hs-Troponin T (hs-TnT) / hs-Troponin I (hs-TnI)
Beim Troponin T (TnT) handelt es sich um ein Strukturprotein, das in quergestreifter Muskulatur einschließlich des Myokards (Herzmuskel) vorkommt. Man unterscheidet folgende Untereinheiten:
- Inhibitorisch – I
- Tropomyosinbindung – T
- Calciumbindung – C
Die Unterformen I (Troponin I) und T (Troponin T) sind im Skelett- und Herzmuskel vorhanden. Die kardialen Isoformen (cTnI, cTnT) sind hochspezifisch für das Myokard und werden bei kardialen Zellschäden freigesetzt.
Kinetik nach Myokardschädigung (Herzmuskelschädigung):
- Anstieg: 3-8 Stunden nach Infarktereignis
- Maximale Werte: 12-96 Stunden
- Rückkehr zum Normbereich: nach circa 10-14 Tagen
Beachte: Die diagnostische Sensitivität des Troponin T bei mehrstündigem Myokardinfarkt beträgt > 94 %.
Das Verfahren
Benötigtes Material
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Blutserum oder Plasma (EDTA- oder Lithium-Heparin-Plasma, je nach Labormethode)
Patientenvorbereitung
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Zur kardiovaskulären Risikostratifizierung (hs-cTnT) sollten 48 Stunden vor der Blutabnahme intensive körperliche Belastungen und Stresstests vermieden werden.
Störfaktoren
- Diätetische oder pharmazeutische Präparate (Cheyennepfeffer, Bitterorange, Amphetamine) können durch sympathische Aktivierung Troponin erhöhen.
- Hämolyse kann falsch niedrige Troponinwerte verursachen (besonders bei hs-TnI).
Referenzwerte und Bewertung
Konventionelles Troponin – Normwert/Bewertung
< 0,4 μg/l |
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0,4-2,3 μg/l |
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> 2,3 μg/l |
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High-sensitive (Troponin Ths; hs-cTnT; hs-cTnT; hs-cTnI) – Normwert/Bewertung
< 14 ng/l (0,014 ng/ml/14 pg/ml) |
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14-50 ng/l (> 0,014-0,050 ng/ml bzw. > 14 - 50 pg/ml) |
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> 50 ng/ml (> 0,050 ng/ml bzw. > 50 pg/ml) gelten als eindeutig positiv |
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Wichtig: Für Frauen gelten zum Teil niedrigere Grenzwerte (ESC-Empfehlung), oft 9-14 ng/l, je nach Testkit.
ESC 0/1h Rule-Out/-In-Algorithmus (2020 ESC-Leitlinie)** [14]
Rule-Out-Kriterien:
- hs-cTnT < 15 ng/l nach 3 Stunden UND
- absolute Änderung < 4 ng/l zwischen 0-3 Stunden
Sensitivität: 99,2 %, negativer prädiktiver Wert (NPV): 99,3 %
Rule-In-Kriterien:
-
absolute Zunahme von ≥ 6 ng/l innerhalb von 3 Stunden
Spezifität: 98 %, positiver prädiktiver Wert (PPV): 85,7 %
Hinweis: Ein hs-cTnI unterhalb der Nachweisgrenze (< 2 ng/l) hat in der Notaufnahme eine Sensitivität von 99,4 % und einen NPV von 99,7 % – erlaubt bei "Early Presentern" (< 3 Stunden nach Symptombeginn) oft den sofortigen Ausschluss eines Myokardinfarkts.
ESC 0/3h-Algorithmus: Empfehlung auf Klasse IIa herabgestuft.
Hinweis: Ein einzelner hs-cTnI unterhalb der Nachweisgrenze (< 2 ng/l) hat eine Sensitivität und einen negativen Vorhersagewert (NPV) von 99,4% und 99,7% für einen Myokardinfarkt (Herzinfarkt). Early-Presentern (≤ 3 Stunden nach Einsetzen der Symptome) ermöglicht eine einmalige Messung eines hs-cTnI unter der Nachweisgrenze damit einen sicheren Ausschluss eines Myiókardinfarkt [17].
Indikationen
- Verdacht auf akutes Koronarsyndrom (ACS) (akute Durchblutungsstörung des Herzens) einschließlich Myokardinfarkt
- Differenzierung akuter vs. chronischer Myokardschäden (Unterscheidung von frischen und länger bestehenden Herzmuskelschäden)
- Prognoseabschätzung bei Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Kardiovaskuläre Risikostratifizierung (hs-cTnT) (Abschätzung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen)
Beachte: Troponin sollte nur bei klinischer Indikation gemessen werden, nicht als generelles Screening!
