Raucherentwöhnung: Eine Übersicht

Die Raucherentwöhnung kann mithilfe verschiedener Strategien und Verfahren erfolgen. Unabhängig von der Auswahl des Verfahrens stellt die Motivation mit dem Rauchen aufzuhören den entscheidenden Faktor beim Austritt aus dem Suchtverhalten dar. Bei der Raucherentwöhnung lassen sich generell zwei verschiedene Varianten zum Abbruch des Rauchens unterscheiden. Einerseits ist es möglich, das Rauchen mit sofortiger Wirkung zu beenden, andererseits wird von anderen die Variante der schrittweisen Reduktion der Zigarettenanzahl favorisiert. Der unverzügliche Abbruch des Rauchens wird auch als Schlusspunktmethode bezeichnet und stellt laut diverser klinischen Studien die effektivere Methode für den dauerhaften Rauchverzicht dar.

Um einen Schlussstrich unter das Rauchen zu setzen, wird von Therapeuten die Entsorgung oder Abgabe von allen Utensilien empfohlen, die mit dem Rauchen assoziiert werden können. Das Vorhandensein von Zigaretten oder sogar Aschenbechern kann die Rückkehr zum abgelegten Suchtverhalten fördern.

Die Verfahren

  • Medien – inzwischen liegen viele Methoden vor, um mit dem Rauchen aufzuhören. Mithilfe von Büchern, DVDs oder weiteren Manuals (Anleitungen) soll es dem Betroffenen erleichtert werden, das Suchtverhalten zu beenden. Allerdings variiert die Qualität dieser Methoden erheblich, sodass in der Regel die Erfolgswahrscheinlichkeit der jeweiligen Methode nicht über zehn Prozent liegt. Aufgrund dessen wird im Allgemeinen von dieser Form der Entwöhnung abgeraten. Allerdings lässt sich die Erfolgsquote durch die gleichzeitige Einnahme von Nikotinersatzpräparaten erhöhen.
  • Hypnose – das Ziel der Hypnose ist die Analyse verschiedener Rauchsituation und Settings (Situation), die mit dem Drang des Rauchens in Verbindung gebracht werden. Die Analyse wird jedoch im Gegensatz zur Verhaltenstherapie in Trance durchgeführt. Mit der Analyse geht außerdem die Suche nach Alternativen zum vorliegenden Suchtverhalten einher. Des Weiteren wird durch die Hypnose zur Raucherentwöhnung auch eine negative Assoziation mit dem Rauchen hergestellt, um so das mentale Verlangen zu reduzieren. Entscheidend für den zu erwartenden Erfolg des Verfahrens ist die positive Erwartungshaltung des Betroffenen.
    Die Anwendung dieses Verfahrens geht mit einer signifikant höheren Erfolgswahrscheinlichkeit im Vergleich zu einer Raucherentwöhnung ohne zusätzliche therapeutische Maßnahmen einher.
  • Akupunktur – in Anlehnung an die traditionelle chinesische Medizin (TCM) wird die Anwendung der Akupunktur zur Raucherentwöhnung eingesetzt. Das Prinzip dieser Methode beruht auf der Stimulation spezieller Energiepunkte, um so das Gleichgewicht des Organismus durch die Korrektur sogenannter Energieflüsse wiederherzustellen. Von wichtiger Bedeutung ist die Auswahl der richtigen Energiepunkte, um einen adäquaten organspezifischen Effekt zu erreichen. Das Wirkprinzip der Akupunktur beruht maßgeblich auf den beruhigenden Effekten der Behandlung, durch die sowohl die körperliche als auch mentale Entzugssymptomatik ohne Ausübung des Suchtverhaltens signifikant reduziert werden kann. Des Weiteren kann die Akupunktur zur Linderung der Folgeeffekte der Raucherentwöhnung beitragen. Folgesymptome wie ein verstärktes Hungergefühl oder beispielsweise Schweißausbrüche können durch die Nutzung der Akupunktur deutlich abgeschwächt werden.
    Die Erfolgswahrscheinlichkeit des Verfahrens ist direkt abhängig von der Erwartungshaltung. Die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Tabakkonsumaufgabe entspricht nahezu der Hypnose.
