Lokale Glucocorticoidtherapie

Die lokale Glucocorticoidtherapie (topische Glucocorticoidtherapie), auch als topische Steroidtherapie bekannt, beinhaltet die Anwendung von Glucocorticoid-Cremes oder -Salben auf die Haut. Diese Therapieform wird häufig zur Behandlung von Hauterkrankungen wie Ekzemen, Psoriasis und anderen entzündlichen Dermatosen eingesetzt.

Entwicklung und Klassifikation von Glucocorticoiden

  • Historischer Hintergrund: Seit ihrer Einführung in den 1940er-Jahren haben sich Glucocorticoide stetig weiterentwickelt. Ihre antiinflammatorische, immunsuppressive und antiproliferative Wirkung auf die Haut macht sie zu einem wichtigen Bestandteil der Behandlung von Dermatosen.
  • Generationen von Glucocorticoiden: Mit der Zeit wurden verschiedene Generationen externer Corticosteroide entwickelt, angefangen bei einfachen Substanzen wie Hydrocortison bis zu nichthalogenierten, doppelt veresterten Glucocorticoiden der neuesten Generation.

Zielsetzung und Wirkungen

  • Zielsetzung: Reduktion von Entzündungen und Rötungen, Linderung von Juckreiz, Verringerung von Krankheitsschüben, Verbesserung der Lebensqualität.
  • Wirkungen: Schnelle Linderung von Entzündungen, Verminderung von Hautschwellungen, Unterstützung der Hautheilung, Prävention von Verschlechterungen bei langfristiger Anwendung.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Ekzeme und Dermatitis (Hautentzündung)
  • Psoriasis (Schuppenflechte)
  • Lichen planus (LP) – entzündliche Dermatose (Hauterkrankung); gekennzeichnet durch die Entwicklung juckender livider Papeln (umschriebene Hauterhöhung < 1,0 cm im Durchmesser) oder Plaques ("plattenartige" Substanzvermehrung der Haut) auf den mukokutanen Oberflächen (Haut und die Schleimhaut betreffend)
  • Mycosis fungoides – T-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom, das vorwiegend die Haut betrifft (kutanes T-Zell-Lymphom, CTCL)
  • Insektenstiche und allergische Hautreaktionen.
  • Bestimmte Formen des Lupus erythematodes.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Bakterielle, virale oder pilzbedingte Hautinfektionen.
  • Offene Wunden oder Hautgeschwüre.
  • Überempfindlichkeit gegenüber einem der Bestandteile des Medikaments.
  • Anwendung im Gesicht, insbesondere um die Augen, sollte vermieden werden, es sei denn, es wird ausdrücklich von einem Arzt empfohlen.

Vor der Therapie

  • Eine gründliche Untersuchung der Hauterkrankung durch einen Dermatologen.
  • Ermittlung der geeigneten Glucocorticoid-Stärke und -Formulierung.
  • Beratung über die korrekte Anwendung und Häufigkeit der Anwendung.

Das Verfahren

  • Auftragen einer dünnen Schicht des Glucocorticoids auf die betroffene Hautpartie.
  • Anwendung gemäß der Anweisung des Arztes, oft einmal oder zweimal täglich.
  • Vermeidung von übermäßigem Gebrauch, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Therapeutische Richtlinien: Beginn mit dem stärksten angemessenen Präparat, schrittweise Reduzierung der Dosis, Berücksichtigung der Lokalisation und Hautbeschaffenheit, besondere Vorsicht in Problemarealen. Zu diesen Problemarealen gehören:

  • Gesicht: Die Haut im Gesicht ist dünner und empfindlicher. Die langfristige Anwendung von Steroiden im Gesicht kann zu Nebenwirkungen wie perioraler Dermatitis, Rosazea-artigen Symptomen und einer erhöhten Empfindlichkeit führen.
  • Intertriginöse Bereiche (Intertrigines): Dies sind Hautfalten, in denen Haut auf Haut liegt, wie beispielsweise die Achselhöhlen, Leisten, unter den Brüsten, und in den Ellenbogen- und Kniekehlen. In diesen Bereichen herrschen natürliche Okklusionsbedingungen, was die Absorption der Steroide erhöhen und zu einer verstärkten Wirkung oder Nebenwirkungen führen kann.
  • Genitalbereich: Die Haut in diesem Bereich ist sehr empfindlich und die Anwendung von topischen Steroiden kann zu erhöhten Nebenwirkungen führen.
  • Augenlider: Die Haut um die Augen ist besonders dünn und empfindlich. Die Anwendung von Steroiden in diesem Bereich kann zu erhöhtem Augeninnendruck und anderen Augenproblemen führen.

