Thermotherapie
Wärme- und Kältetherapie

Thermotherapie, eine facettenreiche Behandlungsform, die sich in Wärme- und Kältetherapie (Kryotherapie) untergliedert, hat ihren Ursprung in alten Heiltraditionen und hat sich im Laufe der Zeit zu einer anerkannten Methode in der modernen Medizin entwickelt. Sie nutzt die therapeutischen Eigenschaften von Temperatur, um eine Vielzahl von Beschwerden zu behandeln und das Wohlbefinden zu fördern.

Wärmetherapie

Die Wärmetherapie nutzt gezielt die heilenden Eigenschaften von Wärme, um verschiedene Beschwerden wie Muskelverspannungen, Gelenkschmerzen und chronische Schmerzzustände zu lindern.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Bewegungsapparat

  • Chronische Gelenks- und Wirbelsäulenveränderungen
  • Chronische Arthritiden (Gelenkentzündung)
  • Gelenk- und Muskelzerrungen
  • Nach Traumata oder Operationen am Bewegungsapparat
  • Kontusionen (Prellung)

Innere Organe

  • Chronische Kolitis (Darmentzündung)
  • Chronische Prostatitis (Prostataentzündung)
  • Chronische Adnexitis (Eierstockentzündung)
  • Erkrankung der Gallenblase
  • Krampfartige abdominelle Schmerzen (Bauchschmerzen)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute Entzündungen: Wärme kann Entzündungen und Schwellungen verschlimmern.
  • Durchblutungsstörungen: Bei Patienten mit schlechter Durchblutung kann Wärme zu Verbrennungen führen.
  • Sensibilitätsstörungen: Personen mit reduziertem Schmerzempfinden können Verbrennungen erleiden.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Wärme kann den Kreislauf belasten.

Vor der Therapie

  • Überprüfung der Haut: Sicherstellen, dass keine offenen Wunden oder Hautirritationen vorhanden sind.
  • Temperaturanpassung: Einstellung einer angemessenen und sicheren Temperatur.
  • Information des Patienten: Aufklärung über das Verfahren und was zu erwarten ist.

Die Verfahren 

Die Wärmetherapie ist ein therapeutisches Verfahren, das die Anwendung von Wärme zur Behandlung verschiedener Beschwerden nutzt. Dabei wird Wärme auf unterschiedliche Arten zugeführt, um schmerzlindernde, entspannende, durchblutungsfördernde und stoffwechselanregende Effekte zu erzielen. Hier eine detaillierte Darstellung der verschiedenen Methoden und deren Wirkungsweise:

Wärmezufuhrmethoden

  • Auflagen, Wickel und Packungen (z. B. heiße Rolle):
    • Diese lokalen Anwendungen werden direkt auf die betroffene Körperstelle aufgetragen.
    • Häufig verwendete Materialien sind Fango, Schlick, Moor oder heiße, feuchte Tücher.
  • Heißluft:
    • Heißluft wird mittels spezieller Geräte erzeugt und gezielt auf betroffene Körperregionen gerichtet.
    • Die trockene Wärme dringt tief in das Gewebe ein und fördert die Durchblutung.
  • Heusack:
    • Ein mit Heu gefüllter Sack wird erwärmt und auf die Haut aufgelegt.
    • Die Kombination aus Wärme und den ätherischen Ölen des Heus bietet eine zusätzliche entspannende Wirkung.
  • Infrarotstrahlung:
    • Infrarotlampen senden Wärmestrahlen aus, die tief in das Gewebe eindringen.
    • Diese Methode hilft, tiefliegende Muskeln und Gelenke zu erreichen.
  • Ultraschall-Wärmetherapie:
    • Hierbei wird Ultraschall genutzt, um Wärme in tieferen Gewebeschichten zu erzeugen.
    • Dies ist besonders nützlich für tiefliegende Muskelschichten oder Gelenke.
  • Voll- und Teilbäder:
    • Die Immersion in warmes Wasser bietet eine umfassende Wärmebehandlung des ganzen Körpers oder spezifischer Bereiche.
    • Bäder haben zusätzlich einen entspannenden Effekt auf die Psyche.
  • Warmpackungen:
    • Beinhalten Anwendungen wie Fango-, Schlick- oder Moorpackungen, die lokal aufgetragen werden.
    • Sie halten die Wärme über einen längeren Zeitraum und dringen tief in das Gewebe ein.

