Herzbeutelentzündung (Perikarditis) – Einleitung

Die Perikarditis, eine Entzündung des Herzbeutels, stellt die häufigste Erkrankung des Perikards dar. Sie kann in verschiedenen Formen und Verläufen auftreten und nach unterschiedlichen Kriterien klassifiziert werden. 

Synonyme und ICD-10: Akute bakterielle Perikarditis mit seropurulentem Erguss; Akute bakterielle Perikarditis mit serösem Erguss; Akute benigne Perikarditis; Akute Myoperikarditis; Akute nichtrheumatische Perikarditis; Akute Perikarditis; akuter Perikarderguss; Akute unspezifische idiopathische Perikarditis; eitrige fibrinöse Perikarditis; eitrige Perikarditis; Fibrinöse Perikarditis; Idiopathische Perikarditis; infektiöse Perikarditis; Pericarditis purulenta; Perikardialer Abszess; Perikarditis durch Pneumokokken; Perikarditis durch Staphylokokken; Perikarditis durch Streptokokken; Pneumopyoperikard; Pyoperikard; Pyoperikarditis; Pyopneumoperikard; septische Perikarditis; Serofibrinöse Perikarditis; Suppurative Perikarditis; virale Perikarditis; ICD-10-GM I30.-: Akute Perikarditis

Eine Abgrenzung zur Myokarditis (Herzmuskelentzündung) ist nicht immer möglich. Fast immer ist auch diese von der Entzündung mit betroffen (Perimyokarditis).

Formen der Perikarditis

Nach dem Verlauf

  • Akute Form
    • akute fibrinöse Perikarditis ‒ mit Bildung von Fibrin einhergehend
    • akute exsudative Perikarditis ‒ mit Ausschwitzung von Blutbestandteilen einhergehend
  • Subakute Form
    • subakute exsudativ-konstriktive Perikarditis ‒ mit Ausschwitzung von Blutbestandteilen und Verschwartung einhergehend
    • subakute konstriktive Perikarditis – subakut, mit Belastungsdyspnoe (Atemnot unter Belastung), Zeichen der Rechtsherzinsuffizienz (Rechtsherzschwäche) und einer typischen Hämodynamik einhergehend
  • Chronische Form
    • chronische konstriktive Perikarditis  – chronisch, mit Belastungsdyspnoe, Zeichen der Rechtsherzinsuffizienz und einer typischen Hämodynamik einhergehend
    • chronische exsudative Perikarditis ‒ mit Ausschwitzung von Blutbestandteilen einhergehend
    • chronische adhäsive Perikarditis ‒ mit Verwachsungen einhergehend

Nach dem Verlauf der Beschwerden

  • Anhaltende Perikarditis: Beschwerden dauern länger als 4 bis 6 Wochen, aber nicht länger als 3 Monate an.
  • Chronische Perikarditis: Beschwerden dauern länger als 3 Monate an.
  • Rekurrente Perikarditis: Nach 4-6 Wochen symptomfreien Intervalls tritt erneut eine Perikarditis auf.
  • Rezidivierende Perikarditis: Nach einer dokumentierten akuten Perikarditis tritt nach einem symptomfreien Intervall von 4-6 Wochen oder länger (gewöhnlich innerhalb von 18-24 Monaten) erneut eine Perikarditis auf.

Nach der Ursache

  • Infektiöse Perikarditis: In etwa 80 % der Fälle sind Viren die Auslöser; selten sind Bakterien, Mykosen oder Parasiten verantwortlich.
  • Nicht-infektiöse Perikarditis: Kann durch autoimmune Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Trauma oder als Reaktion auf eine medikamentöse Therapie auftreten.

Eine idiopathische Perikarditis (ohne erkennbare Ursache) liegt in 5-50 % der Fälle vor.