In diesen Problemarealen sollte die Anwendung von topischen Steroiden nur unter strenger ärztlicher Anleitung erfolgen, und es sollten niedrigpotente Steroide oder alternative Behandlungsmethoden in Betracht gezogen werden, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Wirkungseintritt der lokalen Glucocorticoidtherapie

Die Wirkung von topischen Glucocorticoiden kann variieren, abhängig von der Stärke des Präparats, der behandelten Hauterkrankung und der individuellen Hautbeschaffenheit des Patienten.

In der Regel beginnt die Wirkung innerhalb weniger Stunden nach der Anwendung. Bei akuten Entzündungen oder starkem Juckreiz können Patienten oft eine schnelle Linderung innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden feststellen. Bei chronischen oder schwereren Hauterkrankungen kann es jedoch länger dauern, bis eine deutliche Verbesserung eintritt.

Es ist wichtig, dass Patienten die Anweisungen zur Anwendung genau befolgen und Geduld haben, da die maximale Wirkung manchmal erst nach mehreren Tagen oder sogar Wochen regelmäßiger Anwendung erreicht wird. Eine regelmäßige Nachkontrolle mit dem behandelnden Arzt ist entscheidend, um den Fortschritt zu bewerten und die Therapie bei Bedarf anzupassen.

Nach der Therapie

  • Regelmäßige Nachkontrolle zur Bewertung der Wirksamkeit und Anpassung der Behandlung.
  • Beobachtung von möglichen Nebenwirkungen wie Hautverdünnung oder Verfärbung.
  • Hautpflege

Hautpflege

Eine angemessene Hautpflege nach der Anwendung topischer Glucocorticoide ist entscheidend, um die Hautgesundheit zu erhalten und Nebenwirkungen zu minimieren. Hier einige Empfehlungen:

  • Feuchtigkeitspflege: Regelmäßige Anwendung von Feuchtigkeitscremes oder -lotionen kann helfen, die Hautbarriere zu stärken und Feuchtigkeitsverlust zu vermeiden. Wählen Sie Produkte, die für empfindliche Haut geeignet sind und keine irritierenden Inhaltsstoffe enthalten.
  • Sanfte Reinigung: Verwenden Sie milde, seifenfreie Reinigungsmittel, um die Haut nicht weiter auszutrocknen oder zu reizen. Vermeiden Sie heißes Wasser, da dies die Haut zusätzlich austrocknen kann.
  • Schutz der Haut: Schützen Sie behandelte Hautbereiche vor übermäßiger Sonneneinstrahlung, da topische Steroide die Haut lichtempfindlicher machen können. Ein Breitspektrum-Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor ist empfehlenswert.
  • Vermeidung von Reizstoffen: Verzichten Sie auf hautreizende Substanzen wie alkoholhaltige Produkte, starke Düfte oder aggressive chemische Peelings.
  • Regelmäßige Hautkontrollen: Überwachen Sie die Haut auf Anzeichen von Verdünnung, Verfärbung oder anderen Veränderungen. Bei Auffälligkeiten sollten Sie einen Dermatologen konsultieren.
  • Langsame Reduktion der Steroidanwendung: Um ein Wiederaufflammen der Symptome zu verhindern, sollte die Häufigkeit der Steroidanwendung schrittweise reduziert werden, insbesondere nach langfristiger Anwendung.
  • Hydratation von innen: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützt die Hautgesundheit. Trinken Sie täglich genügend Wasser, um die Haut von innen zu hydratisieren.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, reich an Vitaminen und Antioxidantien, kann die Hautgesundheit unterstützen und zur Wiederherstellung der Haut beitragen.

Feuchtigkeitspflege

Nach der Anwendung topischer Glucocorticoide ist eine sorgfältige Feuchtigkeitspflege entscheidend, um die Hautbarriere zu stärken und Feuchtigkeitsverlust zu verhindern. Hier sind einige detaillierte Empfehlungen:

