Einleitung
Schwitzen (Hyperhidrose)

Mit dem Begriff Hyperhidrose (von griech. ὑπέρ (hypér) „noch mehr, über, über ... hinaus“ und ἱδρώς (hidrós) "Schweiß"; Synonyme: Hyperhidrosis; krankhaft vermehrte Schweißabsonderung; Nachtschweiß; Schweißausbruch; Schweißneigung; Steigerung der Schweißsekretion; übermäßiges Schwitzen; übermäßiges nächtliches Schwitzen; ICD-10-GM R61.-: Hyperhidrose; inkl.: Nachtschweiß: übermäßiges Schwitzen) bezeichnet man eine unphysiologisch starke Schweißbildung.

Das Schwitzen ist ein lebensnotwendiger Vorgang des menschlichen Körpers, um den Körper vor Überhitzung zu schützen (Wärmeregulation).

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten des Schwitzens:

  • thermoregulatorisch bedingtes Schwitzen (geregelt über den Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns))
  • emotional bedingtes Schwitzen (geregelt über das limbische System (Funktionseinheit des Gehirns, die der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient))

Die Hyperhidrosis beruht auf einer cholinergen Überstimulation der Schweißdrüsen.

Die Haut besitzt insgesamt mehr als 2 Millionen Schweißdrüsen. Die Mehrzahl der Schweißdrüsen ist vom ekkrinen Typ (nach außen hin absondernd). Ihr dünnflüssiges Sekret ist gegenüber dem Blutplasma (eiweißreiche Flüssigkeit) hypoton. Die ekkrinen Schweißdrüsen sind über den gesamten Körper verteilt. Die höchste Dichte findet man im Bereich der Achseln, der Handflächen und der Fußsohlen.
Zudem gibt es apokrine Schweißdrüsen, die die Eigenschaft haben Eigenschaft ihr Sekret zusammen mit dem apikalen Teil ihres Zytoplasmas und Teilen der Zellmembran abzugeben. Apokrine Schweißdrüsen befinden sich in der Achsel- und in der Urogenitalregion. Sie geben Duftstoffe ab, die zusammen mit den Talgdrüsen maßgeblich für den Körperduft (manchmal auch unangenehmer Duft; s. u. Bromhidrose) verantwortlich sind und eine Rolle im Sexualverhalten spielen.

Die Hyperhidrose wird unterteilt in:

Primäre (idiopathische) Hyperhidrose Sekundäre Hyperhidrose
Vermehrtes Schwitzen, bei dem keine Grunderkrankung vorliegt Symptom einer Grunderkrankung
Tritt am häufigsten fokal in umschriebenen Körperarealen (= lokal) auf, kann jedoch auch generalisiert, das heißt am gesamten Körper, vorkommen meist generalisiert
Prädilektionsstellen (Körperregionen, an denen die Erkrankung bevorzugt auftritt):
Achselhöhlen, Handflächen, Fußsohlen und Stirn
s. o. 
während Wachphasen auch nachts (Nachtschweiß)
anfallsartig und situationsabhängig permanent

Die primäre (idiopathische) Hyperhidrose zeigt sich bereits in der Kindheit bzw. Jugend (< 25. Lebensjahr).

Mögliche Ursachen einer sekundären Hyperhidrose sind: Adipositas, Infektionen, Intoxikationen und Medikamente, endokrine Störungen (z. B. Diabetes mellitus, Hyperthyreose, Menopause und Schwangerschaft, Phäochromozytom).

Eine Sonderform der Hyperhidrose ist die Bromhidrose (griech. βρῶμος (brômos) ‚Bocksgestank der Tiere‘; ἱδρώς (hidrós) oder Osmidrose (altgriech. ὀσμή osmē "ich rieche")). Dabei handelt es sich um übermäßiges Schwitzen und eine unangenehme Geruchsbildung, was eine große Belastung für den Betroffenen darstellt. Dieses tritt meistens im axillären Bereich auf, weil dort das Vorkommen der apokrinen Duftdrüsen besonders hoch ist. 

Beim vermehrten nächtlichen Schwitzen handelt es sich um ein Symptom, das häufig bei Infektionserkrankungen, aber auch bei Tumorerkrankungen (Krebserkrankungen) auftritt. Eine Kombination aus vermehrtem nächtlichen Schwitzen, Gewichtsverlust und Fieber wird als B-Symptomatik bezeichnet.

Schwitzen kann Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen").

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) der primären fokalen Hyperhidrose (PFH) liegt bei 1 % (in Großbritannien).

Verlauf und Prognose: Häufiges und übermäßiges Schwitzen beeinträchtigt das alltägliche Leben. Viele Betroffenen ziehen sich aus Scham aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Normalerweise reichen in vielen Fällen gegen das Schwitzen Eigenmaßnahmen wie angemessene Körperpflege (desinfizierende Seifen bzw. Deodorants), Verwendung eines Antitranspirants (Puder, Cremes, Lösungen) und eine adäquate Kleidung (z. B. keine synthetische Kleidung) aus. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichend helfen, sollte zur weiteren Beratung ein Arzt aufgesucht werden.
Bei akuten Schweißausbrüchen, die mit kaltem Schweiß am ganzen Körper einhergehen, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden, da sich dahinter ein Myokardinfarkt (Herzinfarkt) verbergen kann.

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Definition und Therapie der primären Hyperhidrose. (AWMF-Registernummer: 013 - 059), November 2017 Langfassung

     
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