Epidemiologie

Häufigkeitsgipfel: Männer im Alter von 16-65 Jahre haben ein höheres Risiko an einer Perikarditis zu erkranken (relatives Risiko 2.02) als Frauen

Die klinisch erfasste Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) für die akute Perikarditis beträgt ca. 1 Erkrankung pro 1.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland). Wahrscheinlich liegt die Zahl höher, da viele Perikarditiden unentdeckt bleiben.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Perikarditis, die Entzündung des Herzbeutels (Perikard), kann sowohl akut als auch chronisch verlaufen und unterschiedlich schwerwiegende Verläufe annehmen. Die häufigste Form ist die akute Perikarditis, die meist durch Viren verursacht wird. (Herzbeutelerguss)

Die akute Perikarditis kann in verschiedenen Formen auftreten:

  • Akute fibrinöse Perikarditis: Diese Form geht mit der Bildung von Fibrin einher, was zu einer trockenen, reibenden Entzündung führt.
  • Akute exsudative Perikarditis: Hierbei kommt es zur Ausschwitzung von Blutbestandteilen in den Herzbeutel, was zu einem Perikarderguss (Herzbeutelerguss) führen kann.

Subakute Formen können ebenfalls auftreten, wie:

  • Subakute exsudativ-konstriktive Perikarditis: Diese Form ist gekennzeichnet durch die Ausschwitzung von Blutbestandteilen und eine zunehmende Verschwartung des Herzbeutels.
  • Subakute konstriktive Perikarditis: Diese Form führt zu Belastungsdyspnoe (Atemnot unter Belastung) und Zeichen einer Rechtsherzinsuffizienz (Rechtsherzschwäche).

Chronische Perikarditis kann sich in folgenden Formen zeigen:

  • Chronische konstriktive Perikarditis: Diese führt zu einer chronischen Belastungsdyspnoe und Zeichen einer Rechtsherzinsuffizienz.
  • Chronische exsudative Perikarditis: Diese Form geht mit einer anhaltenden Ausschwitzung von Blutbestandteilen einher.
  • Chronische adhäsive Perikarditis: Diese ist durch Verwachsungen im Herzbeutel gekennzeichnet.

Infektiöse Ursachen der Perikarditis sind oft viral (80 % der Fälle), seltener bakteriell, mykotisch oder parasitär. Nicht-infektiöse Ursachen können Autoimmunerkrankungen, Traumata (Verletzungen) oder Tumoren sein. In 5-50 % der Fälle bleibt die Ursache idiopathisch (unbekannt).

Prognose

Die Prognose der Perikarditis variiert stark und ist abhängig von der zugrunde liegenden Ursache sowie dem Auftreten von Komplikationen. Im Allgemeinen zeigt die virale Perikarditis in den meisten Fällen einen gutartigen Verlauf und heilt nach etwa 1-3 Wochen aus. Komplikationen können jedoch zu einem schwerwiegenden Verlauf führen und eine intensive medizinische Überwachung erforderlich machen.

Nicht selten treten begleitende Erkrankungen wie ein Perikarderguss oder Fibrosierungen (Vermehrung von Bindegewebsfasern) sowie Verkalkungen des Herzbeutels auf. Diese können die Herzfunktion erheblich beeinträchtigen.

Die Langzeitprognose für Patienten mit akuter Perikarditis, insbesondere bei viraler oder idiopathischer Ursache, ist in der Regel gut. Allerdings tritt die Perikarditis in etwa 15-30 % der Fälle rezidivierend (wiederkehrend) auf. Schwerwiegende Komplikationen bei idiopathischer rezidivierender Perikarditis sind jedoch selten.

Die Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) im Rahmen einer bakteriellen Perikarditis kann hingegen bis zu 50 % betragen, was eine sofortige und aggressive Behandlung erforderlich macht.

Leitlinien

  1. Adler Y et al.: 2015 ESC Guidelines for the diagnosis and management of pericardial diseases: The Task Force for the Diagnosis and Management of Pericardial Diseases of the European Society of Cardiology (ESC) Endorsed by: The European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS). Eur Heart J. 2015 Aug 29. doi: 10.1093/eurheartj/ehv318