Einleitung
Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)

Bei einer Pankreatitis (Synonym: Bauchspeicheldrüsenentzündung; Pancreatitis; ICD-10-GM K85: Akute Pankreatitis) handelt es um eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Die meisten akuten Pankreatitiden verlaufen mild und heilen unter konservativer Therapie aus. Probleme können schwere Verlaufsformen – insbesondere die nekrotisierende Pankreatitis – bereiten, die immer noch eine hohe Mortalität (Sterberate) aufweisen.

In Norddeutschland erkranken etwa 20 von 100.000 Einwohnern jährlich an einer Pankreatitis. Die meisten Personen erkranken im Alter zwischen 35 und 44 Jahren.

Nach dem Verlauf werden unterschieden:

  • Akute (plötzliche) Pankreatitis (AP)
  • Chronische – sich langsam entwickelnde – Pankreatitis (CP; 70-90 % der Fälle sind durch übermäßigen Alkoholkonsum verursacht; in 2-5 % aller chronischen Pankreatitiden wird eine autoimmune Pankreatitis (AIP) diagnostiziert)

Eine akute Pankreatitis wird morphologisch wie folgt eingeteilt:

  • Interstitielle ödematöse Pankreatitis hierbei beschränkt sich die Inflammation auf das Pankreasparenchym (organspezifisches Gewebe der Bauchspeicheldrüse) sowie auf das umliegende Pankreasgewebe; Nekrosen ("örtlicher Gewebetod") treten keine auf! Häufigste Entität mit ca. 85 % der Fälle; Verlauf ist meistens leicht und selbstlimitierend. 
  • Nekrotisierende Pankreatitis – Auftreten von Nekrose des Pankreasparenchym ("Zelltod" des Funktionsgewebes der Bauchspeicheldrüse) und/oder peripankreatische ("um die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) herum") Nekrose; ca. 15 % der FälleIntensivtherapie erforderlich; Zustand ist mit einer hohen Mortalität (Sterberate) behaftet.

Neuerdings wurde auch das Bild einer autoimmunen Pankreatitis (Autoimmunpankreatitis) beschrieben. Diese kann im Zusammenhang mit anderen Autoimmunerkrankungen auftreten, geht mit einer Erhöhung der Immunglobuline Typ Ig G4 im Serum einher und bessert sich unter der Behandlung mit Corticosteroiden.

Die Diagnose der "idiopathischen akuten Pankreatitis" ("Krankheit, ohne eine fassbare Ursache") wird in ca. 10 % der Fälle gestellt:
Beachte: Eine akute Pankreatitis kann auch die Erstmanifestation eines Pankreaskarzinoms (Bauchspeicheldrüsenkrebs) sein.

Geschlechterverhältnis: Akute Pankreatitis: Frauen häufiger als Männer; chronische Pankreatitis: Männer häufiger als Frauen.

Häufigkeitsgipfel: Das Maximum des Auftretens der akuten Pankreatitis liegt zwischen dem 20-40. und dem 40-60. Lebensjahr. Das Maximum des Auftretens der chronischen Pankreatitis liegt zwischen dem 35. und 44. Lebensjahr.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der akuten Pankreatitis beträgt 4,9-80 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland). Die Inzidenz für die chronische Pankreatitis korreliert mit dem Alkoholkonsum und beträgt 5-10 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland). Weltweit liegt die Prävalenz bei 1,6-23 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Verlauf und Prognose: Eine akute Pankreatitis (AP) verläuft im Regelfall mild und führt zu einer mittleren Krankenhausverweildauer von ca. 5 Tagen. Falls es zu einer nekrotisierenden Pankreatitis (ca. 15 % der Fälle; s. o.) kommt, sollte die Therapie an einem Zentrum erfolgen.

Die Pankreatitis tritt häufig rezidivierend (wiederkehrend) auf. Die Rezidivrate liegt bei 30-50 %. Die höchste Rezidivrate haben Patienten mit chronischem Alkoholkonsum und Patienten mit Hypertriglyzeridämie-assoziierter AP. Die wenigsten Rezidive gab es mit 12 % bei biliärer ("die Galle betreffend") Genese der AP.  Entscheidend für die Rezidivrate ist das therapeutische Vorgehen nach der ersten AP: bei biliärer Genese: Cholezystektomie/Gallenblasenentfernung (von 14 % auf 4 %), bei Alkohol-induzierter AP: Alkoholabstinenz (von 30 % auf 6 %) und bei Hypertriglyzeridämie-assoziierter AP: Senkung des Triglyzeridspiegels (von 30 % auf 22 %) [1]. Durch rezidivierende Entzündungsschübe wird das Pankreasparenchym (Pankreasgewebe) durch fibrotisches Bindegewebe ersetzt. Infolge dieses bindegewebigen Umbaus des Pankreas (Bauchspeicheldrüse) besteht ein fortschreitender Verlust der exokrinen (betreffend der Verdauungsenzyme) und endokrinen (betreffend der Hormone) Pankreasfunktion.

Beachte: Bei Patienten mit akuter Pankreatitis sollte eine stationäre Einweisung mit dem Rettungsdienst erfolgen!

Die Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) der nekrotisierenden Pankreatitis beträgt 25 bis 45 %.
Die chronische Pankreatitis führt zu einer um 23 % reduzierten Lebenserwartung. Die Letalität der chronischen Pankreatitis wird über einen Beobachtungszeitraum von 6-10 Jahren mit 16-20 % angegeben.

Die 10-Jahres-Überlebensrate der chronischen Pankreatitis liegt bei circa 70 % und die 20-Jahres-Überlebensrate bei rund 45 %.

Literatur

  1. Li S et al.: Recurrence rates and risk factors for recurrence after first episode of acute pancreatitis: A systematic review and meta-analysis. Eur J Intern Med 2023; https://doi.org/10.1016/j.ejim.2023.06.006

Leitlinien

  1. National Library of Medicine: United European Gastroenterology evidence-based guidelines for the diagnosis and therapy of chronic pancreatitis (HaPanEU). United European Gastroenterol J. 2017 Mar;5(2):153-199. doi: 10.1177/2050640616684695.
  2. S3-Leitlinie: Pankreatitis. (AWMF-Registernummer: 021-003), September 2021 Langfassung

     
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