Halsschlagaderverengung (extracranielle Carotisstenose) – Einleitung

Die extracranielle Carotisstenose bezeichnet die Verengung der Arteria carotis (Halsschlagader) außerhalb des knöchernen Schädels (extrakraniell). Diese Verengung resultiert meist aus einer Atherosklerose und kann das Risiko für ischämische Schlaganfälle erheblich erhöhen.

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM I65.2: Verschluss und Stenose der A. carotis

Anatomie und Funktionen

Die Arteria carotis ist eine zentrale Arterie, die das Gehirn mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Sie teilt sich in die Arteria carotis interna und externa. Die Carotis interna ist besonders anfällig für Stenosen, insbesondere im Bereich des Carotisbulbus, wo sie sich von der Arteria carotis communis aufteilt. Eine Verengung dieser Arterie kann die Blutversorgung des Gehirns erheblich beeinträchtigen und das Risiko für Schlaganfälle erhöhen.

Formen der extracraniellen Carotisstenose

Die extracranielle Carotisstenose wird je nach klinischer Präsentation und Schweregrad in verschiedene Formen unterteilt:

  • Asymptomatische Carotisstenose: Wenn in den vergangenen 6 Monaten keine stenosetypischen Symptome wie transitorische ischämische Attacken (TIA; Funktion des Gehirns ist zeitweilig (in der Regel weniger als eine Stunde) gestört) oder Schlaganfälle aufgetreten sind.
  • Symptomatische Carotisstenose: Vorhandensein von neurologischen Symptomen, die durch die verminderte zerebrale Durchblutung aufgrund der Stenose verursacht werden.

In mehr als 90 % der Fälle ist die Atherosklerose die zugrunde liegende Ursache. Bevorzugte Lokalisationen einer Carotisstenose sind der Carotisbulbus und der Abgangsbereich der Arteria carotis interna.

Ursachen

  • Atherosklerose: Hauptursache, bei der sich Plaques in den Arterienwänden ansammeln und die Gefäße verengen.
  • Risikofaktoren: Hypertonie, Rauchen, Hyperlipidämie (Fettstoffwechselstörungen), Diabetes mellitus und eine positive Familienanamnese für kardiovaskuläre Erkrankungen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen.

Häufigkeitsgipfel: Das Risiko steigt signifikant mit dem Alter.

Prävalenz:

  • In der Allgemeinbevölkerung liegt die Prävalenz der extracraniellen Carotisstenose bei etwa 0,5-1,0 %.
  • Bei Personen unter 70 Jahren beträgt die Prävalenz einer moderaten Stenose bei Männern 4,8 % und bei Frauen 2,2 %.
  • Bei Personen über 70 Jahren beträgt die Prävalenz bei Männern 12,5 % und bei Frauen 6,9 %.
  • Die Prävalenz einer hochgradigen Stenose liegt bei bis zu 4,9 %.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Die extracranielle Carotisstenose kann lange asymptomatisch bleiben, bis es zu einer kritischen Verengung kommt, die das Risiko für ischämische Ereignisse, wie z. B. Apoplexe (Schlaganfälle), erhöht.
  • Bis zu 20 % der Hirninfarkte (ischämische Schlaganfälle) werden durch Läsionen der extracraniellen, hirnversorgenden Gefäße ausgelöst.

Prognose

  • Asymptomatische Patienten haben ein geringeres Risiko für Schlaganfälle, jedoch steigt das Risiko bei zunehmendem Stenosegrad.
  • Patienten mit symptomatischer Stenose haben ein erhöhtes Risiko für wiederholte ischämische Ereignisse und profitieren häufig von einer frühzeitigen operativen oder interventionellen Therapie.

Komorbidität

  • Die Carotisstenose ist in 60-70 % der Fälle mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung) assoziiert, was die Prognose weiter verschlechtert.

Leitlinien

  1. Meschia JF et al.: AHA/ASA Guideline Guidelines for the Primary Prevention of Stroke A Statement for Healthcare Professionals From the American Heart Association/American Stroke Association. STR.0000000000000046 Published online before print October 28, 2014, doi: 10.1161/STR.0000000000000046
  2. Aboyans V, Ricco JB, Bartelink MEL et al.: 2017 ESC Guidelines on the Diagnosis and Treatment of Peripheral Arterial Diseases, in collaboration with the European Society for Vascular Surgery (ESVS). Document covering atherosclerotic disease of extracranial carotid and vertebral, mesenteric, renal, upper and lower extremity arteries. European Heart Journal 2017; doi:10.1093/eurheartj/ehx095
  3. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge der extracraniellen Carotisstenose. (AWMF-Registernummer: 004-028), Februar 2020 Kurzfassung Langfassung