Neuraltherapie – Störfelddiagnostik

Die Neuraltherapie nach Huneke ist ein Verfahren der Komplementärmedizin zur Behandlung von Krankheiten. Dabei soll durch Anwendung eines Lokalanästhetikums das vegetative Nervensystem beeinflusst werden.

Die Störfelddiagnostik ist ein wesentlicher Bestandteil der Neuraltherapie nach Huneke, die zu den ausleitenden Naturheilverfahren gehört. Das Verfahren basiert auf der Annahme, dass die Applikation eines Lokalanästhetikums (z. B. Procain, Lidocain oder Impletol) eine Fernwirkung entfalten kann und so Schmerzen gelindert werden, indem das vegetative Nervensystem beeinflusst wird. Huneke geht davon aus, dass es sich bei den sogenannten Störfeldern um chronische Entzündungen handelt, die den Gesamtorganismus beeinflussen und Beschwerden bzw. Krankheiten in anderen Bereichen des Körpers verursachen können oder ihre Heilung verhindern.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Apoplex (Schlaganfall)
  • Chronische Erkrankungen (z. B. Asthma bronchiale)
  • Chronische und akute Schmerz- und Entzündungszustände (orthopädischen und rheumatischen Ursprungs)
  • Differentialdiagnostische Abklärung einer Schmerzursache
  • Durchblutungsstörungen
  • Dysmenorrhoe (Regelschmerzen)
  • Gallenkoliken
  • Herpes zoster (Gürtelrose)
  • Hormonelle Störungen und vegetativen Beschwerden
  • Migräne
  • Neuralgien/Nervenschmerzen; z. B.
    • Ischialgie (Schmerzen im Bereich des N. ischiadicus, z. B. durch einen Bandscheibenvorfall)
    • Trigeminusneuralgie (Schmerzen im Bereich des N. trigeminus)
  • Rehabilitation nach Traumata (Verletzungen), Infektionen oder Operationen
  • Tumorerkrankungen (Krebs)

Grundsätzlich ist das Anwendungsgebiet sehr groß und kaum erfassbar, da laut Huneke eine Vielzahl an Erkrankungen auf Störfelder schließen lassen.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Allergie gegen Lokalanästhetika: Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Procain, Lidocain oder verwandte Substanzen sollten keine Neuraltherapie erhalten.
  • Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Insbesondere bei schweren Herzrhythmusstörungen, schwerer Herzinsuffizienz oder unmittelbar nach einem Herzinfarkt ist Vorsicht geboten.
  • Schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen: Bei eingeschränkter Entgiftungsfunktion der Leber oder Nieren kann der Abbau der Lokalanästhetika beeinträchtigt sein.
  • Schwangerschaft: Besondere Vorsicht ist bei schwangeren Frauen geboten, insbesondere im ersten Trimester.
  • Epilepsie: Bei Patienten mit Epilepsie sollte die Neuraltherapie nur unter besonderer Vorsicht und Überwachung angewendet werden.
  • Blutgerinnungsstörungen: Bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen oder unter Antikoagulationstherapie (Blutverdünnung) kann es zu Blutungen kommen.

Vor der Therapie

  • Medizinische Anamnese: Erfassung der Krankengeschichte und aktueller Medikation.
  • Aufklärungsgespräch: Über mögliche Risiken und Nebenwirkungen informieren.
  • Allergietestung: Insbesondere wenn der Patient noch nie Lokalanästhetika erhalten hat.
  • Feststellung der Störfelder: Untersuchung und Diagnostik, um mögliche Störfelder zu identifizieren.

Das Verfahren

Die Diagnose eines Störfeldes ist ein vielschichtiges Unterfangen. Ziel ist die Normalisierung pathologischer (krankheitsbedingter) Gewebeeigenschaften des Störfeldes durch selektive Reizlöschung mittels eines Lokalanästhetikums. Angewendet wird dieses Verfahren bei akuten, chronischen, entzündlichen und degenerativen Erkrankungen. Vor allem aber die Behandlung von Schmerzen steht im Vordergrund. Das Störfeld ist definiert wie folgt: "Das Störfeld ist ein Gewebeabschnitt mit sympathischer Innervation, dessen Afferenzen sich in einem pathologischen chronischen Reizzustand befindet." 

