Einleitung
Koronare Herzkrankheit

Die koronare Herzkrankheit (KHK) – umgangssprachlich Herzkranzgefäßerkrankung genannt – (Synonyme: Angina pectoris; Arteriosklerose der Koronararterien; Arteriosklerose eines Herzgefäßes; arteriosklerotische Herzkrankheit; arteriosklerotische Kardiomyopathie; arteriosklerotische Kardiopathie; Atherosklerose der Herzkranzarterien; Atherosklerose der Herzkranzgefäße; CHD; CIHK; CIHK [chronische ischämische Herzkrankheit]; chronische Herzgefäßkrankheit; chronische Herzischämie; chronische Koronarinsuffizienz; chronische hypertonische ischämische Herzkrankheit; chronische ischämische Herzkrankheit; chronische kardiale Durchblutungsstörung; coronare Sclerose; coronare Sklerose; IHK; ischämische Herzkrankheit; KHE; KHK; Koronararteriensklerose; koronare Durchblutungsstörung; koronare Herzkrankheit (KHK); Koronarsklerose; Koronarstenose; Stenokardie; ischämische Herzkrankheit; engl.: coronary artery disease (CAD), coronary heart disease (CHD), ischemic heart disease (IHD);ICD-10-GM I25.-: Chronische ischämische Herzkrankheit) ist eine Erkrankung, bei der es zu einem Missverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und Sauerstoffangebot im Myokard (Herzmuskel) aufgrund einer Stenose (Verengung) der Koronararterien (Herzkranzgefäße) kommt. Die häufigste Ursache dafür ist die Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung) der Herz versorgenden Gefäße.

Sie wird auch als chronische ischämische Herzkrankheit oder auch als chronisches Koronarsyndrom
(engl. chronic coronary syndromes, CCS) bezeichnet.


Einteilung der koronaren Herzkrankheit (KHK) in:

  • Latente KHK – asymptomatische (symptomlose) Mangelversorgung; „stumme Myodardischämie“
  • Stabile KHK oder auch chronische KHK genannt (Angina pectoris; Brustenge, Herzschmerz; ICD-10-GM I20.-: Angina pectoris) – reversible Beschwerden bei Belastung oder Kälteexposition

Von der klassischen Angina pectoris ist die Prinzmetal-Angina zu unterscheiden, die eine Sonderform der Angina pectoris darstellt. Sie wird ausgelöst durch Spasmen der Herzkranzgefäße (Koronarspasmus) und deshalb auch als spastische Angina bezeichnet. Die ST-Hebungen im EKG sind reversibel und es erfolgt auch kein Troponin-und CK-Anstieg.

Bei der koronaren Herzerkrankung unterscheidet man zudem zwischen der chronischen koronaren Herzkrankheit und akuten Ereignissen. Unter dem Begriff akutes Koronarsyndrom (AKS; acute coronary syndrome, ACS) werden dabei die Phasen der KHK zusammengefasst, die unmittelbar lebensbedrohlich sind. Dazu gehören:

  • instabile Angina pectoris/Brustenge bzw. Herzschmerz (iAP; engl. unstable angina, UA) – man spricht von einer instabilen Angina pectoris, wenn die Beschwerden gegenüber den vorausgegangenen Angina pectoris-Anfällen in ihrer Intensität oder Dauer zugenommen haben
  • akuter Myokardinfarkt (Herzinfarkt):
    • Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI; engl.: non ST-segment-elevation myocardial infarction; NSTE-ACS)
    • ST-Hebungsinfarkt (STEMI; engl.: ST-segment-elevation myocardial infarction)
  • plötzlicher Herztod (PHT)

Der Schweregrad der Koronarinsuffizienz kann eingeteilt werden in:

  • Grad I – asymptomatisch (Beschwerdefreiheit in Ruhe und unter Belastung)
  • Grad II – Belastungs-Angina pectoris (Herzenge unter körperlicher Belastung)
  • Grad III – Schwere Angina pectoris – deutliche Leistungseinschränkung schon bei geringer Belastung oder auch in Ruhe
  • Grad IV – Myokardinfarkt (Herzinfarkt)

Weiterhin lässt sich die KHK nach dem Ausmaß der atherosklerotischen Veränderungen einteilen in:

  • Eingefäßerkrankung eine oder mehrere Stenosen in einem Hauptast der Koronararterien
  • Zweigefäßerkrankung eine oder mehrere Stenosen in zwei Hauptästen der Koronararterien
  • Dreigefäßerkrankung eine oder mehrere Stenosen in drei Hauptästen der Koronararterien oder
  • Hauptstammstenose (HSS) – Verengung eines Hauptgefäßes, z. B. der gesamten linken Koronararterie

Geschlechterverhältnis: Männer haben im Vergleich zu Frauen vor der Menopause (Wechseljahre) ein erhöhtes koronares Risiko. Nach der Menopause steigt jedoch das koronare Risiko auch bei Frauen an. Nach dem 75. Lebensjahr ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend im mittleren bis höheren Lebensalter auf (Männer ≥ 55 J. und Frauen ≥ 65 J.).

Die Lebenszeitprävalenz der chronischen KHK liegt in Deutschland bei 9,3 % (95 % KI 8,4-10,3 %) bei 40-79-Jährigen (n = 5 901) [2].

Die
chronische ischämische Herzkrankheit stellt die häufigste Todesursache in den Industrieländern dar. 20 % der Todesfälle in Deutschland sind durch eine koronare Herzkrankheit verursacht. 

