Assisted Hatching

In der modernen Reproduktionsmedizin ist das Ziel, die Erfolgsrate von In-vitro-Fertilisation (IVF) und anderen assistierten Reproduktionstechnologien (ART) zu maximieren. Eine Technik, die in diesem Zusammenhang zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist das Assisted Hatching (AH) (Synonym: Schlüpfhilfe). Hierbei wird die äußere Hülle des Embryos, die Zona pellucida (Schutzhülle um die Eizelle), vor der Übertragung in die Gebärmutter mechanisch, chemisch oder mittels Laser leicht angeritzt oder verdünnt. Diese Intervention soll dem Embryo das "Schlüpfen" aus seiner Hülle erleichtern und damit die Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut verbessern.

Biologischer Hintergrund

Während der natürlichen Befruchtung entwickelt sich der Embryo und bewegt sich durch den Eileiter in die Gebärmutter, wo er sich einnistet. Für die Einnistung muss der Embryo aus seiner Hülle, der Zona pellucida, schlüpfen. Es wird angenommen, dass einige Embryonen aufgrund einer dickeren oder härteren Hülle Schwierigkeiten haben, diesen Vorgang erfolgreich zu durchlaufen, was die Einnistung erschweren kann. Diese Beobachtung ist besonders bei IVF-Embryonen relevant, da hier die Zona pellucida durch die Laborbedingungen verändert sein kann.

Techniken des Assisted Hatching

Die Technik des Assisted Hatching hat sich seit ihrer Einführung in den frühen 1990er-Jahren weiterentwickelt. Anfänglich wurden mechanische oder chemische Methoden angewandt, um die Zona pellucida zu schwächen. Die Einführung des Lasers hat jedoch zu einer präziseren und kontrollierteren Methode geführt, die das Risiko einer Schädigung des Embryos minimiert. Laser-Assisted Hatching (LAH) ist heute die bevorzugte Methode in vielen reproduktionsmedizinischen Zentren.

Indikationen für Assisted Hatching

Assisted Hatching wird nicht standardmäßig bei allen IVF-Zyklen durchgeführt, sondern gezielt bei Patientinnen mit bestimmten Indikationen angewandt. Dazu gehören:

  • Ältere Patientinnen, bei denen die Qualität der Eizellen häufig reduziert ist und die Zona pellucida dicker sein kann.
  • Vorherige erfolglose IVF-Zyklen ohne erkennbare Ursache.
  • Embryonen mit sichtbar dicker Zona pellucida unter dem Mikroskop.
  • Bei der Verwendung von gefrorenen Embryonen, da der Einfrier- und Auftauprozess die Zona pellucida verhärten kann.

Effektivität und Risiken

Die Forschung zeigt gemischte Ergebnisse hinsichtlich der Effektivität von Assisted Hatching. Einige Studien deuten darauf hin, dass AH die Implantations- und Schwangerschaftsraten bei bestimmten Patientengruppen verbessern kann, während andere Studien keinen signifikanten Vorteil feststellen konnten. Das Risiko von Komplikationen wie Schädigung des Embryos oder eine erhöhte Rate von Mehrlingsschwangerschaften ist gering, aber vorhanden.

Zukünftige Forschungsrichtungen

Die Zukunft des Assisted Hatching in der Reproduktionsmedizin hängt stark von der Weiterentwicklung präziser Technologien und einem vertieften Verständnis der Embryonalentwicklung ab. Insbesondere die Rolle von Laser-Technologien bietet spannende Möglichkeiten für die Forschung, einschließlich der Minimierung des Risikos für den Embryo und der Optimierung der Erfolgsquoten. Zudem ist eine verstärkte Fokussierung auf individualisierte Behandlungsansätze erforderlich, um diejenigen Patientinnen zu identifizieren, die am meisten von AH profitieren können.

Schlusswort

Assisted Hatching repräsentiert einen wichtigen Fortschritt in der assistierten Reproduktionstechnologie, mit dem Potenzial, die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft für viele Paare zu erhöhen. Die kontinuierliche Forschung und Entwicklung in diesem Bereich sind entscheidend, um die Methode weiter zu verfeinern und ihre Anwendung zu optimieren. Es ist wichtig, dass jede Entscheidung für AH auf einer soliden wissenschaftlichen Basis und einer individuellen Bewertung der spezifischen Situation der Patientin beruht.

Literatur

  1. Lauren L et al.: Assisted hatching on assisted conception (in vitro fertilisation (IVF) and intracytoplasmic sperm injection (ICSI)) Cochrane Database Syst Rev. 2021; 2021(3): CD001894. Published online 2021 Mar 17. doi: 10.1002/14651858.CD001894.pub6
     
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