/Min.) und gleichzeitig eine Unregelmäßigkeit (Arrhythmie) gekennzeichnet sind)
    • Sepsis (Blutvergiftung), schwere Infektionen
    • Niereninsuffizienz (Nierenschwäche; chronisch erhöhte Basiswerte möglich)
  • Substanzen mit sympathomimetischer Wirkung:
    • z. B. Cheyennepfeffer (Capsaicin), Bitterorange (Synephrin), Amphetamine
  • Interferenzen:
    • Selten heterophile Antikörper oder Rheumafaktor (methodenabhängig)

Methode

  • Immunchemische Bestimmung mittels hochsensitiver Sandwich-Immunoassays
  • Detektion über:
    • Elektrochemilumineszenz-Immunoassay (ECLIA)
    • Chemilumineszenz-Immunoassay (CLIA)
  • Verwendung monoklonaler Antikörper gegen epitopspezifische Regionen des kardialen Troponin-T-Moleküls
  • Hochsensitive Assays (hs-cTnT):
    • Erlauben die Messung sehr niedriger Konzentrationen
    • ≥ 50 % gesunder Referenzpersonen mit messbaren Werten
    • Präzision: Variationskoeffizient ≤ 10 % am 99. Perzentil der Referenzpopulation

Referenzwerte und Bewertung

Konventionelles Troponin – historische Einordnung (nicht mehr leitliniengerecht)

< 0,4 µg/l
  • Kein Hinweis auf Myokardnekrose (Absterben von Herzmuskelgewebe); aufgrund geringer Sensitivität kein sicherer Ausschluss eines akuten Myokardinfarkts innerhalb der ersten Stunden
0,4-2,3 µg/l
  • Unspezifischer Graubereich; klinische Korrelation erforderlich
> 2,3 µg/l
  • Myokardnekrose wahrscheinlich

Hinweis: Konventionelle Troponin-Assays gelten als obsolet und werden in aktuellen ESC-Leitlinien nicht mehr empfohlen.

High-sensitive Troponin T / I (hs-cTnT, hs-cTnI) – Referenzbereiche und Bewertung

< 99. Perzentil (assayspezifisch)
  • Kein biochemischer Hinweis auf Myokardschädigung
≥ 99. Perzentil
  • Myokardschädigung vorhanden; Differenzierung akut vs. chronisch erforderlich

Typische assayabhängige 99.-Perzentil-Grenzwerte:

  • hs-cTnT (Roche): 14 ng/l (Frauen ca. 9-14 ng/l)
  • hs-cTnI (je nach Hersteller): ca. 16-34 ng/l (geschlechtsspezifisch)

Wichtig: Referenzbereiche sind strikt methoden- und geschlechtsspezifisch; maßgeblich ist immer das 99. Perzentil des verwendeten Assays.

ESC 0/1h Rule-Out/-In-Algorithmus (ESC-Leitlinie) [14]

Rule-Out:

  • Sehr niedriger Ausgangswert (z. B. hs-cTnI unter Nachweisgrenze oder hs-cTnT < 5 ng/l)
  • UND keine relevante absolute Änderung nach 1 Stunde

Diagnostische Sicherheit:

  • Sensitivität > 99 %
  • Negativer prädiktiver Wert (NPV) > 99 %

Rule-In:

  • Ausgangswert deutlich erhöht (assayspezifisch)
  • ODER relevante absolute Änderung innerhalb von 1 Stunde (z. B. ≥ 5-10 ng/l, assayabhängig)

Intermediäre Zone:

  • Erfordert zusätzliche Messung (z. B. 3 Stunden), klinische Beurteilung und Bildgebung

Einzelmessung unter der Nachweisgrenze

Ein einzelner hs-cTnI-Wert unterhalb der Nachweisgrenze (< 2 ng/l) weist in der Notaufnahme eine Sensitivität von ca. 99,4 % und einen negativen prädiktiven Wert von ca. 99,7 % für den Ausschluss eines Myokardinfarkts auf [17].

Bei Early-Presentern (≤ 3 Stunden nach Symptombeginn) ist dennoch eine zweite Messung empfohlen, sofern klinische Unsicherheit besteht.