Verlauf und Prognose: Angina pectoris-Anfälle (Herzenge, Herzschmerz) treten insbesondere dann auf, wenn wegen körperlicher oder seelischer Belastungen der Sauerstoffbedarf des Körpers erhöht ist, das Myokard (Herzmuskel) aber auf Grund der Erkrankung nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Eine chronische ischämische Herzkrankheit ist eine progrediente (fortschreitende) Erkrankung, die zu Herzarrhythmien (Herzrhythmusstörungen), Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Myokardinfarkt (Herzinfarkt) und plötzlichen Herztod führen kann.
Die Prognose ist davon abhängig, wie viele Koronarstenosen (Engstellen der Herzkranzgefäße) der Betroffene aufweist. Eine Heilung der Erkrankung ist nicht möglich, aber mittels Pharmakotherapie (medikamentöse Behandlung) und ggf. operativen Eingriffen (perkutane koronare Intervention (PCI); Aortocoronarer Venen-Bypass (ACVB) – s. u. "Operative Therapie") kann die Prognose verbessert werden.

Die Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) beträgt bei einer Eingefäßerkrankung 3 bis 4 %, bei einer Zweigefäßerkrankung 6-8 % und bei einer Dreigefäßerkrankung 10-13 %.

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist häufig mit einer Depression assoziiert (verbunden) [1]. Des Weiteren liegt in 10-15 % der Fälle eine periphere Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung) vor.

Beachte: Die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer sonstigen prognostisch relevanten psychischen Störung (Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörung, Schizophrenie, bipolare Störung) oder einer psychosozialen Risikokonstellation (niedriger sozioökonomischer Status, soziale Isolation, mangelnde soziale Unterstützung, beruflicher oder familiärer Stress) sollte mittels geeigneter Anamnesefragen oder Fragebögen eingeschätzt werden [4].

Literatur

  1. Riekmann N, Hoffmann F, Arolt V, Haverkamp W, Martus P, Ströhle A, Waltenberger J, Müller-Nordhorn J: Prävalenz und Versorgungslage depressiver Störungen bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung. DGK Abstract V 872, 2015
  2. Gosswald A, Schienkiewitz A, Nowossadeck E et al.: Prävalenz von Herzinfarkt und koronarer Herzkrankheit bei Erwachsenen im Alter von 40 bis 79 Jahren in Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2013;56(5-6):650-5 doi: 10.1007/s00103-013-1666-9.
  3. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK. (AWMF-Registernummer: nvl-004), September 2022 Langfassung

Leitlinien

  1. De Backer G, Ambrosioni E, Borch-Johnsen K, Brotons C, Cifkova R, Dallongeville J, Ebrahim S, Faergeman O, Graham I, Mancia G, Cats VM, Orth-Gomér K, Perk J, Pyörälä K, Rodicio JL, Sans S, Sansoy V, Sechtem U, Silber S, Thomsen T, Wood D. European Society of Cardiology Committee for Practice Guidelines: European guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice: third joint task force of European and other societies on cardiovascular disease prevention in clinical practice (constituted by representatives of eight societies and by invited experts). Eur J Cardiovasc Prev Rehabil. 2003 Aug; 10, 4: S1-S10
  2. Smith SC Jr, Allen J, Blair SN, Bonow RO, Brass LM, Fonarow GC, Grundy SM, Hiratzka L, Jones D, Krumholz HM, Mosca L, Pasternak RC, Pearson T, Pfeffer MA, Taubert KA; AHA/ACC; National Heart, Lung, and Blood Institute: AHA/ACC guidelines for secondary prevention for patients with coronary and other atherosclerotic vascular disease: 2006 update: endorsed by the National Heart, Lung, and Blood Institute. Circulation. 2006 Mai; 113, 19: 2363-72
  3. DEGAM-Leitlinie: Brustschmerz. DEGAM-Leitlinie Nr. 15. Januar 2011. Kurzfassung Langfassung
  4. Montalescot G, Sechtem U, Achenbach S et al.: 2013 ESC guidelines on the management of stable coronary artery disease: the Task Force on the management of stable coronary artery disease of the European Society of Cardiology. Eur Heart J 2013;34(38):2949-3003. doi: 10.1093/eurheartj/eht296.
  5. Canadian Cardiovascular Society (CCS): Grading of angina. 1976 [cited: 2014 Sep 09]. Available from: http://ccs.ca/images/Guidelines/PositionStatements/Grading_of_Angina.pdf
  6. Windecker S, Kolh P, Alfonso F, Collet JP, Cremer J, Falk V et al.: 2014 ESC/EACTS guidelines on myocardial revascularization: the task force on myocardial Revascularization of the european society of cardiology (ESC) and the european association for Cardio-thoracic surgery (EACTS) developed with the special contribution of the european association of Percutaneous cardiovascular interventions (EAPCI). Eur Heart J 2014(35):2541-2619
  7. Greenwood JP et al.: Effect of Care Guided by Cardiovascular Magnetic Resonance, Myocardial Perfusion Scintigraphy, or NICE Guidelines on Subsequent Unnecessary Angiography Rates. The CE-MARC 2 Randomized Clinical Trial. JAMA. Published online August 29, 2016. doi:10.1001/jama.2016.12680
  8. Knuuti J, Wijns W et al. 2019 ESC Guidelines for the diagnosis and management of chronic coronary syndromes (2020). Eur Heart J 41:407-477. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehz425.
  9. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK. (AWMF-Registernummer: nvl-004), September 2022 Langfassung

     
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