hs-CRP (high sensitive C-reaktives Protein)

Das hochsensitive C-reaktive Protein (hs-CRP) ist ein Akute-Phase-Protein (entzündungsbedingtes Eiweiß), das hauptsächlich in der Leber gebildet wird. Es dient als sensitiver Marker für niedriggradige subklinische Entzündungen und hat eine zentrale Bedeutung für die Abschätzung des kardiovaskulären Risikos (Herz-Kreislauf-Risikos). Im Gegensatz zum Standard-CRP ermöglicht die hochsensitive Methode die Messung sehr niedriger Konzentrationen (< 10 mg/l), die mit der Atherogenese (Entstehung von Arterienverkalkungen) und zukünftigen koronaren Ereignissen (Herzkrankheiten) assoziiert sind [2].

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum (flüssiger Bestandteil des Blutes ohne Blutkörperchen und Gerinnungsfaktoren)

Vorbereitung des Patienten

  • Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
  • Die Bestimmung sollte im stabilen Gesundheitszustand erfolgen (keine akuten Infektionen oder akuten Entzündungen)
  • Bei auffälligen Werten: Wiederholungsmessung empfohlen

Störfaktoren

  • Akute Infektionen oder systemische Entzündungen
  • Chronische Entzündungen (z. B. rheumatoide Arthritis)
  • Rauchen
  • Adipositas (starkes Übergewicht)
  • Intensive körperliche Belastung kurz vor der Blutabnahme

Normwerte

hs-CRP-Wert hs-CRP-bedingtes Risiko
< 1,0 mg/l Niedriges Risiko
1,0-3,0 mg/l Mittleres Risiko
> 3,0 mg/l Hohes Risiko

Hinweis: Die Hochrisikogruppe (hs-CRP > 3,0 mg/l) hat im Vergleich zur Niedrigrisikogruppe ein etwa 2-fach erhöhtes relatives Risiko für zukünftige koronare Ereignisse (Herzkrankheiten) [2].

Indikationen

  • Primärprävention (Vorbeugung vor dem ersten Auftreten einer Erkrankung) – Abschätzung des kardiovaskulären Risikos bei asymptomatischen Personen mit intermediärem Risiko [2]

  • Sekundärprävention (Vorbeugung vor dem Fortschreiten einer bestehenden Erkrankung) – Risikostratifizierung bei bekannter kardiovaskulärer Erkrankung [2]

  • Therapiekontrolle (Überwachung des Behandlungserfolgs) – Bewertung der Wirksamkeit entzündungsmodulierender Therapien (z. B. Statine [cholesterinsenkende Medikamente]) [1]

Interpretation

Erhöhte Werte (> 3 mg/l)

  • Erhöhtes Risiko für koronare Ereignisse (z. B. Myokardinfarkt [Herzinfarkt], instabile Angina pectoris [Brustenge]) [2]
  • Hinweis auf subklinische chronische Entzündungen

Differentialdiagnosen (mögliche Ursachen) bei erhöhtem hs-CRP

Infektionen

  • Akute bakterielle Infektionen (z. B. Lungenentzündung, Blutvergiftung [Urosepsis])
  • Virale Infektionen (z. B. Grippe [Influenza], COVID-19)
  • Parasitäre Infektionen
  • Chronische Infektionen (z. B. Tuberkulose)

Autoimmunerkrankungen / entzündliche Erkrankungen

  • Rheumatoide Arthritis (Gelenkrheuma)
  • Systemischer Lupus erythematodes (Autoimmunerkrankung mit Organbeteiligung)
  • Vaskulitiden (Gefäßentzündungen)
  • Morbus Crohn, Colitis ulcerosa (chronisch-entzündliche Darmerkrankungen)
  • Psoriasisarthritis (entzündliche Gelenkerkrankung bei Schuppenflechte)

Neoplastische Erkrankungen (Tumorerkrankungen)

  • Maligne Tumoren (z. B. Bronchialkarzinom (Lungenkrebs), Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs), Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs))
  • Lymphome (Lymphdrüsenkrebs)
  • Leukämien (Blutkrebs)

Kardiovaskuläre Erkrankungen

  • Akutes Koronarsyndrom (akute Durchblutungsstörung des Herzens)
  • Chronische Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (Durchblutungsstörung der Beine)

Metabolische und andere Erkrankungen

  • Adipositas (starkes Übergewicht)
  • Metabolisches Syndrom (Stoffwechselerkrankung mit Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhten Blutzucker- und Blutfettwerten)
  • Typ-2-Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Chronische Niereninsuffizienz (eingeschränkte Nierenfunktion)

Physiologische und vorübergehende Erhöhungen

  • Schwangerschaft
  • Intensive körperliche Belastung
  • Rauchen

Zwischenwerte (1–3 mg/l)

  • Mittleres Risiko

Normale Werte (< 1 mg/l)

  • Niedriges Risiko

Hinweis: Werte sollten stets im Zusammenhang mit anderen Risikofaktoren (z. B. LDL-Cholesterin [schlechtes Cholesterin], Bluthochdruck [Hypertonie], Diabetes mellitus [Zuckerkrankheit]) interpretiert werden [2].

Weitere Hinweise

  • Die Messung von hs-CRP ergänzt klassische Risikofaktoren in der kardiovaskulären Prävention [2].
  • Einzelmessungen können durch kurzfristige Schwankungen beeinflusst werden – bei auffälligen Ergebnissen sollte eine Kontrollmessung erfolgen.
  • Die Halbwertszeit (Zeit, bis die Hälfte des Proteins abgebaut ist) von hs-CRP beträgt ca. 19 Stunden.

Weitere Diagnostik

  • Zusätzliche Risikofaktoren – Bestimmung von LDL-Cholesterin, Glucose (Blutzucker), Blutdruck, Body-Mass-Index (BMI)
  • Bildgebende Diagnostik – Ultraschalluntersuchung der Gefäße bei hohem kardiovaskulärem Risiko
  • Genetische Risikoprofile (genetische Tests bei familiärer Häufung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Literatur

  1. Ridker PM et al.: C-reactive protein levels and outcomes after statin therapy. N Engl J Med. 2005;352(1):20-28. DOI: 10.1056/NEJMoa042378
  2. Pearson TA et al.: Markers of Inflammation and Cardiovascular Disease, Applications to Clinical and Public Health Practise. A Statement for Healthcare Professionals From the Centers for Disease Control and Prevention and the American Heart Association. Circulation. 2003;107:499-511. DOI: 10.1161/01.CIR.0000052939.59093.45