Männergesundheit

Männer sterben im Durchschnitt früher als Frauen, leben ungesünder und gehen seltener zum Arzt.

Nur rund 40 Prozent der Männer nehmen regelmäßig die gesetzlich geregelten Krebsfrüherkennungsuntersuchungen in Anspruch.

Jeder zweite Mann stirbt an einer Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems und die Häufigkeit von Krebserkrankungen liegt bei Männern mit 54 Prozent höher als bei Frauen.

Das meiste, was Männer über Gesundheit wissen, haben sie durch ihre Partnerin erfahren.
Viele Männer verschweigen ihre Beschwerden. Oftmals ist die Angst vor einer schlechten Diagnose beim Arzt sogar so groß, dass „Mann“ lieber gar nicht erst hin geht.

Nachfolgend werden unter "Genitalsystem des Mannes" Krankheiten beschrieben, die gemäß ICD-10 dieser Kategorie zuzuordnen sind (N40-N51, N62). Der ICD-10 dient der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten sowie verwandter Gesundheitsprobleme (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) und ist weltweit anerkannt.

Genitalsystem des Mannes

Bei den Geschlechtsorganen des Mannes (Organa genitalia masculina) unterscheidet man zwischen primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen. Die primären Geschlechtsmerkmale dienen der Fortpflanzung. Die sekundären Geschlechtsmerkmale entwickeln sich in der Pubertät. Sie signalisieren die Geschlechtsreife.

Der Vollständigkeit halber werden nachfolgend auch die sekundären Geschlechtsmerkmale aufgeführt, aber an dieser Stelle nicht weiter vertieft.

Primäre Geschlechtsmerkmale des Mannes

Äußere Geschlechtsorgane

  • Penis
  • Hodensack (Skrotum)

Innere Geschlechtsorgane

  • Hoden (Testis)
  • Nebenhoden (Epididymis)
  • Samenleiter (Ductus referens)
  • Geschlechtsdrüsen
    • Samenblase (Vesicula seminalis)
    • Prostata (Vorsteherdrüse)
    • Cowper-Drüsen

Sekundäre Geschlechtsmerkmale des Mannes

  • Männliche Körpererscheinung – breite Schultern, schmale Hüften
  • Stimmbruch
  • Vermehrte Körperbehaarung – Brust, Bauch, Rücken, Achseln, Schambereich, Bartwuchs
  • Verstärkter Aufbau von Muskulatur

Anatomie

Penis
Es handelt sich um einen Schwellkörper, der sich bei Erregung mit Blut füllt und erigiert (steif wird). Er lässt sich in Peniswurzel (Radix penis), Peniskörper (Corpus penis) und Eichel (Glans penis) untergliedern.

Hoden
Die Hoden (Testis) befinden sich im Skrotum, dem Hodensack. Sie sind paarig angelegt und von eiförmigem Aussehen. Ein Hoden ist ca. 4 bis 5 cm lang und 3 cm dick. Der linke Hoden ist häufig etwas größer und liegt tiefer im Skrotum.

Nebenhoden
Die Nebenhoden (Epididymis) sitzen den Hoden auf. Bei einem Erwachsenen sind sie jeweils 5 bis 6 cm lang.

Samenleiter
Jeder Nebenhoden hat einen Samenleiter (Ductus deferens). Er ist die Fortsetzung des Nebenhodenganges (Ductus epididymidis). Der Samenleiter vereinigt sich mit dem Ausführungsgang der Samenblase zum Spritzkanälchen und mündet in die Harnröhre.

Geschlechtsdrüsen

  • Samenblase: Sie ist paarig angelegt, ca. 5 cm lang und befindet sich zwischen Harnblase und Mastdarm.
  • Prostata: Die Prostata befindet sich direkt unterhalb der Harnblase, vor dem Mastdarm, und umschließt die Urethra (Harnröhre). Sie ist in etwa so groß wie eine Kastanie und besteht aus ca. 30-40 Einzeldrüsen. Die Ausführungsgänge dieser Drüsen münden in die Harnröhre.
  • Cowper-Drüsen: Auch sie sind paarig angelegt, aber nur erbsengroß. Sie befinden sich unterhalb der Prostata.

