Vorhofflattern – Einleitung
Das Vorhofflattern ist eine Herzrhythmusstörung, die zur Gruppe der Reizbildungsstörungen gehört und sich durch schnelle, regelmäßige Kontraktionen der Vorhöfe auszeichnet. Es handelt sich um die häufigste Form der atrialen Makro-Reentry-Tachykardie, bei der eine kreisende Erregung in den Vorhöfen des Herzens auftritt, die zu einer abnorm schnellen Herzfrequenz führt.
Synonyme und ICD-10: Atrial flutter (AFlut); Aurikuläres Flattern; ICD-10-GM I48.3: Vorhofflattern, typisch; ICD-10-GM I48.4: Vorhofflattern, atypisch
Vorhofflattern gehört zu den supraventrikulären Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen, die in den Herzvorhöfen entstehen) – zu ihnen zählen neben dem Vorhofflattern die supraventrikuläre Tachykardie (SVT) und das Vorhofflimmern (VHF).
Anatomie und Funktionen
Vorhofflattern gehört zu den supraventrikulären Arrhythmien, die ihren Ursprung in den Vorhöfen des Herzens haben. Die Vorhöfe sind die oberen Herzkammern, die Blut aus dem Körper und den Lungen empfangen und es in die Ventrikel (untere Herzkammern) pumpen. Eine normale elektrische Erregung beginnt im Sinusknoten, breitet sich über die Vorhöfe aus und erreicht den AV-Knoten, bevor sie zu den Ventrikeln weitergeleitet wird. Beim Vorhofflattern liegt eine kreisende Erregung in den Vorhöfen vor, die die normale Erregungsweiterleitung stört.
Formen der Erkrankung
Vorhofflattern kann in verschiedene Formen unterteilt werden:
- Typisches Vorhofflattern: Klassische Makro-Reentry-Tachykardie mit kreisender Erregung im rechten Vorhof entlang des Trikuspidalklappen-Isthmus.
- Atypisches Vorhofflattern: Hierbei handelt es sich um Vorhofflattern, das nicht entlang des typischen Trikuspidalklappen-Isthmus verläuft, sondern in anderen Bereichen des rechten oder linken Vorhofs entsteht.
Ursachen
Häufige Ursachen für das Vorhofflattern sind:
- Organische Herzerkrankungen:
- Koronare Herzkrankheit (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung)
- Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
- Herzklappenerkrankungen
- Hyperthyreose: Erhöhte Schilddrüsenhormonspiegel können das Auftreten von Vorhofflattern begünstigen.
- Chronischer Alkoholmissbrauch: "Holiday Heart Syndrome" bei akutem Alkoholkonsum.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 2,5 : 1 [1].
Häufigkeitsgipfel: Über 80 Jahre.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): 0,6 % bei über 80-Jährigen.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Steigt von 5 Fällen pro 100.000 Einwohner pro Jahr bei unter 50-Jährigen auf etwa 600 pro 100.000 bei über 80-Jährigen.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Vorhofflattern kann sowohl paroxysmal (vorübergehend, anfallsweise) als auch permanent (andauernd) auftreten.
- Es führt unbehandelt zu einer Tachykardie, bei der der Puls auf 120-170 Schläge pro Minute ansteigt.
Prognose
- Die Prognose hängt maßgeblich von der zugrunde liegenden Erkrankung ab.
- Eine erfolgreiche Behandlung kann durch elektrische Kardioversion erfolgen, wobei die Normalisierung des Herzrhythmus durch einen gezielten elektrischen Impuls erreicht wird.
- Pharmakotherapie mit Antiarrhythmika wird vor allem bei rezidivierendem Vorhofflattern oder bei nicht verfügbarer Kardioversion eingesetzt.
- Die Radiofrequenzablation (Verödung von Herzmuskelgewebe durch Hitze) bietet eine effektive Langzeittherapie mit Erfolgsquoten von ca. 97 % bei der Beseitigung des Vorhofflatterns.
Literatur
- Granada J, Uribe W, Chyou PH, Maassen K, Vierkant R, Smith PN, Hayes J, Eaker E, Vidaillet H: Incidence and predictors of atrial flutter in the general population. J Am Coll Cardiol. 2000 Dec;36(7):2242-6.