CK-MB

Die CK-MB (Creatinkinase-Myokardtyp) ist ein Isoenzym der Creatinkinase (CK) und kommt vor allem im Myokard (Herzmuskel) vor. Sie macht etwa 6 % der gesamten Creatinkinaseaktivität aus. Geringe Mengen finden sich auch im Skelettmuskel (Bewegungsmuskel), insbesondere bei Muskelverletzungen oder muskulären Erkrankungen.

Klinische Bedeutung

Die CK-MB wird hauptsächlich in der Diagnostik des Myokardinfarkts (Herzinfarkts) verwendet, spielt heute jedoch nur noch eine ergänzende Rolle, da hochsensitive Troponine (hs-TnT, hs-TnI) als primäre Marker etabliert sind. Die CK-MB bleibt in bestimmten Situationen klinisch relevant:

  • Früherkennung eines Reinfarkts (erneuter Herzinfarkt) (besonders bei persistierend erhöhtem Troponin)
  • Verlaufskontrolle nach Infarkt
  • Unklare Erhöhungen von Troponin (Herzmuskeleiweiß), insbesondere bei Niereninsuffizienz (Nierenschwäche), Sepsis (Blutvergiftung) oder chronischer Myopathie (chronische Muskelerkrankung), da CK-MB hier oft spezifischer ist.

Dynamik der CK-MB nach Myokardinfarkt (Herzinfarkt)

  • Anstieg: 3-12 Stunden nach Symptombeginn
  • Gipfel: 12-24 Stunden
  • Normalisierung: nach 48-72 Stunden

Diese zeitliche Dynamik ermöglicht insbesondere die Diagnose eines Reinfarkts (erneuter Herzinfarkt), da Troponine oft noch länger erhöht bleiben (bis zu 10 Tage).

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum (flüssiger Anteil des Blutes nach Gerinnung)
  • Proben sollten abzentrifugiert werden, um Hämolyse (Auflösung der roten Blutkörperchen) zu vermeiden (Hämolyse kann die CK- und CK-MB-Werte artefiziell erhöhen).

Vorbereitung des Patienten

  • Keine spezifische Vorbereitung erforderlich.

Störfaktoren

  • Ethnische Unterschiede: Personen mit dunkler Hautfarbe können bis zu 1,5-fach höhere Werte aufweisen.
  • Medikamente und Substanzen: Präparate zur Gewichtsreduktion mit Cheyennepfeffer, Bitterorange oder Amphetaminen (anregende Substanzen) können durch myokardiale Schädigung (Herzmuskelverletzung) CK-MB erhöhen.
  • Hämolyse (Auflösung der roten Blutkörperchen): Freisetzung von Adenylatkinase aus Erythrozyten (rote Blutkörperchen) kann die CK- und CK-MB-Konzentrationen verfälschen.

Referenzbereiche

Referenzbereich CK-MB (U/l)
Neuer Bereich (37 °C) 0-25
Alter Bereich (25 °C) 0-10

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Verdacht auf Myokardinfarkt (Herzinfarkt) – vor allem wenn Troponin nicht eindeutig interpretierbar ist.
  • Verlaufskontrolle bei Myokardinfarkt (Herzinfarkt) (grobe Abschätzung der Infarktgröße).
  • Reinfarktdiagnostik (Erkennung eines erneuten Herzinfarkts) – da CK-MB schneller normalisiert als Troponin.

Interpretation

Erhöhte Werte

  • Akuter Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
  • Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
  • Herzoperationen oder andere kardiale Interventionen (Eingriffe am Herzen)
  • Schwere Muskelverletzungen

Erniedrigte Werte

  • Nicht klinisch relevant.

Laborparameter bei Verdacht auf Myokardinfarkt (Herzinfarkt) (aktuelle Empfehlung 2025)

Primär empfohlen

  • High-sensitivity Troponin T (hs-TnT) oder High-sensitivity Troponin I (hs-TnI)Goldstandard.
  • Kreatinkinase (CK) – optional zur Verlaufskontrolle.
  • CK-MB – nur in speziellen Fällen (z. B. Reinfarktdiagnostik oder unklare Troponinbefunde).

Zusätzlich empfohlen (zur Differenzialdiagnose/Prognose)

  • BNP/NT-proBNP (Herzschwäche-Marker) – zur Einschätzung einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder Volumenbelastung.
  • D-Dimere – zur Differenzialdiagnose (z. B. Lungenembolie).
  • C-reaktives Protein (CRP) (Entzündungsmarker) – Entzündungsmarker (erhöht z. B. bei Perikarditis [Herzbeutelentzündung]).
  • Nierenfunktionsparameter – Kreatinin, Harnstoff (wichtig für Therapieentscheidungen).

Aktueller Stellenwert im klinischen Alltag

Die CK-MB hat im Vergleich zu den Troponinen (Herzmuskeleiweißen) an Bedeutung verloren, bleibt aber in bestimmten klinischen Konstellationen (wie der Reinfarktdiagnostik oder bei Interferenzen der Troponinwerte) weiterhin relevant.

Literatur

  1. Thygesen K, et al. Fourth Universal Definition of Myocardial Infarction (2018). Eur Heart J. 2019;40(3):237-269. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehy462
  2. ESC Guidelines for the diagnosis and management of acute coronary syndromes in patients presenting without persistent ST-segment elevation (2023). Eur Heart J. 2023. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad191