www.dgf-tv.de
Urinuntersuchung
Die Nieren eines Erwachsenen produzieren täglich circa 1-1,5 Liter Urin, der auch als Harn bezeichnet wird. Auf diese Weise wird der Flüssigkeitshaushalt des Körpers reguliert. Des Weiteren werden mit dem Urin Stoffwechselendprodukte ausgeschieden, wie beispielsweise Harnstoff oder Harnsäure.

Die Untersuchung des Urins gibt Aufschluss über:
  • Zustand der Nieren sowie der Harnröhre, der Harnleiter und der Harnblase z. B. akute und chronische Niereninsuffizienz, akutes Nierenversagen, nephrotisches Syndrom, Verletzungen
  • Infektionen der Harnröhre (Urethritis), der Harnblase – Cystitis – der Nieren (Glomerulonephritis, Pyelonephritis)
  • Nierensteinleiden (Urolithiasis)
  • Tumore des Harntraktes sowohl gutartige als auch bösartige
  • Veränderungen in der Urinzusammensetzung als Hinweis für Stoffwechselerkrankungen,
  • Säure-Basen-Therapie wg. latenter metabolischer Azidose
  • Diabetes mellitus (erhöhtem Glucose-Gehalt)
  • Konsum von Medikamenten, Drogen, Dopingmitteln etc.
  • Umweltbelastung

Das Verfahren

Anhand einer Urinprobe werden folgende Parameter bestimmt:
  • ph-Wert des Urins
  • Eiweißgehalt (Proteingehalt)
  • Zuckergehalt (Glucosegehalt)
  • Nitritgehalt
  • Bilirubin
  • Ketone
  • Urinsediment
  • Bakterien
Jeder dieser Parameter gibt Aufschluss über eventuell vorliegende Veränderungen oder Erkrankungen.

pH-Wert

Der pH-Wert des Urins liegt normalerweise zwischen 4,5 und 8,0.

Er ist bei Fleischnahrung sauer – niedriger und bei pflanzlicher Ernährung alkalisch höher. Nach dem Mittagessen ist der Urin leicht alkalisch, nach Mitternacht sauer.
Der Urin, welcher 2 Stunden nach einer großen Mahlzeit gesammelt oder für mehrere Stunden bei Raumtemperatur stehen gelassen wurde, neigt zu alkalischen Werten.
Der pH-Wert des Urins ist bei einigen spezifischen klinischen Situationen wichtig. Patienten mit Harnsäuresteinen haben selten einen pH-Wert über 6,5, denn Harnsäure ist löslich in alkalischem Harn. Patienten mit Calcium-Oxalat-Steinen, Nephrokalzinose oder beidem können eine renal tubuläre Azidose aufweisen und sind nicht in der Lage, den pH-Wert des Harnes unter 6,0 zu senken.
Harnwegsinfektionen mit Urease-Aktivität
meistens mit Bakterien der Proteus-Art weisen einen pH-Wert über 7,0 auf.

Eiweißgehalt (Proteingehalt)

Unter normalen Umständen wird Eiweiß (Protein) vom Filterapparat der Niere herausgefiltert und ist somit nicht beziehungsweise nur in sehr geringen Mengen im Urin nachweisbar. Treten jedoch Störungen auf, so ist Eiweiß im Urin auch Proteinurie genannt vorhanden.

Ein erhöhter Eiweißgehalt weist demnach auf Nierenschädigungen hin, wie bei Patienten mit:
  • Chronischer Glomerulonephritis
  • Diabetes mellitus
  • Gichtniere
  • Nephrotischem Syndrom – Sammelbegriff für Symptome, die bei verschiedenen Erkrankungen des Glomerulums (Nierenkörperchen) auftreten; Symptome sind: Proteinurie (Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) mit einem Proteinverlust von mehr als 1g/m²/Körperoberfläche pro Tag; Hypoproteinämie, periphere Ödeme durch eine Hypalbuminämie von < 2,5 g/dl im Serum, Hyperlipoproteinämie (Fettstoffwechselstörung)
  • Kollagenosen − Autoimmunerkrankungen des Bindegewebes
  • Pyelonephritis (Nieren-Nierenbeckenentzündung)
  • Phenacetinniere
  • Schwangerschaftsnephropathie
  • Schwermetallvergiftung
Hämodynamisch bedingt findet sich Eiweiß im Urin nach sportlicher Aktivität oder schwerer körperlicher Arbeit, weiterhin bei Schock und kardialer Insuffizienz.

Zuckergehalt (Glucosegehalt)

Zucker ist immer in geringer Menge im Urin vorhanden (Glucosurie). Normwerte liegen bei unter 15 mg/dl (0,84 mmol/l).
Durch einen einfachen Teststreifen kann der Zuckergehalt des Urins gemessen werden.

Der Zuckergehalt des Urins ist erhöht (Glucosurie) bei:
  • Diabetes mellitus eine Abklärung ist dann unbedingt erforderlich
  • Debré-Toni-Fanconi-Syndrom Defekt der renalen Glucosereabsorption; Defekt der Wiederaufnahme von Glucose durch die Nieren
  • Cushing Syndrom
  • Chronischer Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Krebserkrankungen z. B. Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs)
  • Vergiftungen mit Schwermetallen, welche zu einer Nierenschädigung führen z. B. Blei, Cadmium
  • Schwangerschaft
So ist bei mehr als 50 % der schwangeren Frauen Zucker im Urin messbar (Glucosurie)
insbesondere nach den ersten drei Monaten der Schwangerschaft. Dies ist durch eine erhöhte glomeruläre Filtrationsrate bedingt. Dieser Zucker ist fast immer Glucose. In den letzten Wochen der Schwangerschaft kann auch Lactose auftreten. Bei seltenen angeborenen Fehlern des Metabolismus (Stoffwechsels) können auch Fructose, Galactose sowie Pentose-1-Xylose im Harn vorkommen. In diesen Fällen kann eine Glucose-spezifische Messung Aufschluss geben.

Nitritgehalt

Nitrite sind nur bei Harnwegsinfektionen nachweisbar, da sie von einigen Bakterien aus Nitrat chemisch zu Nitrit reduziert werden.


Der Nitrit-Test kann aber die kulturelle Keimzahlbestimmung nicht ersetzen und ist falsch negativ bei:

  • Fehlender Nitratausscheidung z. B. bei Frühgeborenen, Neugeborenen
  • Weniger als 105/ml Urin Kolonie bildender Bakterien
  • Sehr hoher Bakterienzahl Nitrit wird dann zu elementarem Stickstoff reduziert
  • Infektion mit Bakterien, die kein Nitrit aus Nitrat bilden z. B. Staphylokokken und Enterokokken

Bilirubin

Bilirubin entsteht beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin und wird normalerweise über die Galle in den Darm geleitet. Ist dieses jedoch durch Gallensteine oder einen Tumor nicht möglich durch Verlegung der Gallenwege , sammelt sich das Bilirubin im Blut und wird über die Nieren ausgeschieden (Bilirubinurie). Auch Hepatitiden (Leberentzündungen) oder Leberzirrhose können zu erhöhten Bilirubin-Werten führen.

Ketone

Gesunde Menschen weisen keine Ketone im Urin auf. Diese können jedoch bei schlecht eingestellten Diabetikern (Ketonurie) vorhanden sein und geben Anlass zur Neueinstellung des Insulins.

Urinsediment

Diese Untersuchung wird auch als Sediment-Gesichtsfeld-Methode bezeichnet. Nach Zentrifugation von 10 ml Urin, der nicht älter als zwei Stunden sein sollte, werden ungefärbte Zellen bei 400-facher Vergrößerung mit Hilfe der so genannten Hellfeldmikroskopie ausgezählt.

Das Urinsediment dient zur Untersuchung auf Mikrohämaturie – mit dem bloßen Auge nicht sichtbare Erythrozyturie = Ausscheidung roter Blutkörperchen im Harn-, Leukozyturie – Auftreten von Leukozyten im Urin –, zur Suche auf Zylinder – walzenförmige Ausgüsse der unteren Abschnitte der Nierenkanälchen – und Nierenepithelien sowie zur quantitativen Beurteilung der Harnwegsepithelien.

Anhand des Urinsedimentes kann unterschieden werden, ob eine Hämaturie
Ausscheidung roter Blutkörperchen (Erythrozyten)  im Harn-, eine renale nierenbedingte oder eine postrenale die ableitenden Harnwege betreffende Ursache hat. Weiterhin können Lymphozyten und eosinophile Granulozyten sowie spezielle Bakterien und Parasiten z. B. Trichomonaden, Schistosomen, Spirochäten, Tbc identifiziert werden.

  • Erythrozyten (rote Blutkörperchen): Normal < 0–5/ml (0–1/Gesichtsfeld), Ausscheidung 1500/Min
  • Leukozyten (weiße Blutkörperchen): Normal < 0–3/ml (5/Gesichtsfeld), Ausscheidung 3000/Min
  • Bakterien: Form und Färbeverhalten geben vor der Kultur Hinweise auf den Erreger
  • Epithelien: Runde und polygonale Zellen stammen v.a. aus der Niere
  • Zylinder: Vereinzelte hyaline Zylinder sind normal, in große Menge Zeichen einer glomerulären Proteinurie (Eiweißausscheidung im Harn). Leukozytenzylinder bei Pyelonephritis, interstitieller Nephritis, SLE-Nephritis. Erythrozyten- bzw. Hb-Zylinder sind ein Zeichen für Glomerulonephritis, Erythrozytenzylinder sind immer krankhaft. Epithelzylinder oder granulierte Zylinder treten bei akutem Nierenversagen, interstitieller Nephritis, rapid-progressiver Glomerulonephritis und gelegentlich beim Gesunden auf.
  • Kristalle: nur selten von klinischer Bedeutung

Bakterien

Bakterien werden mit Hilfe von Nährböden bestimmt, um die Erreger einer Infektion sowie das passende Antibiotikum zu ermitteln.

Eine Harnwegsinfektion besteht, wenn pathogene Keime in Harn, Harnröhre, Harnblase, der Niere oder Prostata entdeckt werden.


Normalerweise zeigt eine Keimzahl von >105/ml – aus dem „sauberen“ Mittelstrahlurin gewonnen – eine Infektion (Bakteriurie) an. In einigen Fällen von Harnwegsinfektion kann aber auch der Bakteriennachweis im Urin vermindert sein oder vollständig fehlen. Insbesondere bei symptomatischen Patienten kann eine geringere Bakterienzahl von 102 bis 104/ml eine Infektion anzeigen.

Ihr Nutzen

Eine Urinuntersuchung ist einfach und schmerzlos und trägt dazu bei, Veränderungen der harnbildenden Organe und harnableitenden Wege frühzeitig zu erkennen, so dass eine gezielte Therapie erfolgen kann.


     
Die auf unserer Homepage für Sie bereitgestellten Gesundheits- und Medizininformationen ersetzen nicht die professionelle Beratung oder Behandlung durch einen approbierten Arzt.
DocMedicus Suche

 
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
ArztOnline.jpg
 
DocMedicus                          
Gesundheitsportal

Unsere Partner EUSANA - Ihr Gesundheitsportal für Prävention- und Anti-Aging-Medizin