Symptome – Beschwerden
Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)

Akute Pankreatitis (AP)

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine akute Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) hinweisen:

  • Akute abdominelle Schmerzen (Bauchschmerzen) wichtigstes Symptom. Typisch ist ein starker, bohrender und anhaltender viszeraler Oberbauchschmerz (Epigastrium), der auch in den Rücken (gürtelförmig), Thorax (Brustkorb), die Flanken oder den Unterbauch ausstrahlen kann und sich in sitzender oder kauernder Position bessert
  • Nausea (Übelkeit)
  • Erbrechen
  • Eventuell Fieber
  • Gummibauch – elastische Bauchdeckenspannung wg. beginnender peritonitischer Reizung und Meteorismus 
  • Meteorismus (Blähungen) – aufgrund der geringeren Darmbeweglichkeit
  • evtl. Ikterus (Gelbsucht; bei biliärer Genese/"gallenbedingt")
  • evtl. Subileus (Vorstufe des Ileus), ggf. Ileus (Darmverschluss) (paralytischer)
  • Bauchdeckenspannung (Peritonismus; Peritonitis)
  • Tachykardie – zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute
  • Hypotonie – niedriger Blutdruck
  • Cullen-Zeichen, d. h. periumbilikale (um den Bauchnabel herum) Einblutungen als Zeichen einer Bauchhöhlenblutung (klinisches Zeichen einer schweren akuten Pankreatitis)
  • Reizung von Peritoneum (Bauchfell) und Pleura (Lungenfell) → Aszites (Bauchwassersucht) und Pleuraerguss
  • Kreislaufschock, mit nachfolgender Oligurie (< 500 ml Urin/ 24 Std) bzw. Anurie (< 100 ml Urin/ 24 Std)

*Meteorismus + peritonitische Reizung (Irritation) = Abdomen mit prallelastischer Konsistenz, was an einen aufgeblasenen Gummischlauch erinnert = "Gummibauch")

Weitere Hinweise

In einer retrospektiven Erhebung wurden Patienten mit einer schweren AP, die intensivmedizinisch behandelt wurden, eingeschlossen. Die Diagnose einer AP wurde gestellt, wenn 2 der 3 folgenden Kriterien erfüllt waren [1]:

  • klinische Symptomatik übereinstimmend mit einer AP (s. o.) mit plötzlich auftretendem und anhaltendem Fieber sowie epigastrischen Schmerzen, die auch in den Rücken (gürtelförmig), Thorax (Brustkorb), die Flanken oder den Unterbauch ausstrahlen.
  • Nachweis eines mindestens 3‑fachen Anstiegs der Serum-Lipase oder -Amylase
  • Vorliegen charakteristischer Merkmale in einem bildgebenden Verfahren (Computertomographie CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Sonographie/Ultraschall) [z. B. diffuse Vergrößerung des Pankreas, peripankreatische Flüssigkeit, parenchymale oder peripankreatische Nekrose(n); ggf. Hinweis auf biliäre (Gallenblasen-bedingte) Ursache].

Dumpfe Schmerzen versus stark stechenden Schmerz

Eine Auswertung der Schmerzen von Pankreatitispatienten bei der Aufnahme ergab bei 70 % einen starken Schmerz, über 60 % beschrieben den Schmerz als Krampf und rund die Hälfte gab den Schmerz im oberen Abdomenbereich an. Patienten mit starken Schmerzen gaben hatten zwar häufiger eine schwere Pankreatitis als solche mit weniger starken Schmerzen (4,5 versus 2,3 %), der Unterschied war allerdings nicht signifikant. 
Patienten, die den Schmerz als stechend empfunden haben, hatten in 7, 2 % der Fälle einen schwereren Verlauf im Vergleich zu anderen Schmerzqualitäten. Das Kollektiv der Patienten mit stechenden Schmerzen zeigte folgende Auswirkungen [2]:

  • erhöhte Mortalität/Sterberate (3,4 % versus 1,3 %)
  • 13 % der Patienten entwickelten eine Nekrose (Gewebetod)
  • 25 % benötigten Opioide

Chronische Pankreatitis

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine chronische Pankreatitis hinweisen:

  • Starke Oberbauchschmerzen, rezidivierende [früheste Symptom und zugleich Hauptsymptom!]:
    • Lokalisation: in der Tiefe des Bauchs und in den Rücken gürtelförmig ausstrahlend
    • Dauer: Stunden bis Tage
    • durch Nahrungsaufnahme ausgelöst
  • Gewichtsverlust durch
    • schmerzbedingte Nahrungsverminderung
    • Diarrhoe (Durchfall)/Steatorrhoe (Fettstuhl) bei exokriner Pankreasinsuffizienz (Erkrankung der Bauchspeicheldrüse bezeichnet, die mit einer ungenügenden Produktion von Verdauungsenzymen einhergeht) [tritt erst auf, wenn die Lipasesekretion um mehr als 90-95 % reduziert ist]
      Hinweis: Die endokrine Pankreasinsuffizienz stellt sich erst nach mehreren Jahren ein: dieses betrifft die Langerhans-Inseln, die vor allem für die Regulation des Glucose-Serumspiegels (Blutzuckerspiegel) – über die Hormone Insulin und Glukagon – sowie von Verdauungsprozessen verantwortlich sind
  • Mangelernährung
  • evtl. Ikterus (Gelbsucht) durch.
    • Pseudozyste
    • entzündlich geschwollener Pankreaskopf

Autoimmune Pankreatitis (AIP; 2-5 % aller Pankreatitiden)

  • Schmerzloser Ikterus (Gelbsucht)
  • Sklerosierende Cholangitis (Entzündung der Gallenwege) (85 %)
  • Diabetes mellitus (2/3 der betroffenen Patienten)
  • Unspezifische Oberbauchbeschwerden

Literatur

  1. Banks PA, Bollen TL, Dervenis C, Gooszen HG, Johnson CD, Sarr MG, Tsiotos GG, Vege SS, Acute Pancreatitis Classification Working Group: Classification of acute pancreatitis 2012: revision of the Atlanta classification and definitions by international consensus. Gut 2013 Jan;62(1):102-11. doi: 10.1136/gutjnl-2012-302779. Epub 2012 Oct 25.
  2. Földi M et al.: The characteristics and prognostic role of acute abdominal on-admission pain in acute pancreatitis: A prospective cohort analysis of 1432 cases. Eur J Pain 2021; https://doi.org/10.1002/ejp.1885
     
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