Unter Herzrhythmusstörungen versteht man Veränderungen in der normalen Abfolge des Herzschlags. Herzrhythmusstörungen kommen sehr häufig vor (fast jeder Mensch hat in seinem Leben einmal Herzrhythmusstörungen) und haben sehr unterschiedliche Auswirkungen. Viele Arten der Herzrhythmusstörungen sind harmlos.
Die Sinusbradykardie (Synonyme: Sinus brachykardia; Vagale Bradykardie; ICD-10 R00.1: Bradykardie, nicht näher bezeichnet) gehört zur Gruppe der Reizbildungsstörungen.
Die
Herzrhythmusstörungen können unterteilt werden in Reizbildungs- und
Reizleitungsstörungen, die wiederum in mehrere Untergruppen eingeteilt
werden können.
Zu den Reizbildungsstörungen zählen:
- Sinusarrhythmie – unregelmäßiger Herzschlag, der physiologisch bedingt ist durch die Atmung; kann auch in seltenen Fällen Ausdruck einer Schädigung des Sinusknotens sein
- Sinusbradykardie – zu langsamer Herzschlag (< 60 Schläge pro Minute)
- Sinustachykardie – zu schneller Herzschlag (> 100 Schläge pro Minute)
- Sick-Sinus-Syndrom (Sinusknotensyndrom) – Herzrhythmusstörungen aufgrund einer Störung des Sinusknotens
- Supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen – Herzrhythmusstörungen, die in den Herzvorhöfen entstehen; zu ihnen zählen das Vorhofflattern und das Vorhofflimmern
- Ventrikuläre Herzrhythmusstörungen – Herzrhythmusstörungen, die in den Herzkammern entstehen; zu ihnen zählen die ventrikuläre Tachykardie, das Kammerflattern und Kammerflimmern
- Extrasystolen – ventrikuläre Extrasystolen (VES) oder supraventrikuläre Extrasystolen (SVES) – zusätzliche Herzschläge, die entweder in den Herzkammern oder den Herzvorhöfen entstehen
Zu den Reizleitungsstörungen zählen:
- Sinuatrialer Block (SA-Block) – durch Überleitungsstörungen vom Sinusknoten zur Herzwand entstehende Störungen
- Atrioventrikulärer Block (AV-Block) – durch Überleitungsstörungen vom Herzvorhof zur Herzkammer entstehende Störungen
- Intraventrikulärer Block – durch Überleitungsstörungen im Muskelsystem der Herzkammern entstehende Störungen
- Atrioventrikuläre Reentrytachykardie mit/ohne Präexzitation – kurzfristige Tachykardie (beschleunigter Puls) durch Erregungsleitung über Kurzschlussbahnen
Als physiologisch (ohne Krankheitswert) wird eine Sinusbradykardie bei jungen Menschen sowie Sportlern bezeichnet. Bei alten Menschen (um die 70 Jahre) gelten Herzfrequenzen unter 40/Minute als pathologisch, bedürfen aber keiner Therapie, solange keine bradykardiebezogenen Symptome bestehen.
Pathologisch (krankhaft) ist eine Sinusbradykardie bei:
- extrakardialer Genese (Entstehung ist unabhängig vom Herzen) – z. B. bei Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), Hypothermie (Unterkühlung), Erbrechen, Typhus
- kardialer Genese – Sick-Sinus-Syndrom (kranker Sinusknoten/der Sinusknoten wird als körpereigener Schrittmacher bezeichnet))
Zur Beurteilung der Bradykardie muss das Leistungsvermögen des Herzens mit berücksichtigt werden. So haben gut trainierte Ausdauersportler nächtliche Bradykardien von < 30-40 Schläge pro Minute, ohne Beschwerden. Herzkranke zeigen hier bereits Symptome zerebraler Mangeldurchblutung wie Vertigo (Schwindel) oder Synkope (Kreislaufkollaps).
Kennzeichnen für eine pathologische Bradykardie ist, dass die Herzfrequenz selbst unter Belastung nicht zunimmt.
Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) für Sinusknotenerkrankungen (kardiale Genese) liegt bei 0,17 % in der Gruppe der über 50-Jährigen (in Deutschland).
Verlauf und Prognose: Im Vordergrund steht die Behandlung der Grunderkrankung.