Monoklonale Gammopathie – Einleitung

Eine monoklonale Gammopathie ist eine Erkrankung, die mit einer Vermehrung monoklonaler Immunglobuline oder deren Teile (Leicht- oder Schwerketten) innerhalb der Gamma-Fraktion der Serumproteine einhergeht.

Thesaurussynonyma und ICD-10: Gammopathie mit lymphoplasmozytischer Dyskrasie; IgG [Immunglobulin G]-Paraproteinämie; monoklonale Paraproteinämie; POEMS-Syndrom; sekundäre Paraproteinämie; sekundäre Paraproteinämie bei maligner Krankheit; ICD-10-GM D47.2: Monoklonale Gammopathie unbestimmter Signifikanz [MGUS]

Formen der monoklonalen Gammopathie

Monoklonale Gammopathien können in verschiedene Formen unterteilt werden, abhängig von den produzierten Proteinen und den zugrunde liegenden Ursachen:

  • Vollständige Immunglobulinmoleküle einer Klasse und eines Typs (z. B. Kappa-IgG)
  • Freie Leichtketten des Typs κ oder λ, sogenannte Bence-Jones-Proteine
  • Kombination von Immunglobulinmolekülen und freien Leichtketten
  • Freie Schwerketten, z. B. γ-, α-, μ-, δ-, ε-Ketten
  • Unterschiedliche Immunglobulinmoleküle, z. B. di-, tri-, multiklonale Gammopathie

Diese Proteine entstehen durch unkontrollierte Vermehrung eines immunkompetenten B-Lymphozyten.

Assoziierte Erkrankungen

Monoklonale Gammopathien können Symptom vieler Erkrankungen sein, darunter:

  • Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS): Präkanzerose für lymphoproliferative Erkrankungen wie Multiples Myelom oder Morbus Waldenström.
  • Paraproteinämie mit monoklonalen IgM-Globulinen, ohne histologische Infiltration des Knochenmarks mit Plasmazellen oder Lymphomzellen.

Eine monoklonale Gammopathie kann Symptom vieler Erkrankungen sein (s. u. "Differentialdiagnosen/Neubildungen – Tumorerkrankungen").

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männern leicht häufiger als Frauen (1,4 : 1)

Häufigkeitsgipfel: In der 6. Lebensdekade (Mitteleuropa)

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) bei Personen über 25 Jahre beträgt 1 %.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt in industrialisierten Ländern ca. 4 auf 100.000 Einwohner. 

Die monoklonale Gammopathie ist ein häufiger pathologischer Zufallsbefund bei einer Routinelaboruntersuchung beim älteren Menschen.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Eine monoklonale Gammopathie, häufig ein pathologischer Zufallsbefund bei Routinelaboruntersuchungen älterer Menschen, kann verschiedene Verläufe zeigen, abhängig vom Subtyp der monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) [1]:

IgM-MGUS

  • Progressionsrisiko: 1,5 % pro Jahr bzw. 2 % in den ersten zehn Jahren, dann 1 % pro Jahr.
  • Mögliche Erkrankungen: Morbus Waldenström, AL-Amyloidose, Non-Hodgkin-Lymphom (NHL), selten IgM-Myelom (IgM-MM).

Non-IgM-MGUS

  • Progressionsrisiko: 1 % pro Jahr.
  • Mögliche Erkrankungen: Multiples Myelom (Plasmozytom), AL-Amyloidose (Leichtketten-Amyloidose).

Leichtketten-MGUS

  • Progressionsrisiko: 0,3 % pro Jahr.
  • Mögliche Erkrankungen: Leichtketten-Myelom (Bence-Jones-Myelom), AL-Amyloidose.

Bei Vorliegen einer monoklonalen Gammopathie müssen die genannten Krankheiten ausgeschlossen werden. Regelmäßige Kontrollen der Höhe des M-Proteins und der Ratio der freien Leichtketten im Serum sind erforderlich.

Laut Daten der National Health and Nutritional Examination Survey (NHANES) waren MGUS-Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung älter und hatten mit höherer Wahrscheinlichkeit eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) (13,1 % gegenüber 7,7 %). Es wurde ein um 20 % erhöhtes Risiko für die Gesamtmortalität bei MGUS-Patienten im Vergleich zu Menschen ohne MGUS festgestellt [2].

Prognose

Die Prognose der monoklonalen Gammopathie hängt stark von der spezifischen Art der Erkrankung ab, in die sich die MGUS entwickeln kann. Regelmäßige medizinische Überwachung und frühzeitige Intervention sind entscheidend, um das Fortschreiten zu schwerwiegenderen Erkrankungen zu verhindern.

Literatur

  1. Go RS, Rajkumar SV: How I manage monoclonal gammopathy of undetermined significance. Blood 131:163-173, 2018. doi:10.1182/blood-2017-09-807560
  2. Ji M et al.: Mortality in the US Populations With Monoclonal Gammopathy of Undetermined Significance. JAMA Oncol 2023; https://doi.org/10.1001/jamaoncol.2023.2278

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) oder Multiplem Myelom. (AWMF-Registernummer: 018 - 035OL), Februar 2022 Kurzfassung Langfassung