Wirkungsweise

  • Temperaturbereich: Bereits Temperaturen zwischen 38-40 °C sind ausreichend, um therapeutische Effekte zu erzielen.
  • Durchblutungsförderung: Die Wärmeanwendung steigert die Durchblutung, was zu einer verbesserten Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff sowie Makro- und Mikronährstoffen führt.
  • Abtransport von Stoffwechselprodukten: Durch die erhöhte Durchblutung werden Abfallprodukte des Stoffwechsels effektiver abtransportiert.
  • Entspannungseffekte: Insbesondere bei Bädern kommt es zu einer deutlichen seelischen Entspannung, die sich positiv auf den gesamten Körper auswirkt.
  • Schmerzlinderung und Muskelentspannung: Durch die Wärmebehandlung wird eine Schmerzlinderung erreicht, die Verspannungen löst und zu einer allgemeinen Entspannung der Muskulatur beiträgt.

Nach der Therapie

  • Hautkontrolle: Überprüfung auf Rötungen oder Verbrennungen.
  • Hydratation: Empfehlung, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
  • Ruhezeit: Gewährleistung einer kurzen Erholungszeit nach der Anwendung.

Mögliche Komplikationen

  • Verbrennungen: Durch übermäßige Hitze oder direkten Hautkontakt.
  • Dehydration: Bei längerer Anwendung hoher Temperaturen.
  • Kreislaufprobleme: Wie Schwindel oder Blutdruckabfall.

Weitere Hinweise

  • Häufige Vollbäder (hier: heiß baden; Badewassertemperatur: Normalfall 40-42 °C, oft sogar 43 °C): Ein tägliches oder fast tägliches heißes Vollbad reduzierte das Gesamtrisiko einer späteren kardiovaskulären Erkrankung um signifikant 28 % gegenüber Bademuffeln (kein Vollbad oder maximal zweimal pro Woche). Apoplexe warum um 26 % seltener und Hirnblutungen um 46 %; keinen Einfluss hatten die häufigen Vollbäder auf die Häufigkeit des Myokardinfarkts bzw. einer koronaren Herzkrankheit (KHK). Badehäufigkeit und plötzlicher Herztod (PHT) waren nicht miteinander assoziiert [1].

Zusammenfassend bietet die Wärmetherapie durch ihre Fähigkeit, die Durchblutung zu fördern und Muskeln zu entspannen, einen wesentlichen Beitrag zur Linderung chronischer Schmerzen und zur Verbesserung der allgemeinen Muskelgesundheit.

Kältetherapie

Die Kältetherapie, auch bekannt als Kryotherapie, setzt gezielt Kälte zur Behandlung und Linderung von Entzündungen, Schwellungen und Schmerzen, insbesondere nach Verletzungen oder Operationen, ein.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Akute entzündliche Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
  • Akutes Rheuma
  • Autoimmunerkrankungen
  • Lymphangitis (Entzündung der Lymphgefäße)
  • Erstbehandlung stumpfer Verletzungen
  • Fiebersenkung
  • Kollagenosen: systemischer Lupus erythematodes (SLE), Polymyositis (PM) bzw. Dermatomyositis (DM), Sjögren-Syndrom (Sj), Sklerodermie (SSc) und Sharp-Syndrom ("mixed connective tissue disease", MCTD)
  • Nach Verletzungen oder Operationen am Bewegungsapparat
  • Thrombophlebitis (Entzündung oberflächlich gelegener (epifaszialer) Venen mit sekundärer Ausbildung von Thrombosen)
  • Spastische Spannungszustände der Muskulatur – z. B. bei Multipler Sklerose (MS)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Raynaud-Syndrom: Kälte kann die Symptome verschlimmern.
  • Kälteurtikaria: Allergische Reaktionen auf Kälte.
  • Periphere Gefäßerkrankungen: Kälte kann die Durchblutung weiter verschlechtern.
  • Sensibilitätsstörungen: Vermindertes Empfinden kann zu Frostschäden führen.

Vor der Therapie

  • Hautüberprüfung: Sicherstellen, dass keine offenen Wunden oder Hautirritationen vorhanden sind.
  • Kälteanpassung: Anpassung der Kälteintensität an die individuelle Toleranz.
  • Patienteninformation: Aufklärung über den Prozess und mögliche Empfindungen.