Interpretation
Interpretation erhöhter Werte
- Amyloidose – extrazelluläre ("außerhalb der Zelle") Ablagerungen von Amyloiden (abbauresistente Proteine), die u. a. zu einer Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung), Neuropathie (Erkrankung des peripheren Nervensystems) und Hepatomegalie (Lebervergrößerung) führen können.
- Aortendissektion (Synonym: Aneurysma dissecans aortae) – akute Aufspaltung (Dissektion) der Wandschichten der Aorta (Hauptschlagader), mit einem Einriss der inneren Schicht der Gefäßwand (Intima) und einer Einblutung zwischen der Intima und der Muskelschicht der Gefäßwand (äußere Media), im Sinne eines Aneurysma dissecans (krankhafte Ausweitung der Schlagader)
- Aortenklappenerkrankungen
- Apoplex (Schlaganfall)
- ARDS (acute respiratory distress syndrome) – akutes Lungenversagen
- Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen)
- Großflächige Verbrennungen mit > 30 % der Körperoberfläche
- Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche; beim hs-cTnT bzw. beim TNT*)
- Hypertensive Krise* – Blutdruckentgleisung mit Werten > 200 mmHg
- Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
- Instabile Angina pectoris (Brustenge; Herzschmerzen) (Nachweis von Mikroinfarzierungen)
- Kardiomyopathie – Herzmuskelerkrankung, die zu einer eingeschränkten Herzfunktion führt
- Kongestive Herzinsuffizienz, schwere akute oder chronische
- Koronarsyndrom, akutes – Spektrum von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das von der instabilen Angina pectoris (UA) bis zu den beiden Hauptformen des Myokardinfarkts (Herzinfarkt), dem Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) und dem ST-Hebungsinfarkt (STEMI)
- Lungenembolie – Verschluss einer oder mehrerer Lungengefäße durch einen Thrombus (Blutpfropf), meist auf Grundlage einer Thrombose
- Myokardinfarkt (Herzinfarkt), akuter oder subakuter (kleinerer Infarkt, ein größerer Infarkt im Frühstadium)*
- Myokarditis* (Herzmuskelentzündung), Endokarditis (Herzinnenhautentzündung), Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
- u. a. auch immunassoziierte Myokarditis als Nebenwirkung von Checkpoint-Inhibitoren (Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): 1-2 %; Letalität (Sterblichkeit): extrem hoch, unter Kombinationstherapien bis zu 67 %)
- Niereninsuffizienz (Nierenschwäche), akute und chronische * (wg. Niere filtert das kardiale Enzym) – hs-cTnI ist häufiger erhöht als das cTnI (47 Prozent vs. 37 Prozent); bei ACS-Verdacht (Akutes Koronarsyndrom) und Niereninsuffizienz ist das hs-CTnl mit Vorsicht zu interpretieren [13]
- Perioperative Myokardschädigungen (engl. myocardial injury after noncardiac surgery, MINS)/Herzmuskelschädigungen während einer Operation
- Pulmonale Hypertonie (PH; Lungenhochdruck)
- Rhabdomyolyse – Auflösung der Skelettmuskulatur
- Sarkoidose (Synonyme: Morbus Boeck; Morbus Schaumann-Besnier) – systemische Erkrankung des Bindegewebes mit Granulombildung
- Schock*
- Schwere akute Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Schwere chronische Herzinsuffizienz
- Schwere pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck)
- Sepsis (Blutvergiftung)
- Sklerodermie – autoimmunbedingte Bindegewebserkrankung, die zu den Kollagenosen gezählt wird
- Stress-Kardiomyopathie* (Synonyme: Broken-Heart-Syndrom (Gebrochenes-Herz-Syndrom), Tako-Tsubo-Kardiomyopathie (Takotsubo-Kardiomyopathie), Tako-Tsubo Cardiomyopathie (TTC), Tako-Tsubo-Syndrom (Takotsubo-Syndrom, TTS), transiente linksventrikuläre apikale Ballonierung) – primäre Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung), die durch eine kurzfristige Einschränkung der Myokardfunktion (Herzmuskelfunktion) bei insgesamt unauffälligen Koronargefäßen (Herzkranzgefäße) charakterisiert ist; klinische Symptomatik: Symptome eines akuten Myokardinfarkts (Herzinfarkt) mit akutem Thoraxschmerz (Brustschmerzen), typischen EKG-Veränderungen und Anstieg der myokardialen Marker im