ESC 0/3h-Algorithmus

Der 0/3h-Algorithmus wurde in den aktuellen ESC-Leitlinien gegenüber dem 0/1h-Algorithmus herabgestuft (Empfehlungsgrad IIa) und sollte primär eingesetzt werden, wenn der 0/1h-Algorithmus nicht anwendbar ist.

Indikationen

  • Verdacht auf akutes Koronarsyndrom (akute Durchblutungsstörung des Herzens) einschließlich Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
  • Differenzierung akuter versus chronischer Myokardschädigung (frischer gegenüber länger bestehender Herzmuskelschädigung)
  • Risikostratifizierung und Prognoseabschätzung bei Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Kardiovaskuläre Risikostratifizierung (Abschätzung des Herz-Kreislauf-Risikos) in ausgewählten klinischen Szenarien

Beachte: Die Bestimmung von Troponin darf ausschließlich bei klarer klinischer Indikation erfolgen und ist nicht für Screening-Zwecke geeignet.

Interpretation erhöhter Werte

  • Amyloidose – extrazelluläre ("außerhalb der Zelle") Ablagerungen von Amyloiden (abbauresistente Proteine), die u. a. zu einer Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung), Neuropathie (Erkrankung des peripheren Nervensystems) und Hepatomegalie (Lebervergrößerung) führen können.
  • Aortendissektion (Synonym: Aneurysma dissecans aortae) – akute Aufspaltung (Dissektion) der Wandschichten der Aorta (Hauptschlagader), mit einem Einriss der inneren Schicht der Gefäßwand (Intima) und einer Einblutung zwischen der Intima und der Muskelschicht der Gefäßwand (äußere Media), im Sinne eines Aneurysma dissecans (krankhafte Ausweitung der Schlagader)
  • Aortenklappenerkrankungen
  • Apoplex (Schlaganfall)
  • ARDS (acute respiratory distress syndrome) – akutes Lungenversagen
  • Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen)
  • Großflächige Verbrennungen mit > 30 % der Körperoberfläche
  • Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
  • Herzinsuffizienz (Herzschwäche; beim hs-cTnT bzw. beim TNT*)
  • Hypertensive Krise* – Blutdruckentgleisung mit Werten > 200 mmHg
  • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) 
  • Instabile Angina pectoris (Brustenge; Herzschmerzen) (Nachweis von Mikroinfarzierungen)
  • Kardiomyopathie – Herzmuskelerkrankung, die zu einer eingeschränkten Herzfunktion führt
  • Kongestive Herzinsuffizienz, schwere akute oder chronische
  • Koronarsyndrom, akutes – Spektrum von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das von der instabilen Angina pectoris (UA) bis zu den beiden Hauptformen des Myokardinfarkts (Herzinfarkt), dem Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) und dem ST-Hebungsinfarkt (STEMI)
  • Lungenembolie – Verschluss einer oder mehrerer Lungengefäße durch einen Thrombus (Blutpfropf), meist auf Grundlage einer Thrombose
  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt), akuter oder subakuter (kleinerer Infarkt, ein größerer Infarkt im Frühstadium)*
  • Myokarditis* (Herzmuskelentzündung), Endokarditis (Herzinnenhautentzündung), Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
    • u. a. auch immunassoziierte Myokarditis als Nebenwirkung von Checkpoint-Inhibitoren (Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): 1-2 %; Letalität (Sterblichkeit): extrem hoch, unter Kombinationstherapien bis zu 67 %)
  • Niereninsuffizienz (Nierenschwäche), akute und chronische * (wg. Niere filtert das kardiale Enzym) – hs-cTnI ist häufiger erhöht als das cTnI (47 Prozent vs. 37 Prozent); bei ACS-Verdacht (Akutes Koronarsyndrom) und Niereninsuffizienz ist das hs-CTnl mit Vorsicht zu interpretieren [13]
  • Perioperative Myokardschädigungen (engl. myocardial injury after noncar­diac surgery, MINS)/Herzmuskelschädigungen während einer Operation
  • Pulmonale Hypertonie (PH; Lungenhochdruck)
