Einleitung
Hirnblutung (Intrazerebrale Blutung)

Eine intrazerebrale Blutung (ICB) – umgangssprachlich Hirnblutung genannt – (Synonyme: apoplektische Blutung; apoplektische Hämorrhagie; apoplektische Hirnmassenblutung; Enzephalorrhagie; Gehirnblutung; hämorrhagische Enzephalomalazie; hämorrhagischer Apoplex; intrazerebrale Blutung; intrazerebrales Hämatom; IZB; parenchymatöse Blutung; ICD-10-GM I61.-: Intrazerebrale Blutung) ist eine Blutung in das Hirnparenchym (Hirnsubstanz, Hirngewebe) oder in den Liquorraum (Hohlraumsystem im/um das Gehirn herum), verursacht durch eine Ruptur (Riss) von im Hirnparenchym verlaufender Gefäße [2].

Eine intrazerebrale Blutung tritt häufig plötzlich auf. In den meisten Fällen ist ein großer Teil des Gehirns betroffen, dann spricht man von einer Hirnmassenblutung. Durch die Hirnblutung bildet sich ein Hämatom (Bluterguss).

Die intrazerebrale Blutung gehört zu den intrakraniellen Blutungen (Hirnblutungen im Inneren des Schädels) und ist von den extrazerebralen Blutungen (außerhalb des Gehirns) wie Epiduralhämatom, Subduralhämatom und Subarachnoidalblutung (SAB) zu unterscheiden.

Die intrazerebrale Blutung wird auch als hämorrhagischer Apoplex (Schlaganfall durch Hirnblutung) bezeichnet, der mit ähnlichen Symptomen wie der ischämische Apoplex (Schlaganfall durch Gefäßverschluss) einhergeht, sich aber in der Behandlung unterscheidet.
Intrazerebrale Blutungen machen etwa 15 % aller Schlaganfälle aus [2].

Die intrazerebrale Blutung wird ursächlich unterschieden in eine traumatische und nichttraumatische Blutung.

Die häufigsten Ursachen für eine intrazerebrale Blutung sind die arterielle Hypertonie bzw. die daraus resultierenden Veränderungen kleiner Blutgefäße und arteriovenöse Malformationen (AVM) des Gehirns [3]. Zudem ist die intrazerebrale Blutung eine gefürchtete Komplikation der Therapie mit Antikoagulantien/Gerinnungshemmer.

Intrazerebrale Blutungen (ICB), bei denen neben einer arteriellen Hypertonie keine andere Ursache gefunden wird, werden als "spontane ICBs" bezeichnet.

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel: Das Risiko steigt mit dem Alter an.

Weltweit erleiden ca. 1 Million Menschen pro Jahr eine intrazerebrale Blutung, in Europa sind es etwa 90.000 Menschen, davon leben ca. 30.000 in Deutschland.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt ca. 20 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland). Weltweit betrachtet ist die Inzidenz steigend [2].

Verlauf und Prognose: Eine intrazerebrale Blutung stellt immer einen medizinischen Notfall dar! Da es in der präklinischen Phase nicht möglich ist, eine intrazerebrale Blutung (hämorrhagischer Apoplex) von einem ischämischen Apoplex zu unterscheiden, darf zunächst keine Thrombolyse (Auflösung eines Thrombus mithilfe von Medikamenten (Fibrinolytika)) erfolgen bzw. dürfen keine Antikoagulantien (Gerinnungshemmer) gegeben werden. In der Klinik muss umgehend ein bildgebendes Verfahren, in der Regel eine Computertomographie des Schädels (craniale Computertomographie, cCT) erfolgen, um nach erfolgter Diagnostik eine adäquate Therapie einleiten zu können.

Die Prognose einer intrazerebralen Blutung ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Vor allem die Größe der Blutung [1, 3] und die Lokalisation spielen eine entscheidende Rolle. Weitere prognostische Parameter sind das Alter des Patienten [1, 3], der neurologische Status [3] und die Hämatomprogression (Fortschreiten der Blutung; Synonyme: Hämatomwachstum; Hämatomexpansion) [1, 3]. Bricht die Blutung in das Ventrikelsystem (Hohlraumsystem im Gehirn) ein (intraventrikuläre Blutung (IVB)), was als unabhängiger Risikofaktor gilt, kann es zu Störungen der Zirkulation des Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (CSF), umgangssprachlich "Nervenwasser") kommen – die Prognose ist dann ungünstig [1, 3].
Die durch eine intrazerebrale Blutung entstandenen Hirnschäden können nur bedingt therapiert werden. Im Vordergrund steht das Vermeiden sekundärer Schäden und Komplikationen.

Beachte: Bei knapp 40 % aller Patienten mit spontaner ICB kommt es innerhalb von 24 Stunden zu einer Nachblutung.

Zur Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) Folgendes [3]:

  • ein Drittel verstirbt vor Erreichen der Klinik
  • ein weiteres Drittel verstirbt während des stationären Aufenthaltes oder überlebt mit deutlichen Defiziten
  • ein Drittel überlebt, behält jedoch ein leichtes Defizit zurück

Literatur

  1. Utzt MJ: ICB unter oralen Antikoagulantien: Was Sie im Notfall beachten sollten. DNP – Der Neurologe & Psychiater, Dezember 2017, Volume 18, Issue 11-12, S. 11-12
  2. Huttner HB, Kuramatsu JB: Aktuelle Therapieziele bei intrazerebralen Blutungen. Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin, November 2017, Volume 112, Issue 8, S. 695-702
  3. Qureshi AI, Mendelow AD, Hanley DF (2009): Intracerebral haemorrhage. Lancet 373: 1632-1644

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Behandlung von spontanen intrazerebralen Blutungen. (AWMF-Registernummer: 030-002), Juni 2021 Langfassung

     
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