Blut; bei ca. 1-2 % der Patienten mit der Verdachtsdiagnose eines akuten Koronarsyndroms findet sich bei einer Herzkatheteruntersuchung statt der vermeintlichen Diagnose einer koronaren Herzerkrankung (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung) eine TTC; bei nahezu 90 % der von einer TTC betroffenen Patienten handelt es sich um Frauen im postmenopausalen Alter; erhöhte Mortalität (Sterberate) bei jüngeren Patienten, insbesondere bei Männern, was maßgeblich bedingt ist durch eine erhöhte Rate an zerebralen Blutungen (Hirnblutungen) und epileptischen Anfällen; mögliche Trigger sind Stress, Angst, schwere körperliche Arbeit, Asthmaanfall oder eine Gastroskopie (Magenspiegelung); Risikofaktoren für einen plötzlichen Herztod beim TTC sind: männliches Geschlecht, jüngeres Lebensalter, verlängertes QTc-Interval, apikaler TTS-Typ und akute neurologische Störungen
- Subarachnoidalblutung (SAB; Hirnblutung)
- Systolische Herzinsuffizienz (Kongestive Herzinsuffizienz; Abnahme der linksventrikulären Pumpfunktion (LVEF < 50 %), schwere akute oder chronische
- Tachy- oder Bradyarrhythmien (unregelmäßiger Herzschlag, der mit einer Tachykardie (> 100 Herzschläge pro Minute) bzw. Bradykardie (< 60 Herzschläge pro Minute) einhergeht) – z. B. tachykardes Vorhofflimmern (VHF)
- Trauma (Verletzungen) – z. B. Thoraxkompression
- Zustand nach Ablation/Katheterablation – operative Abtragung bei speziellen Herzerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Kardiomyopathie
- Zustand nach Defibrillation (Behandlungsmethode gegen die lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen Kammerflimmern und Kammerflattern, bei der durch starke Stromstöße die normale Herzaktivität wiederhergestellt werden soll)
- Zustand nach Endomyokardbiopsie – Gewebeentnahme aus der Herzinnenschicht
- Zustand nach Kardioversion – Elektrotherapie zur Rhythmisierung des Herzrhythmus
- Zustand nach perkutaner koronaren Intervention bzw. perkutaner Koronarintervention (Abkürzung PCI; Synonym: Perkutane transluminale koronare Angioplastie, PTCA)
- Zustand nach größeren nicht herzchirurgischen Operationen – jeder 5. Patient zeigt asymptomatischen Anstieg des Troponin-T-Werts, der ein erhöhtes postoperatives Sterberisiko anzeigt [15]
- Zustand nach längeren Ausdauerbelastungen – Extremsport wie Marathon [5]
- Verbrennungen, wenn diese mehr als 30 % der Körperoberfläche betreffen
- Intoxikation (Vergiftung) mit Kardiotoxinen wie Adriamycin, 5-Fluorouracil, Herceptin, Schlangengifte
*Häufige Krankheiten bei Troponin-T-Werten nur leicht oberhalb der Norm
Beachte: Ältere Menschen weisen häufig erhöhte Konzentrationen von Troponin T auf; ursächlich dafür sind Abfall der Nierenfunktion, subklinische kardiale Veränderungen und Komorbiditäten wie Diabetes mellitus oder Hypertonie.
Siehe unten COMPASS-MI (Risikokalkulator)
Interpretation erniedrigter Werte
- Nicht krankheitsrelevant
Troponinbestimmgung wg. Verdacht auf Myokardinfarkt
- Der oben angegebene Grenzwert für Troponin muss für Frauen wahrscheinlich gesenkt werden, um Unterdiagnosen von Myokardinfarkten zu reduzieren [2].
- Beim hochsensitiven Troponin-Test (hs-cTnT) soll für den Fall initial nicht aussagekräftiger Werte eine zweite Messung schon nach drei Stunden („3-Stunden-Ausschlussprotokoll“) erfolgen.
Bei Verdacht auf NSTEMI soll eine zweite hs-Troponin-Bestimmung schon nach einer Stunde (1-Stunden-Ein- und Ausschluss-Algorithmus) erfolgen [6]. - COMPASS MI-Studie („Calculation of Myocardial Infarction Risk Probabilities to Manage Patients with Suspicion of Myocardial Infarction“):
- „low risk“-Konstellation: beispielsweise Troponin I-Konzentration < 6 ng/l bei der Erstuntersuchung und einem absoluten Anstieg um weniger als 4 ng/l nach 45 bis 120 Minuten (negative Vorhersagewert der zweiten Probenentnahme betrug 99,5 %); bei 0,2 % der Patienten kam es bei dieser Konstellation in den folgenden 30 Tagen zu einem Myokardinfarkt oder Todesfall [11].