  • Rhabdomyolyse – Auflösung der Skelettmuskulatur
  • Sarkoidose (Synonyme: Morbus Boeck; Morbus Schaumann-Besnier) – systemische Erkrankung des Bindegewebes mit Granulombildung
  • Schock*
  • Schwere akute Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Schwere chronische Herzinsuffizienz
  • Schwere pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck)
  • Sepsis (Blutvergiftung)
  • Sklerodermie – autoimmunbedingte Bindegewebserkrankung, die zu den Kollagenosen gezählt wird
  • Stress-Kardiomyopathie* (Synonyme: Broken-Heart-Syndrom (Gebrochenes-Herz-Syndrom), Tako-Tsubo-Kardiomyopathie (Takotsubo-Kardiomyopathie), Tako-Tsubo Cardiomyopathie (TTC), Tako-Tsubo-Syndrom (Takotsubo-Syndrom, TTS), transiente linksventrikuläre apikale Ballonierung) – primäre Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung), die durch eine kurzfristige Einschränkung der Myokardfunktion (Herzmuskelfunktion) bei insgesamt unauffälligen Koronargefäßen (Herzkranzgefäße) charakterisiert ist; klinische Symptomatik: Symptome eines akuten Myokardinfarkts (Herzinfarkt) mit akutem Thoraxschmerz (Brustschmerzen), typischen EKG-Veränderungen und Anstieg der myokardialen Marker im Blut; bei ca. 1-2 % der Patienten mit der Verdachtsdiagnose eines akuten Koronarsyndroms findet sich bei einer Herzkatheteruntersuchung statt der vermeintlichen Diagnose einer koronaren Herzerkrankung (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung) eine TTC; bei nahezu 90 % der von einer TTC betroffenen Patienten handelt es sich um Frauen im postmenopausalen Alter; erhöhte Mortalität (Sterberate) bei jüngeren Patienten, insbesondere bei Männern, was maßgeblich bedingt ist durch eine erhöhte Rate an zerebralen Blutungen (Hirnblutungen) und epileptischen Anfällen; mögliche Trigger sind Stress, Angst, schwere körperliche Arbeit, Asthmaanfall oder eine Gastroskopie (Magenspiegelung); Risikofaktoren für einen plötzlichen Herztod beim TTC sind: männliches Geschlecht, jüngeres Lebensalter, verlängertes QTc-Interval, apikaler TTS-Typ und akute neurologische Störungen 
  • Subarachnoidalblutung (SAB; Hirnblutung)
  • Systolische Herzinsuffizienz (kongestive Herzinsuffizienz; Abnahme der linksventrikulären Pumpfunktion (LVEF < 50 %), schwere akute oder chronische
  • Tachy- oder Bradyarrhythmien (unregelmäßiger Herzschlag, der mit einer Tachykardie (> 100 Herzschläge pro Minute) bzw. Bradykardie (< 60 Herzschläge pro Minute) einhergeht) – z. B. tachykardes Vorhofflimmern (VHF)
  • Trauma (Verletzungen) – z. B. Thoraxkompression
  • Zustand nach Ablation/Katheterablation – operative Abtragung bei speziellen Herzerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Kardiomyopathie
  • Zustand nach Defibrillation (Behandlungsmethode gegen die lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen Kammerflimmern und Kammerflattern, bei der durch starke Stromstöße die normale Herzaktivität wiederhergestellt werden soll)
  • Zustand nach Endomyokardbiopsie – Gewebeentnahme aus der Herzinnenschicht
  • Zustand nach Kardioversion – Elektrotherapie zur Rhythmisierung des Herzrhythmus
  • Zustand nach perkutaner koronarer Intervention bzw. perkutaner Koronarintervention (Abkürzung PCI; Synonym: Perkutane transluminale koronare Angioplastie, PTCA)
  • Zustand nach größeren nicht herzchirurgischen Operationen – jeder 5. Patient zeigt asymptomatischen Anstieg des Troponin-T-Werts, der ein erhöhtes postoperatives Sterberisiko anzeigt [15]
  • Zustand nach längeren Ausdauerbelastungen – Extremsport wie Marathon [5]
  • Verbrennungen, wenn diese mehr als 30 % der Körperoberfläche betreffen
  • Intoxikation (Vergiftung) mit Kardiotoxinen wie Adriamycin, 5-Fluorouracil, Herceptin, Schlangengifte