Folgende Lokalisationen von Störfeldern sind möglich:

  • Reizungen im Bereich der Zähne (z. B. Parodontitis)
  • Nasennebenhöhlen
  • Tonsillen
  • Chronische Appendicitis (Blinddarmreizung)
  • Narben
  • Nervenaustrittspunkte
  • Psychische Störungen
  • Umweltbelastungen

Grundlage der Störfelddiagnostik ist eine erfolglose vorangegangene Segementdiagnostik. Hierbei handelt es sich um eine systematische Untersuchung des Patienten mit gezielter Applikation eines Lokalanästhetikums an den vermeintlichen Ort der Erkrankung zur Linderung der Schmerzen. Beim Applikationsort handelt es sich um das spinale Segment (Teil der Wirbelsäule, deren Nerven das betreffende Segment versorgen), das dem betroffenen Gewebe zugeordnet ist. In der Neuraltherapie nach Huneke geht die Segmentdiagnostik der Störfelddiagnostik voraus und bildet die Basis.

Zu Beginn wird eine ausführliche Anamnese vorgenommen:

  • präzise Erfassung des Beschwerdebildes
  • Kinderkrankheiten
  • bisherige Therapien
  • Weitere Erkrankungen bzw. Systemüberblick
  • Verletzungen jeder Art und Operationen
  • Allgemeine Symptome
  • Genaue Anamnese des Zahn-Kiefer-Bereiches

Anschließend wird eine genaue Inspektion des Patienten erfolgen, dabei wird besonders auf folgende Dinge geachtet:

  • Narben, trophische Störungen der Haut
  • Varizen (oberflächliche venöse Stauungen)
  • Wirbelsäule und Bewegungsapparat
  • Spannungszustand der Muskeln; Atrophie (Muskelschwund)
  • Mundhöhle, Zahnfleisch und Zähne

Die Palpation bildet den Abschluss der körperlichen Untersuchung und dient der manuellen Erfassung von Unregelmäßigkeiten:

  • Resistenzen
  • Druckschmerz (punktuell) vor allem an Nervenaustrittspunkten
  • Lokale Ödeme (Schwellungen)
  • Gewebelücken
  • Hyper- und Hypästhesie (erhöhte bzw. verringerte Empfindlichkeit)
  • Tumoren
  • Gefäßpulsationen, Hauttemperatur und Hautspannung
  • Oberflächenfeuchtigkeit
  • Begutachtung der Gelenke
  • Perkussion der Körperhöhlen ("Ausklopfen" der Körperhöhlen: die Qualität des Klopfschalls kann Aufschluss über Infiltrationen (z. B. Wassereinlagerung) geben)

Ist eine Linderung der Schmerzen durch die Segmentdiagnostik nicht möglich, folgt die Sicherung der Diagnose des unbekannten Störfeldes durch das sogenannte Sekundenphänomen, das heißt durch die augenblickliche Unterbrechung des Schmerzimpulses durch die Lokalanästhesie. Der Injektionsort bzw. die Reihenfolge, in der die potenziellen Störfelder aufgesucht werden, beruht meist auf Erfahrungswerten. Die Wirkung des Sekundenphänomens ist durch ein längeres Sistieren der störfeldinduzierten Krankheit gekennzeichnet. Die Therapie des Störfeldes besteht in der Fortsetzung derselben Injektion, die zur Diagnosestellung geführt hat. Sie soll schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken. 

Nach der Therapie

  • Beobachtungsphase: Überwachung des Patienten auf mögliche sofortige Reaktionen.
  • Anweisungen zur Nachsorge: Hinweise zur weiteren Beobachtung möglicher Symptome oder Reaktionen.
  • Regelmäßige Kontrollen: Folgetermine zur Überprüfung des Therapieerfolgs und Anpassung des Behandlungsplans.

Mögliche Komplikationen

Frühkomplikationen

  • Lokale Reaktionen wie Rötung, Schwellung oder Schmerzen an der Injektionsstelle.
  • Allergische Reaktionen auf das Lokalanästhetikum (örtliche Betäubung).
  • Kreislaufreaktionen, insbesondere bei Patienten mit vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Spätkomplikationen

  • Anhaltende Schmerzen oder Taubheitsgefühl im Bereich der Injektionsstelle.
  • Mögliche Verschlechterung der Symptome, insbesondere wenn die Störfeld-Diagnose nicht korrekt war.
  • Selten systemische Reaktionen aufgrund von Lokalanästhetika, insbesondere bei Überdosierung oder versehentlicher intravasaler Injektion.

Ihr Nutzen

Die Störfelddiagnostik gehört zu den ausleitenden Naturheilverfahren und kann eine zusätzliche alternative Möglichkeit zur Schulmedizin darstellen.

Literatur

  1. Barop H: Taschenatlas der Neuraltherapie nach Huneke. Georg Thieme Verlag 2006
  2. Bischoff HP, Schmiedel V: Leitfaden Naturheilkunde: Methoden, Konzepte und praktische Anwendung. Elsevier ,Urban & Fischer Verlag 2007 
  3. Bierbach E: Naturheilpraxis heute: Lehrbuch und Atlas. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2006

     
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