Physiologie

Penis
Über die im Penis verlaufende Harnröhre wird der Urin ausgeschieden. Im Falle eines Geschlechtsverkehrs dient der Penis der Übertragung des Spermas in die inneren Geschlechtsorgane der Frau.

Hoden
Die Hoden sind die männlichen Keimdrüsen (Gonaden). In den Hoden werden die Spermien produziert und gelangen von dort in die Nebenhoden.
Auch das männliche Geschlechtshormon Testosteron wird in den Hoden synthetisiert (gebildet).

Nebenhoden
In den Nebenhoden reifen die Samenzellen zu Spermien heran und werden dort bis zum nächsten Samenerguss gespeichert.

Samenleiter
Beim Orgasmus werden die Spermien aus den Nebenhoden über den Samenleiter in die Urethra (Harnröhre) abgegeben. Die Samenleiter leiten durch peristaltische (wellenartige) Bewegungen die Spermien aus dem Ductus epididymidis (Nebenhodengang) in den Ductus ejaculatorius (Spritzkanal).

Geschlechtsdrüsen

  • Samenblase: Sie geben ein leicht alkalisches (basisches) Sekret in die Samenleiter ab. Dadurch wird das saure Milieu der Harnröhre und des weiblichen Unterleibs neutralisiert. Weitere Bestandteile des Sekrets wie Fructose (Fruchtzucker) und Prostaglandine (Hormone) halten die Spermien beweglich und sorgen dafür, dass die Spermien ausreichend Energie haben, um den Weg bis zur Eizelle zurücklegen zu können.
  • Prostata: Die Prostata produziert als exokrine Drüse ein leicht saures Sekret (Prostatasekret), dass die Spermien schützt und dem Ejakulat eine flüssige Konsistenz verleiht. Kommt es zum Orgasmus, vermischen sich in der Prostata die Spermien und das Sekret. Durch Kontraktion (Zusammenziehen) der Prostata wird das Ejakulat (Samenerguss) durch die Harnröhre nach außen gepresst.
  • Cowper-Drüsen: Bei sexueller Erregung geben sie den sogenannten "Lusttropfen", ein alkalisches (basisches) Sekret, in die Harnröhre ab. Dadurch werden Urinreste in der Harnröhre neutralisiert. Zudem macht das Sekret die Harnröhre und das Penisende gleitfähiger.

Häufige Erkrankungen des männlichen Genitalsystems

  • Balanitis (Eichelentzündung)
  • Benigne Prostatahyperplasie (gutartige Prostatavergrößerung)
  • Epididymitis (Nebenhodenentzündung)
  • Erektile Dysfunktion (Erektionsstörungen)
  • Hodenmalignome (Hodengeschwülste)
  • Hodenschmerzen
  • Hydrozele (Wasserbruch)
  • Impotenz
  • Infektionskrankheiten – Gonorrhoe (Tripper), Syphilis (Lues)
  • Maldeszensus testis (Hodenhochstand)
  • Orchitis (Hodenentzündung)
  • Phimose (Vorhautverengung)
  • Prostatakarzinom (Prostatakrebs)
  • Prostatitis (Prostataentzündung)
  • Sterilität des Mannes

Die wichtigsten Risikofaktoren für Erkrankungen des männlichen Genitalsystems

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel
  • Genussmittelkonsum
    • Alkoholkonsum
    • Tabakkonsum
  • Bewegungsmangel
  • Psycho-soziale Situation
    • Stress
  • Übergewicht
  • Erhöhter Taillenumfang (Bauchumfang; Apfel-Typ)
  • Mechanische/chemische Reizung
  • Übertriebene Hygiene ("overtreatment"), wie auch mangelnde Hygiene