*Häufige Krankheiten bei Troponin-T-Werten nur leicht oberhalb der Norm

Beachte: Ältere Menschen weisen häufig erhöhte Konzentrationen von Troponin T auf; ursächlich dafür sind Abfall der Nierenfunktion, subklinische kardiale Veränderungen und Komorbiditäten wie Diabetes mellitus oder Hypertonie.

Siehe unten COMPASS-MI (Risikokalkulator)

Interpretation erniedrigter Werte

  • Nicht krankheitsrelevant

Troponinbestimmgung wg. Verdacht auf Myokardinfarkt

  • Der oben angegebene Grenzwert für Troponin muss für Frauen wahrscheinlich gesenkt werden, um Unterdiagnosen von Myokardinfarkten zu reduzieren [2].
  • Beim hochsensitiven Troponin-Test (hs-cTnT) soll für den Fall initial nicht aussagekräftiger Werte eine zweite Messung schon nach drei Stunden („3-Stunden-Ausschlussprotokoll“) erfolgen.
    Bei Verdacht auf NSTEMI soll eine zweite hs-Troponin-Bestimmung schon nach einer Stunde (1-Stunden-Ein- und Ausschluss-Algorithmus) erfolgen [6].
  • COMPASS MI-Studie („Calculation of Myocardial Infarction Risk Probabilities to Manage Patients with Suspicion of Myocardial Infarction“): 
    • „low risk“-Konstellation: beispielsweise Troponin I-Konzen­tration < 6 ng/l bei der Erstuntersuchung und einem absoluten Anstieg um weniger als 4 ng/l nach 45 bis 120 Minuten (negative Vorhersagewert der zweiten Probenentnahme betrug 99,5 %); bei 0,2 % der Patienten kam es  bei dieser Konstellation in den folgenden 30 Tagen zu einem Myokardinfarkt oder Todesfall [11].
      Compass MI (Risikokalkulator)

Laborparameter bei Verdacht auf Myokardinfarkt (aktuelle Empfehlung)

Primär empfohlen (ESC 2023, ACC/AHA 2024):

  • High-sensitivity Troponin T (hs-TnT) oder High-sensitivity Troponin I (hs-TnI)  Goldstandard.
  • Creatinkinase (CK) – optional für die Verlaufskontrolle.
  • CK-MB (Creatinkinase-Myokardtyp) – nur in Sonderfällen (z. B. Reinfarktdiagnostik bei persistierendem Troponinanstieg).

Zusätzlich empfohlen:

  • BNP oder NT-proBNP – bei Verdacht auf Herzinsuffizienz.
  • D-Dimere – zur Abklärung einer Lungenembolie.
  • C-reaktives Protein (CRP) – zur Detektion entzündlicher Prozesse.
  • Nierenfunktionsparameter (Kreatinin, Harnstoff) – wichtig für Therapieentscheidungen.