Compass MI (Risikokalkulator)
- „low risk“-Konstellation: beispielsweise Troponin I-Konzentration < 6 ng/l bei der Erstuntersuchung und einem absoluten Anstieg um weniger als 4 ng/l nach 45 bis 120 Minuten (negative Vorhersagewert der zweiten Probenentnahme betrug 99,5 %); bei 0,2 % der Patienten kam es bei dieser Konstellation in den folgenden 30 Tagen zu einem Myokardinfarkt oder Todesfall [11].
Laborparameter bei Verdacht auf Myokardinfarkt (aktuelle Empfehlung)
Primär empfohlen (ESC 2023, ACC/AHA 2024):
- High-sensitivity Troponin T (hs-TnT) oder High-sensitivity Troponin I (hs-TnI) – Goldstandard.
- Kreatinkinase (CK) – optional für die Verlaufskontrolle.
- CK-MB (Creatinkinase-Myokardtyp) – nur in Sonderfällen (z. B. Reinfarktdiagnostik bei persistierendem Troponinanstieg).
Zusätzlich empfohlen:
- BNP oder NT-proBNP – bei Verdacht auf Herzinsuffizienz.
- D-Dimere – zur Abklärung einer Lungenembolie.
- C-reaktives Protein (CRP) – zur Detektion entzündlicher Prozesse.
- Nierenfunktionsparameter (Kreatinin, Harnstoff) – wichtig für Therapieentscheidungen.
Troponin-Erhöhung ohne Verdacht auf Myokardinfarkt
- Unselektiver Einsatz des Troponin-Tests in der Notfallaufnahme (ohne Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom): Jeder 8. Patient hatte einen Anstieg des hs-cTnT (bes. betroffen: ältere und multimorbide Patienten); 99,5 % hatten keinen Myokardinfarkt [10].
- Troponin-Erhöhungen ohne Herzinfarkt zeigen ebenfalls Myokardschaden an:
- Bei Patienten mit HFrEF (heart failure with reduced ejection fraction) – auch „systolische“ Herzinsuffizienz genannt – gehen diese einher mit einem erhöhten Risiko für künftige klinische Ereignisse.
- Bei Patienten mit HFpEF (heart failure with preserved ejection fraction) – auch „diastolische“ Herzinsuffizienz genannt – war die Mortalität (Sterberate) während des Klinikaufenthaltes (primärer Endpunkt) in der Gruppe mit Troponin-Erhöhung mehr als doppelt so hoch wie in der Gruppe mit normalen Troponin-Werten (3,95 % vs. 1,84 %) [7].
- Der Troponin-T-Wert ist derzeit der wichtigste Risikofaktor für die postoperative Mortalität (Sterblichkeitsrate). Zwischen dem Anstieg des Wertes und dem Tod liegen bei den meisten Patienten 6 Tage oder mehr (Zeit für Intervention: Acetylsalicylsäure (ASS), Statine).
- Erhöhte Troponin-T-Konzentrationen bei Diabetespatienten mit stabiler Angina pectoris (AP) waren mit einer 85 % höheren kardiovaskulären Ereignisrate (Myokardinfarkt, Apoplex/Schlaganfall) assoziiert. Auch die Gesamtmortalität nach 5 Jahren war hochsignifikant unterschiedlich. Bei erhöhtem Troponin T starben 19,6 %, gegenüber 7,1 % bei normalen Werten (p <0,001) [4].
- Der Troponinwert hat nur eine geringe Vorhersagewahrscheinlichkeit für eine koronare Herzkrankheit (KHK) [1].
- Der hochsensitive Troponin-Test (hs-cTnT) zeigte in einer Studie im Vergleich zum Calcium-Score (Kardio-Computertomographie, Kardio-CT), dass die hs-cTnT-Konzentrationen und der Calcium-Score unabhängig voneinander mit einem erhöhten Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) assoziiert waren. Der hs-cTnT-Test ist somit im Stande eine subklinische Atherosklerose und Risiken für kardiovaskuläre Erkrankungen festzustellen [3].