Krankheitsbedingte Ursachen

  • HPV-Infektion (humanes Papillomavirus)
  • Kontaktallergien (Kondome aus Latex; Parfüm sowie der darin enthaltene Alkohol; Salben; Seifen; Intimkosmetika oder Intimschmuck)
  • Penile Dermatosen (Hauterkrankungen im Bereich des Penis): z. B. Psoriasis (Schuppenflechte), Atopisches Ekzem (Neurodermitis)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Stoffwechselstörungen, v. a. Diabetes mellitus (Diabetes mellitus Typ 1, Diabetes mellitus Typ 2)
  • Venerische Krankheiten (Geschlechtskrankheiten)

Medikamente

  • Antibiotika, Antihypertensiva, Antidepressiva, Zytostatika (Medikamente in der Onkologie (Krebstherapie))

Röntgenstrahlen

  • Radiatio (Strahlentherapie)

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Überwärmung der Hoden
  • Umweltnoxen (Berufsstoffe, Umweltchemikalien) wie Lösungsmittel, Chlororganika, Pestizide, Herbizide

Bitte beachten Sie, dass die Aufzählung nur einen Auszug der möglichen Risikofaktoren darstellt. Weitere Ursachen finden Sie unter der jeweiligen Krankheit.

Die wichtigsten diagnostischen Maßnahmen für Erkrankungen des männlichen Genitalsystems

Labordiagnostik

  • Urinkultur (Erregernachweis und Resistogramm, das heißt Austestung geeigneter Antibiotika auf Sensibilität/Resistenz)
  • Urinstatus (Schnelltest auf: pH-Wert, Leukozyten, Nitrit, Eiweiß, Glucose, Keton, Urobilinogen, Bilirubin, Blut), Sediment
  • Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein)
  • Spermiogramm (Samenzelluntersuchung)
  • PSA (prostataspezifische Antigen)
  • Prostatabiopsie (Gewebeprobe aus der Prostata) per sonographisch gesteuerter Prostatabiopsie (ultraschallgesteuerte Prostatapunktion)

Medizingerätediagnostik

  • Skrotalsonographie (Ultraschalluntersuchung der Skrotalorgane/Hoden und Nebenhoden sowie deren Gefäßversorgung)
  • Transrektale Prostatasonographie – Darstellung der Prostata durch das Rektum, d. h. die Ultraschallsonde wird durch den Anus (After) in das Rektum (Enddarm) eingeführt
  • i. v. Pyelogramm (Synonyme: IVP; i. v. Urogramm; Urogramm; i. v. Urographie; Ausscheidungsurographie; Ausscheidungs-Pyelogramm; intravenöses Ausscheidungsurogramm; röntgenologischen Darstellung der Harnorgane bzw. des harnableitenden Systems)
  • Diaphanoskopie (Durchleuchtung von Körperteilen durch eine aufgesetzte Lichtquelle; hier: Skrotum (Hodensack)) – zur Unterscheidung von Skrotalhernie (Hodenbruch) und Hydrozele (Wasserbruch)
  • Computertomographie (CT) des Abdomens (Abdomen-CT)
  • Magnetresonanztomographie des Beckens (Becken-MRT)
  • Szintigraphie (bildgebendes nuklearmedizinisches Verfahren) – zur Beurteilung der Hodenperfusion (Hodendurchblutung)
  • Urethrozystoskopie (Harnröhren- und Blasenspiegelung)

Welcher Arzt hilft Ihnen?

Bei Erkrankungen des männlichen Genitalsystems sollte im Regelfall ein Urologe aufgesucht werden.

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*Evidence-based Medicine ist die gewissenhafte, wohlüberlegte Anwendung der zurzeit besten wissenschaftlichen Fakten, um Entscheidungen bezüglich der individuellen Behandlung von Patienten zu treffen“ [1].

Literatur

  1. David L Sackett, William M C Rosenberg, J A Muir Gray, R Brian Haynes, W Scott Richardson: Evidence based medicine: what it is and what it isn't. BMJ 1996;312:71 doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.312.7023.71
     
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