Troponin-Erhöhung ohne Verdacht auf Myokardinfarkt 

  • Unselektiver Einsatz des Troponin-Tests in der Notfallaufnahme (ohne Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom): Jeder 8. Patient hatte einen Anstieg des hs-cTnT (bes. betroffen: ältere und multimorbide Patienten); 99,5 % hatten keinen Myokardinfarkt [10]. 
  • Bei Patienten mit HFrEF (heart failure with reduced ejection fraction) – auch „systolische“ Herzinsuffizienz genannt – gehen diese einher mit einem erhöhten Risiko für künftige klinische Ereignisse.
  • Bei Patienten mit HFpEF (heart failure with preserved ejection fraction) – auch „diastolische“ Herzinsuffizienz genannt – war die Mortalität (Sterberate) während des Klinikaufenthaltes (primärer Endpunkt) in der Gruppe mit Troponin-Erhöhung mehr als doppelt so hoch wie in der Gruppe mit normalen Troponin-Werten (3,95 % vs. 1,84 %) [7].
  • Der Troponin-T-Wert ist derzeit der wichtigste Risikofaktor für die postoperative Mortalität (Sterblichkeitsrate). Zwischen dem Anstieg des Wertes und dem Tod liegen bei den meisten Patienten 6 Tage oder mehr (Zeit für Intervention: Acetylsalicylsäure (ASS), Statine).
  • Erhöhte Troponin-T-Konzentrationen bei Diabetespatienten mit stabiler Angina pectoris (AP) waren mit einer 85 % höheren kardiovaskulären Ereignisrate (Myokardinfarkt, Apoplex/Schlaganfall) assoziiert. Auch die Gesamtmortalität nach 5 Jahren war hochsignifikant unterschiedlich. Bei erhöhtem Troponin T starben 19,6 %, gegenüber 7,1 % bei normalen Werten (p <0,001) [4].
  • Der Troponinwert hat nur eine geringe Vorhersagewahrscheinlichkeit für eine koronare Herzkrankheit (KHK) [1].
  • Der hochsensitive Troponin-Test (hs-cTnT) zeigte in einer Studie im Vergleich zum Calcium-Score (Kardio-Computertomographie, Kardio-CT), dass die hs-cTnT-Konzentrationen und der Calcium-Score unabhängig voneinander mit einem erhöhten Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) assoziiert waren. Der hs-cTnT-Test ist somit imstande, eine subklinische Atherosklerose und Risiken für kardiovaskuläre Erkrankungen festzustellen [3].
  • Daten der WOSCOP-Studie zeigen, dass der Baseline-Troponin-Wert (hs-cTnT) als unabhängiger Prädiktor für das Auftreten eines Myokardinfarkts (Herzinfarkt) oder kardiovaskulär bedingten Todes anzusehen ist. Des Weiteren wurde festgestellt, dass Statine unabhängig von der LDL-Cholesterin-Senkung einen Abfall des Troponins bewirken [8].
  • Troponin als Prognosemarker bei Dyspnoe (Atemnot) ohne Myokardinfarkt: Je höher die hs-cTnT-Spiegel dieser Patienten sind, desto höher ist ihr Risiko, innerhalb von drei Monaten zu sterben: Bei Werten im Vergleich zum Referenzwert von < 15 ng/l stieg das Risiko innerhalb von drei Monaten zu versterben, bei einem hs-cTnT-Spiegel von 15-100 ng/l auf knapp das Vierfache, bei Werten > 100 ng/l auf gut das Zehnfache [16].
  • Leistungssport:
    • Nach erschöpfender Ausdauerbelastung (Leistungssportler) kann es zu einem belastungsinduzierten Troponin-Anstieg kommen, ohne dass eine krankheitsbedingte Ursache vorliegen muss. Die Werte normalisieren sich normalerweise binnen 24 Stunden und erreichen nach 24 bis 48 Stunden (maximal 72 h) wieder den Normalbereich.
    • Bei Teilnehmern des Nijmegen Marsches (30-55 km langer Marsch): 9 % der Teilnehmer hatten nach dem Marsch einen Anstieg des Troponin I auf > 0,04 µg/L; diese Teilnehmer zeigten nach einer Nachbeobachtungszeit von ca. dreieinhalb Jahren eine höhere kardiovaskuläre Ereignisrate als Teilnehmer ohne relevanten Troponin-I-Anstieg (27 % vs. 7 %, HR 2,48 [95 % KI, 1,29-4,78]). Fazit: Ein Anstieg kardialer Nekrosemarker nach größerer Anstrengung ist ein früher Marker eines erhöhten kardiovaskulären Risikos und erhöhter Mortalität (Sterberate) [12].