  • Wahl des Feuchtigkeitspflegeprodukts:
    • Urea-Konzentration: Produkte mit Urea (Harnstoff) können besonders wirksam sein.
      • Für leicht trockene Haut sind Konzentrationen von 5-10 % Urea oft ausreichend.
      • Bei sehr trockener oder schuppiger Haut können Produkte mit höheren Urea-Konzentrationen (bis zu 20 %) vorteilhaft sein.
      • Für empfindliche Haut geeignet: Wählen Sie Cremes oder Lotionen, die explizit für empfindliche oder zu Ekzemen neigende Haut formuliert sind. Bei sehr empfindlicher Haut ist es ratsam, mit einer niedrigen Urea-Konzentration zu beginnen. Produkte mit einer Urea-Konzentration von etwa 3 % bis 5 % sind in der Regel gut verträglich und bieten Feuchtigkeit, ohne die Haut zu reizen.
  • Inhaltsstoffe vermeiden: Verzichten Sie auf Produkte mit potenziell irritierenden Inhaltsstoffen wie Parfum, Alkohol, Farbstoffe oder Konservierungsmittel.
  • Anwendungsweise:
    • Tragen Sie die Feuchtigkeitscreme oder -lotion direkt nach dem Baden oder Duschen auf, wenn die Haut noch leicht feucht ist. Dies hilft, die Feuchtigkeit einzuschließen.
    • Bei sehr trockener Haut kann es hilfreich sein, die Feuchtigkeitspflege mehrmals täglich anzuwenden.
  • Zusätzliche Feuchtigkeitsquellen:
    • Überlegen Sie die Verwendung von Feuchtigkeitsspendern, die Glycerin, Hyaluronsäure oder Ceramide enthalten, da diese Inhaltsstoffe dabei helfen, Feuchtigkeit in der Haut zu binden und die Hautbarriere zu stärken.
    • Bei extrem trockener Haut können okklusive Feuchtigkeitspflegeprodukte wie Vaseline hilfreich sein, um Feuchtigkeit einzuschließen, sollten jedoch nur nach Rücksprache mit einem Dermatologen verwendet werden.
  • Häufigkeit der Anwendung:
    • Passen Sie die Häufigkeit der Anwendung an den Zustand Ihrer Haut an. Bei sehr trockener oder gereizter Haut kann eine häufigere Anwendung erforderlich sein.

Anwendungsempfehlungen:

  • Nach dem Baden oder Duschen auftragen: Die Anwendung direkt nach dem Waschen, wenn die Haut noch feucht ist, kann helfen, Feuchtigkeit besser einzuschließen.
  • Sanftes Auftragen: Verwenden Sie sanfte, kreisende Bewegungen, um die Creme oder Lotion aufzutragen, und vermeiden Sie starkes Reiben oder Ziehen an der Haut.

Häufigkeit und Menge:

  • Regelmäßige Anwendung: Bei trockener oder gereizter Haut kann eine regelmäßige Anwendung mehrmals am Tag erforderlich sein.
  • Mäßige Mengen verwenden: Eine zu dicke Schicht kann die Poren verstopfen oder die Haut übermäßig feucht halten, was zu anderen Hautproblemen führen kann.

Mögliche Komplikationen

  • Hautatrophie: Die häufigste Nebenwirkung, gekennzeichnet durch Verdünnung der Haut, was sie anfälliger für Verletzungen und Risse macht.
  • Steroidakne: Ausbrüche von Akne, besonders bei Anwendung starker Steroide oder im Gesichtsbereich.
  • Striae (Dehnungsstreifen): Ähnlich wie bei Schwangerschaftsstreifen können sich bei längerer Anwendung von Steroiden dauerhafte Streifen auf der Haut bilden.
  • Teleangiektasien (erweiterte Blutgefäße): Sichtbare kleine Blutgefäße, besonders im Gesicht, können eine Nebenwirkung langfristiger Steroidanwendung sein.
  • Hyper- oder Hypopigmentierung: Veränderungen der Hautfarbe, die zu dunkleren oder helleren Bereichen führen.
  • Periorale Dermatitis: Entzündung der Haut um den Mund, die durch langfristige Anwendung von Steroidcremes im Gesichtsbereich entstehen kann.
  • Tachyphylaxie: Ein Nachlassen der Wirksamkeit der Steroide über die Zeit, was zu einem verstärkten Bedarf an stärkeren Präparaten führt.
  • Glaukom und Katarakte: Bei Anwendung um die Augen besteht ein erhöhtes Risiko für Augenprobleme.
  • Systemische Absorption: Bei großflächiger Anwendung oder über einen langen Zeitraum kann der Wirkstoff in den Blutkreislauf gelangen und systemische Effekte haben.
  • Suppression der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse): Bei intensiver oder langfristiger Anwendung kann es zu einer Unterdrückung der körpereigenen Cortisolproduktion kommen.

Die topische Glucocorticoidtherapie ist ein grundlegender Bestandteil der Behandlung vieler Hauterkrankungen. Eine sachgemäße Anwendung und regelmäßige medizinische Überwachung sind entscheidend, um die besten Ergebnisse zu erzielen und das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

     
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