- Daten der WOSCOP-Studie zeigen, dass der Baseline-Troponin-Wert (hs-cTnT) als unabhängiger Prädiktor für das Auftreten eines Myokardinfarkts (Herzinfarkt) oder kardiovaskulär bedingten Todes anzusehen ist. Des Weiteren wurde festgestellt, dass Statine unabhängig von der LDL-Cholesterin-Senkung einen Abfall des Troponins bewirken [8].
- Troponin als Prognosemarker bei Dyspnoe (Atemnot) ohne Myokardinfarkt: je höher die hs-cTnT-Spiegel dieser Patienten sind, desto höher ist ihr Risiko, innerhalb von drei Monaten zu sterben: bei Werten im Vergleich zum Referenzwert von < 15 ng/l stieg das Risiko innerhalb von drei Monaten zu versterben, bei einem hs-cTnT-Spiegel von 15-100 ng/l auf knapp das Vierfache, bei Werten > 100 ng/l auf gut das Zehnfache [16].
- Leistungssport:
- Nach erschöpfender Ausdauerbelastung (Leistungssportler) kann es zu einem belastungsinduzierten Troponin-Anstieg kommen, ohne dass eine krankheitsbedingte Ursache vorliegen muss. Die Werte normalisieren sich normalerweise binnen 24 Stunden und erreichen nach 24 bis 48 Stunden (maximal 72 h) wieder den Normalbereich.
- Bei Teilnehmer des Nijmegen Marsches (30-55 km langer Marsch): 9 % der Teilnehmer hatten nach dem Marsch ein Anstieg des Troponin I auf > 0,04 µg/L; diese Teilnehmer zeigten nach einer Nachbeobachtungszeit von ca. dreieinhalb Jahren eine höhere kardiovaskuläre Ereignisrate als Teilnehmer ohne relevanten Troponin-I-Anstieg (27 % vs. 7 %, HR 2,48 [95 % KI, 1,29-4,78]). Fazit: Ein Anstieg kardialer Nekrosemarker nach größerer Anstrengung ist ein früher Marker eines erhöhten kardiovaskulären Risikos und erhöhter Mortalität (Sterberate) [12].
Literatur
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- Schah ASV et al.: High sensitivity cardiac troponin and the under-diagnosis of myocardial infarction in women: prospective cohort study. BMJ 2015.350. doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.g7873
- Kitagawa N et al.: High-sensitivity cardiac troponin T is associated with coronary artery calcification. doi: http://dx.doi.org/10.1016/j.jcct.2015.01.015
- Everett BM et al.: Troponin and cardiac events in stable ischemic heart disease and diabetes. N Engl J Med. 2015;373:610-20
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- Roffi M, Patrono C, Collet JP et al.: 2015 ESC Guidelines for the management of acute coronary syndromes in patients presenting without persistent ST-segment elevation: Task Force for the Management of Acute Coronary Syndromes in Patients Presenting without Persistent ST-Segment Elevation of the European Society of Cardiology (ESC). Eur Heart J. 2015 Aug 29. doi: 10.1093/eurheartj/ehv320
- Overbeck P: „Diastolische“ Herzinsuffizienz: Warum Troponin-Messung hilfreich sein könnte. Kardiologie.org - Herzinsuffizienz Nachrichten
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- Ford I et al.: High-Sensitivity Cardiac Troponin, Statin Therapy, and Risk of Coronary Heart Disease. Journal of the American College of Cardiology Volume 68, Issue 25, December 2016. doi: 10.1016/j.jacc.2016.10.020
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- Neumann JT et al.: Application of High-Sensitivity Troponin in Suspected Myocardial Infarction N Engl J Med 2019; 380:2529-2540 doi: 10.1056/NEJMoa1803377
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- Gallacher PJ et al.: Use of High-Sensitivity Cardiac Troponin in Patients With Kidney Impairment A Randomized Clinical Trial JAMA Intern Med. Published online June 7, 2021. doi:10.1001/jamainternmed.2021.1184
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- Ruetzler K et al.: Diagnosis and Management of Patients With Myocardial Injury After Noncardiac Surgery: A Scientific Statement From the American Heart Association Circulation. 2021;144:e287-e305 https://doi.org/10.1161/CIR.0000000000001024
- Wessman T et al.: Myocardial injury defined as elevated high-sensitivity cardiac troponin T is associated with higher mortality in patients seeking care at emergency departments with acute dyspnea. Wessman et al. BMC Emerg Med 2023;23:40 https://doi.org/10.1186/s12873-023-00787-w
- Lowry MTH et al.: Troponin in early presenters to rule out myocardial infarction. Eur Heart J 2023; https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehad376
Leitlinien
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