Medizingerätediagnostik
Darmkrebs (Kolonkarzinom)

Man unterscheidet beim Kolonkarzinom ein Untersuchungsprogramm zur Früherkennung (Darmkrebsvorsorge, s. u. Krebsfrüherkennungsmaßnahme) und ein Untersuchungsprogramm zur Diagnosesicherung. Zudem sind mehrere Untersuchungen präoperativ notwendig.

Im Folgenden wird näher auf die Untersuchungen zur Diagnosesicherung und präoperativ eingegangen.

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Koloskopie* (Darmspiegelung), (komplette) ggf. mit Biopsien (Gewebeproben) der Darmschleimhaut [Goldstandard] – Indikationen (Anwendungsgebiete):
    • bei HNPCC-Patienten erste Untersuchung ab dem 25. Lebensjahr/spätestens 5 Jahre vor dem jüngsten Erkrankungsalter in der Familie, Untersuchung in einjährigen Abständen 
    • bei Verdacht auf Kolon- bzw. Rektumkarzinom
  • Abdomensonographie* (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane) – bei Kolon- bzw. Rektumkarzinom
  • Röntgenaufnahme des Thorax* (Röntgen-Thorax/Brustkorb), in zwei Ebenen – bei Kolon- bzw. Rektumkarzinom
  • Starre Rektoskopie (Mastdarmspiegelung)* – bei Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs)
  • MR (CT)-Becken mit Angabe Abstand des Tumors zur mesorektalen Faszie* – bei Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs)
  • Rektale Endosonographie* (innere Ultraschalluntersuchung) bei lokal begrenztem Tumor – bei Rektumkarzinom
    Hinweis: Mit der Endosonographie lässt sich eine Tumorinfiltration (Tumoreindringung) in die Darmwand sicher bestimmen. Eine Entscheidung, ob eine Operation beim Rektumkarzinom durchgeführt werden sollte oder nicht, ist so durch einen erfahrenen Untersucher möglich.
  • Computertomographie (CT) des Beckens (Becken-CT)* 
    • bei inkompletter Koloskopie aufgrund eines stenosierenden Tumors kann präoperativ zusätzlich eine CT-Kolonographie erfolgen.
    • zum prätherapeutischen Staging bei Verdacht auf eine T4-Situation (Perforation des viszeralen Peritoneums (T4a) oder Penetration in ein benachbartes Organ (T4b))
    • zur Feststellung der lokalen Ausbreitung (mittels Mehrzeilen-CT (MSCT))
  • Magnetresonanztomographie (MRT) des Beckens (Becken-MRT)* (ggf. auch eine Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie, MRCP)
    • zum prätherapeutischen Staging bei unklaren Tumorbeziehungen zum Leberhilus, den Gallengängen oder dem Pankreaskopf (Bauchspeicheldrüsenkopf)

*Präoperative Ausbreitungsdiagnostik

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung 

  • Positronenemissionstomographie (PET; Verfahren der Nuklearmedizin, mit dem die Erstellung von Schnittbildern lebender Organismen durch die Visualisierung der Verteilungsmuster schwach radioaktiver Substanzen ermöglicht wird); Indikationen:
    • bei Patienten mit resektablen Lebermetastasen (Tochtergeschwülsten der Leber) eines kolorektalen Karzinoms mit dem Ziel der Vermeidung einer unnötigen Laparotomie (Bauchschnitt)
    • zur Rezidivdiagnostik
    Beachte: Eine PET-CT soll nicht innerhalb von 4 Wochen nach Gabe einer systemischen Chemotherapie oder Antikörpertherapie durchgeführt werden, da die Sensitivität deutlich reduziert ist (Evidenzgrad: A)
  • Zystoskopie (Harnblasenspiegelung) – bei Verdacht auf Tumorinfiltration
  • Röntgen-Kontrasteinlauf (KE) – wird kaum noch eingesetzt

Obligate Medizingerätediagnostik zur Nachsorge:

  • Computertomographie (CT) in Kombination mit CEA – zur Feststellung von Rezidiven; dieses Vorgehen hat in einer randomisierten Studie die Zahl der Rezidive, die kurativ operiert werden konnten, gesteigert. Ein signifikanter Vorteil auf die Kolonkarzinom- oder Gesamtmortalität/Gesamtsterblichkeit ist jedoch nicht erkennbar [1].
  • Ganzkörper-MRT – zum Aufspüren von Metastasen (Tochtergeschwülsten) 
    Gemäß einer Studie ist die Ganzkörper-MRT beim Kolorektal- oder Lungenkarzinom im Vergleich zu den multimodalen Standarduntersuchungen in der Metastasendiagnostik besser geeignet [2].

Krebsfrüherkennungsmaßnahmen (KFEM)

  • ≥ 50. Lebensjahr: jährlich Test auf okkultes (nicht sichtbares) Blut im Stuhl (immunologische FOBT (iFOBT))
  • ≥ 55. Lebensjahr: alle 2 Jahre Test auf okkultes Blut im Stuhl, alternativ maximal 2 Koloskopien im Abstand von 10 Jahren

Beachte: Ein 50-jähriger Mann mit hohem genetischen Risiko, einem ungesunden Lebensstil und keiner Vorsorgekoloskopie hat ein geschätztes absolutes Risiko von 13,4 %, innerhalb der nächsten 30 Jahre an Darmkrebs zu erkranken. Bei Frauen mit dieser Konstellation beträgt das Risiko 10,6 % [3].

Literatur

  1. Primrose JN et al.: Investigators Effect of 3 to 5 Years of Scheduled CEA and CT Follow-up to Detect Recurrence of Colorectal Cancer. JAMA 2014; doi: 10.1001/jama.2013.285718
  2. Taylor SA et al.: Diagnostic accuracy of whole-body MRI versus standard imaging pathways for metastatic disease in newly diagnosed colorectal cancer: the prospective Streamline C trial. Lancet Gastroenterol Hepatol. 2019. doi: https://dx.doi.org/10.1016/S2468-1253(19)30056-1
  3. Carr PR et al.: Estimation of Absolute Risk of Colorectal Cancer Based on Healthy Lifestyle, Genetic Risk, and Colonoscopy Status in a Population-Based Study. Gastroenterology 14 March 2020 https://doi.org/10.1053/j.gastro.2020.03.016
     
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