  • Nikotinersatztherapie – diese Methode zur Raucherentwöhnung stellt eines der am häufigsten genutzten Verfahren zur Raucherentwöhnung dar. Allerdings ist zu beachten, dass es sich bei der Nikotinersatztherapie um eine irreführende Bezeichnung handelt, da keineswegs das Nikotin, sondern stattdessen die Zigarette ersetzt wird. Somit ermöglicht diese Form der Raucherentwöhnung eine kontinuierliche Reduktion der Nikotinmenge, ohne dass die Entzugssymptomatik die Willensstärke des Rauchers beeinträchtigt. Als Applikationsformen der Nikotinersatztherapie lassen sich unter anderem Nikotin-Pflaster und -Kaugummis nennen. Es ist jedoch zu beachten, dass der Erfolge ohne begleitende Therapiemaßnahmen erkennbar weniger wirkungsvoll ist.
    Die aktuelle S3-Leitlinie spricht sich für die Nikotinersatztherapie als Soll-Empfehlung für das Angebot pharmakologischer Unterstützung aus (vor der Gabe der Wirkstoffe Vareniclin oder Bupropion). Die E-Zigarette wird dagegen nicht empfohlen!
    Eine Gruppentherapie verdoppelt beispielsweise die Erfolgsrate der Nikotinersatztherapie. Für den effektiven Einsatz dieser Therapievariante ist die Einnahme von Nikotinersatzstoffen für zwei bis drei Monate notwendig.
  • Medikamentöse Raucherentwöhnung – im Gegensatz zur Nikotinersatztherapie erfolgt die medikamentöse Entwöhnung ohne den Einsatz von Nikotin. Als Substanz, die beispielsweise das Rauchverlangen als Teil der Entzugssymptomatik reduziert, ist Bupropionhydrochlorid (Bupropion-HCL; gehört zur Gruppe der atypischen Antidepressiva) zu nennen. Des Weiteren zeichnet sich diese Substanz allerdings durch deutliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie zum Beispiel Schlafstörungen (Insomnie), Kopfschmerzen (Cephalgie), Konzentrationsproblemen, Mundtrockenheit, gastrointestinale (Magen-Darm) Störungen, sowie Nausea (Übelkeit) und Erbrechen aus. Die Erfolgswahrscheinlichkeit der medikamentösen Entwöhnung lässt sich durch eine begleitende Therapie verbessern. 
    Die aktuelle S3-Leitlinie spricht sich zudem positiv für Vareniclin aus. Für die Wirkstoffe Nortriptylin (aktive Metabolit des trizyklischen Antidepressivums Amitriptylin), Clonidin (Alpha-2-Agonist aus der Wirkstoffgruppe der Imidazoline) und Cytisin wird eine Kann-Empfehlung ausgesprochen. Cytisin ist ein sekundärer Pflanzenstoff des Goldregens und zählt zur Gruppe der Chinolizidin-Alkaloide. Seine Wirkung ähnelt der des Nikotins, da beide Substanzen mit denselben Rezeptoren im Gehirn in Wechselwirkung stehen.
  • Verhaltenstherapie – der Einsatz der Verhaltenstherapie zur Raucherentwöhnung beruht auf dem Lerneffekt der Neukonditionierung. Das erlernte Verhalten "Rauchen" soll nicht nur ausgelöscht werden, sondern stattdessen durch neue Verhaltensmuster ersetzt werden. Die Verhaltenstherapie kann entweder durch eine Gruppentherapie oder durch eine Kurzintervention in einer Einzeltherapie erfolgen.
    Die Erfolgsaussichten des Verfahrens sind insbesondere in Kombination mit zusätzlichen Raucherentwöhnungsverfahren als verhältnismäßig gut zu beurteilen.

Literatur

  1. Margraf J: Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Springer Verlag 2009
  2. Herr U, Dauenhauer M: Nikotinabhängigkeit: ein globales Problem. Wiener Zeitschrift für Suchtforschung. 2003. 26:13-16
  3. Aigner K, Homeier I, Koessler W, Zwick H: Standards der Raucherentwöhnung. Wiener klinische Wochenschrift. 2005. 2:1-22
  4. Batra A: Tabakentwöhnung. Kohlhammer Verlag 2004
  5. Haustein K: Tabakabhängigkeit. Springer Verlag 2008
  6. Ernst E: Praxis Naturheilverfahren: Evidenzbasierte Komplementärmedizin. Springer Verlag 2009

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung. (AWMF-Registernummer: 076-006), Januar 2021 Kurzfassung Langfassung

     
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