Die Verfahren

Die Kältetherapie, auch Kryotherapie genannt, ist ein therapeutisches Verfahren, bei dem Kälte zur Behandlung verschiedener medizinischer Bedingungen eingesetzt wird. Diese Methode nutzt die schmerzlindernden, entzündungshemmenden und abschwellenden Eigenschaften von Kälte. Hier eine detaillierte Darstellung der verschiedenen Anwendungsmethoden und deren Wirkungsweise:

Kälteanwendungen 

  • Eiskompressen und Eis- oder Gelbeutel:
    • Werden direkt auf die betroffene Stelle aufgelegt, um Schwellungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
    • Besonders effektiv bei akuten Verletzungen oder postoperativen Schwellungen.
  • Eismassage:
    • Einsatz von Eisblöcken, die über die Haut geführt werden.
    • Geeignet für kleinere, fokussierte Bereiche, um Entzündungen zu reduzieren und lokale Schmerzlinderung zu erreichen.
  • Eisabtupfung:
    • Schnelles Auftragen und Entfernen von Eis auf der Haut.
    • Stimuliert die Haut und hat eine belebende Wirkung.
  • Kaltgas und Kaltluft:
    • Kälte wird über spezielle Geräte als Gas oder Luftstrahl appliziert.
    • Ermöglicht eine gleichmäßige Kühlung größerer Körperbereiche.
  • Eisteilbäder für Füße oder Arme:
    • Eintauchen von Extremitäten in kaltes Wasser oder Eiswasser.
    • Reduziert Schwellungen und Schmerzen in Händen, Füßen oder anderen kleineren Körperteilen.
  • Kalte Güsse:
    • Anwendung von kaltem Wasser in einem Guss über bestimmte Körperteile.
    • Kann die Durchblutung fördern und erfrischend wirken.
  • Kältekammer:
    • Ganzkörperbehandlung in einer speziellen Kammer bei extrem niedrigen Temperaturen.
    • Wird für systemische Effekte wie die Verbesserung der allgemeinen Schmerztoleranz und Reduzierung von Entzündungen verwendet.

Wirkungsweise

  • Schmerzlinderung: Kälte kann die Reizweiterleitung in Nerven unterbinden oder verlangsamen, was zur Schmerzausschaltung führt.
  • Reduktion von Schwellungen: Nach Verletzungen oder Operationen kann Kälte die Bildung von Schwellungen minimieren.
  • Entzündungshemmung: Kälte hat eine antiphlogistische (entzündungshemmende) Wirkung, was sie zu einer bevorzugten Behandlung bei verschiedenen Entzündungszuständen macht.
  • Einsatz bei Lähmungen: Kältetherapie kann auch bei bestimmten Lähmungen angewendet werden, um Symptome zu lindern.

Die Kältetherapie ist vielseitig einsetzbar und kann bei einer Reihe von Zuständen wie Sportverletzungen, postoperativen Schmerzen, Entzündungen und bestimmten chronischen Schmerzbedingungen hilfreich sein. Die richtige Anwendung und Dauer der Kälteexposition sind entscheidend, um maximale therapeutische Vorteile zu erzielen und das Risiko von Kälteschäden zu minimieren.

Nach der Therapie

  • Überwachung der Haut: Achten auf Anzeichen von Frostschäden oder Überreaktionen.
  • Allmähliche Erwärmung: Vermeidung plötzlicher Temperaturänderungen.
  • Ruhephase: Gewährleistung einer Erholungszeit nach der Anwendung.

Mögliche Komplikationen

  • Frostbeulen: Bei zu langer Anwendung von extremer Kälte.
  • Hautirritationen: Wie Rötungen oder Schwellungen.
  • Verschlimmerung von Beschwerden: Insbesondere bei Personen mit bestimmten Vorerkrankungen.

Abschließend zeichnet sich die Kältetherapie durch ihre effektive Minderung von Schwellungen und Entzündungen aus und ist somit ein unverzichtbares Instrument in der akuten Behandlung von Verletzungen sowie zur Schmerzkontrolle.

Literatur

  1. Ukai T et al.: Habitual tub bathing and risks of incident coronary heart disease and stroke. Heart 2020; https://doi.org/10.1136/heartjnl-2019-315752

     
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