Polyzystisches-Ovar-Syndrom (PCO-Syndrom) – Einleitung

Das Polyzystische Ovar-Syndrom (PCOS) bezeichnet einen Symptomenkomplex, der durch eine hormonelle Funktionsstörung der Ovarien (Eierstöcke) gekennzeichnet ist.

Synonyme und ICD-10: Polycystic ovary syndrome; Polycystisches Ovarsyndrom; Polyzystische Ovarialsyndrom; Polyzystisches Ovar Syndrom; Polyzystische Ovarien; Polyzystische Ovarkrankheit; Polyzystisches Ovar Syndrom (PCO Syndrom); Polyzystisches-Ovar-Syndrom; Stein-Leventhal-Syndrom; ICD-10-GM E28.2: Syndrom polyzystischer Ovarien

Definition des PCO-Syndroms

Das PCOS gilt als eine metabolische Erkrankung (Stoffwechselerkrankung).

Kriterien zur Diagnose

Nach dem National Institute of Health (NIH) besteht ein PCO-Syndrom, wenn:

  1. Eine Hyperandrogenämie (erhöhte Androgenspiegel) nachgewiesen ist oder, auch bei normalen Androgenspiegeln, Androgenisierungserscheinungen (Hirsutismus/Behaarung bei Frauen, die dem männlichen Verteilungsmuster ähnlich ist, Alopezie (Haarausfall), Akne) vorliegen.
  2. Zyklusstörungen im Sinne einer Oligo-/Amenorrhoe oder Oligo-/Anovulationen bestehen.

 

Nach dem Rotterdam Consensus Workshop 2003 ("Rotterdamer Kriterien") liegt ein PCO-Syndrom vor, wenn zwei der nachfolgenden Kriterien erfüllt sind:
  1. Zyklusstörungen – Oligomenorrhoen bis Oligo-Amenorrhoen (Definition: s. u.)
  2. Klinischer Hyperandrogenismus und/oder Hyperandrogenämie
    • Klinische Merkmale eines Hyperandrogenismus wie Hirsutismus (vermehrte Behaarung nach dem männlichen Verteilungsmuster), Akne (z. B. Acne vulgaris), Seborrhoe (fettige Haut) und/oder
    • Hyperandrogenämie (vermehrte Bildung von Androgenen/Sexualhormone, die der Entwicklung und Erhaltung der männlichen Merkmale dienen); Gesamttestosteronspiegel > 2,08 nmol/l bzw. als Serum-Dehydroepiandrostendion-Sulfat (DHEA-S)-Spiegel > 6,6 mol/l; und/oder
  3. Polyzystische Ovarien – wenn mindestens ein Ovar (Eierstock) ein Volumen von mindestens 10 ml aufweist und/oder 12 Follikel von jeweils zwei bis neun Millimeter vorliegen.

Formen des PCOS

In einer Clusteranalyse konnten die Symptome von PCO-Patienten verschiedenen Verlaufsformen zuordnet werden [2]: einem reproduktiven Subtyp (Fortpflanzung betreffend) und einem metabolischen Subtyp (Stoffwechsel betreffend). (s. u. "Ursachen").

Epidemiologie

Häufigkeitsgipfel: Das Polyzystische Ovar-Syndrom zeigt sich meist ab dem 2. oder 3. Lebensjahrzehnt.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Bis zu 20 % aller Frauen sind betroffen. PCOS ist die häufigste Endokrinopathie der Frau im fertilen Alter:

  • 25 % aller Frauen mit sekundärer Amenorrhoe.
  • 50 % aller Frauen mit Oligomenorrhoe.
  • 50 % aller Frauen mit Hirsutismus.

Verlauf und Prognose

Verlauf

PCOS ist eine chronische Erkrankung ohne Heilung, aber die Symptome lassen sich gut behandeln. Die Erkrankung beginnt oft in der Pubertät oder in den frühen Erwachsenenjahren und manifestiert sich durch unregelmäßige Menstruationszyklen, Hirsutismus, Akne und in manchen Fällen Unfruchtbarkeit. Ohne Behandlung kann PCOS zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Typ-2-Diabetes, Hyperlipidämien (Fettstoffwechselstörungen) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

Prognose

Eine Heilung des Polyzystischen Ovar-Syndroms ist zurzeit nicht möglich. Frühzeitige und adäquate Behandlung kann jedoch die Beschwerden lindern und das Risiko für Komplikationen reduzieren. Die Behandlung umfasst eine Kombination aus Pharmakotherapie, hormoneller Therapie und lebensstilverändernden Maßnahmen wie Gewichtsreduktion. Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) wie Übergewicht, Adipositas, Insulinresistenz (Ansprechen der Körperzellen auf die Signale des Hormons Insulin ist herabgesetzt), metabolisches Syndrom, Fettleber, Infertilität (Unfruchtbarkeit) und psychische Erkrankungen müssen ebenfalls berücksichtigt und behandelt werden.

Komorbiditäten 

In der Gruppe der subfertilen PCOS-Frauen sind ca. 90 % übergewichtig bzw. adipös. Weitere assoziierte Erkrankungen sind das metabolische Syndrom, die Fettleber (Steatosis hepatis), Infertilität (Unfruchtbarkeit), Schwangerschaftskomplikationen (Gestationsdiabetes, Präeklampsie, Frühgeburten), psychische Erkrankungen (Depressionen, Angststörungen) und das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (begünstigt durch Übergewicht bzw. Adipositas vorliegt).
Drei von vier Frauen mit PCO-Syndrom haben zudem eine Insulinresistenz (verminderte oder aufgehobene Wirkung des Hormons Insulin).

Literatur

  1. Teede H, Deeks A, Moran L: Polycystic ovary syndrome: a complex condition with psychological, reproductive and metabolic manifestations that impacts on health across the lifespan. BMC Med 2010 Jun 30;8:41. doi: 10.1186/1741-7015-8-41.
  2. Dapas M et al.: Distinct subtypes of polycystic ovary syndrome with novel genetic associations: An unsupervised, phenotypic clustering analysis. PLOS Medicine June 23, 2020 https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1003132

Leitlinien

  1. Lerchbaum E, Rabe T: Kurzfassung der Endocrine Society Practice Guidelines: Diagnosis and Treatment of Polycystic Ovary Syndrome. J Klin Endokrinol Stoffw 2014; 7 (1)
  2. Teede H et al.: Recommendations from the 2023 international evidence-based guideline for the assessment and management of polycystic ovary syndrome. NIH National Library od Medicine. Eur J Endocrinol . 2023 Aug 2;189(2):G43-G64. doi: 10.1093/ejendo/lvad096.