Literatur

  1. Stripe B et al.: The Diagnostic Yield of Cardiac Catheterization in Low-Risk Troponinemia. JAMA Intern Med 2013; 173: 2088-2090
  2. Schah ASV et al.: High sensitivity cardiac troponin and the under-diagnosis of myocardial infarction in women: prospective cohort study. BMJ 2015.350. doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.g7873
  3. Kitagawa N et al.: High-sensitivity cardiac troponin T is associated with coronary artery calcification. doi: http://dx.doi.org/10.1016/j.jcct.2015.01.015
  4. Everett BM et al.: Troponin and cardiac events in stable ischemic heart disease and diabetes. N Engl J Med. 2015;373:610-20
  5. Sedaghat-Hamedani F et al.: Biomarker Changes after Strenuous Exercise Can Mimic Pulmonary Embolism and Cardiac Injury – A Metaanalysis of 45 Studies. Clinical Chemistry 61:10
  6. Roffi M, Patrono C, Collet JP et al.: 2015 ESC Guidelines for the management of acute coronary syndromes in patients presenting without persistent ST-segment elevation: Task Force for the Management of Acute Coronary Syndromes in Patients Presenting without Persistent ST-Segment Elevation of the European Society of Cardiology (ESC). Eur Heart J. 2015 Aug 29. doi: 10.1093/eurheartj/ehv320
  7. Overbeck P:  „Diastolische“ Herzinsuffizienz: Warum Troponin-Messung hilfreich sein könnte. Kardiologie.org - Herzinsuffizienz Nachrichten
  8. Pandey A et al.: Factors associated with and prognostic implications of cardiac troponin elevation in decompensated heart failure with preserved ejection fraction: Findings from the American Heart Association Get With The Guidelines-Heart Failure program. JAMA Cardiol 2016 Dec 28. doi: 10.1001/jamacardio.2016.4726
  9. Ford I et al.: High-Sensitivity Cardiac Troponin, Statin Therapy, and Risk of Coronary Heart Disease. Journal of the American College of Cardiology Volume 68, Issue 25, December 2016. doi: 10.1016/j.jacc.2016.10.020
  10. Lee KK et al.: Prevalence, determinants and clinical associations of high-sensitivity cardiac troponin in patients attending the Emergency Department. Am J Med 2018; https://doi.org/10.1016/j.amjmed.2018.10.002
  11. Neumann JT et al.: Application of High-Sensitivity Troponin in Suspected Myocardial Infarction N Engl J Med 2019; 380:2529-2540 doi: 10.1056/NEJMoa1803377
  12. Vincent L et al.: Exercise-Induced Cardiac Troponin I Increase and Incident Mortality and Cardiovascular Events. Circulation.12 Aug 2019 https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.119.041627
  13. Gallacher PJ et al.: Use of High-Sensitivity Cardiac Troponin in Patients With Kidney Impairment A Randomized Clinical Trial JAMA Intern Med. Published online June 7, 2021. doi:10.1001/jamainternmed.2021.1184
  14. Lopez-Ayala P et al. Novel Criteria for the Observe-Zone of the ESC 0/1h-hs-cTnT Algorithm. Circulation 2021; https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.120.052982
  15. Ruetzler K et al.: Diagnosis and Management of Patients With Myocardial Injury After Noncardiac Surgery: A Scientific Statement From the American Heart Association Circulation. 2021;144:e287-e305 https://doi.org/10.1161/CIR.0000000000001024
  16. Wessman T et al.: Myocardial injury defined as elevated high-sensitivity cardiac troponin T is associated with higher mortality in patients seeking care at emergency departments with acute dyspnea. Wessman et al. BMC Emerg Med 2023;23:40 https://doi.org/10.1186/s12873-023-00787-w
  17. Lowry MTH et al.: Troponin in early presenters to rule out myocardial infarction. Eur Heart J 2023; https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad376

Leitlinien

  1. Roffi M, Patrono C, Collet JP et al.: 2015 ESC Guidelines for the management of acute coronary syndromes in patients presenting without persistent ST-segment elevation: Task Force for the Management of Acute Coronary Syndromes in Patients Presenting without Persistent ST-Segment Elevation of the European Society of Cardiology (ESC). Eur Heart J. 2015 Aug 29. doi: 10.1093/eurheartj/ehv320