AV-Knoten-Reentrytachykardie – Einleitung
Die atrioventrikuläre Reentrytachykardie (AVRT) ist eine Herzrhythmusstörung, die zur Gruppe der Reizleitungsstörungen gehört. Sie ist charakterisiert durch eine anfallsweise auftretende Tachykardie (Herzrasen) mit Herzfrequenzen von 160-250 Schlägen pro Minute.
Synonyme und ICD-10: Atrioventrikuläre paroxysmale Tachykardie; Aurikuläre Tachykardie; AV-Knoten-Reentrytachykardie; AV-nodale Reentry-
Formen der atrioventrikuläre Reentrytachykardie (AVRT)
Die AVRT kann aufgrund des Vorkommens eines Präexzitationssyndroms (vorzeitige Erregung der Herzkammer über angeborene Leitungsstrukturen, die parallel zum AV-Knoten liegen) weiter unterteilt werden:
- AVRT mit Präexzitation (Wolff-Parkinson-White-Syndrom; WPW-Syndrom)
- AVRT ohne Präexzitation
Elektrokardiographische Merkmale
Im EKG (Elektrokardiogramm) weist die AV-Knoten-Reentrytachykardie einen schmalen Kammerkomplex auf. Dies bedeutet, dass die QRS-Komplexe, die die Erregungsausbreitung in den Herzkammern darstellen, eine Breite von ≤ 120 Millisekunden (ms) haben. Aufgrund dieser Eigenschaft wird die AVRT als Schmalkomplextachykardie bezeichnet. Diese schmalen QRS-Komplexe deuten darauf hin, dass die Erregung über den normalen Reizleitungsweg des Herzens verläuft, nämlich durch den AV-Knoten und das His-Purkinje-System.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Mehr als zwei Drittel der Patienten mit AV-Knoten-Reentrytachykardie sind Frauen. Vom WPW-Syndrom sind doppelt so oft Männer betroffen.
Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung manifestiert sich meist erstmals im Alter zwischen 20 und 50 Jahren.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Die AVRT ist die häufigste paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie (PSVT) bei Erwachsenen und macht 60-70 % aller paroxysmalen Rhythmusstörungen aus.
Verlauf und Prognose
Verlauf
Im Rahmen der atrioventrikulären Reentrytachykardie kommt es zu einer plötzlichen anfallsartigen Tachykardie (zu schneller Herzschlag; > 100 Schläge pro Minute; hier: Herzfrequenz: 160-250/min), die sich über einen Zeitraum von wenigen Minuten bis zu Stunden erstrecken kann und die sich genauso schlagartig wieder normalisiert. Die Episoden können sporadisch auftreten und variieren in ihrer Häufigkeit und Dauer. Während eines Anfalls können Betroffene Symptome wie Palpitationen (Herzklopfen), Schwindel, Kurzatmigkeit, Angstgefühle und in schweren Fällen Synkopen (kurzzeitige Bewusstlosigkeit) erleben.
Prognose
Die Prognose bei atrioventrikulärer Reentrytachykardie ist in der Regel gut, insbesondere bei Patienten ohne zugrunde liegende Herzerkrankungen. Die meisten Patienten sind ansonsten herzgesund. Bei Betroffenen mit strukturellen Herzerkrankungen, wie koronarer Herzerkrankung (KHK) oder Herzinsuffizienz (Herzschwäche), kann die AVRT jedoch zu einer signifikanten Reduktion des Herzzeitvolumens (HZV) führen. Dies kann Hypotonie (niedriger Blutdruck), Vertigo (Schwindel), Angina pectoris ("Brustenge"; plötzlich auftretender Schmerz in der Herzgegend) und Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit) verursachen. In solchen Fällen ist eine genauere medizinische Überwachung und gegebenenfalls eine spezifische Behandlung erforderlich.
Eine effektive und dauerhafte Therapieoption für AVRT ist die Katheterablation, bei der die fehlerhaften elektrischen Bahnen im Herzen gezielt verödet werden. Diese Behandlung hat hohe Erfolgsraten und kann in vielen Fällen eine dauerhafte Heilung bewirken.