Beim Prolaktin (auch laktotropes Hormon oder LTH genannt) handelt es sich um ein Hormon aus dem Hypophysenvorderlappen (Hirnanhangdrüse), welches auf die Brustdrüse wirkt und bei Frauen nach einer Schwangerschaft die Milchproduktion steuert.
Das Prolaktin selbst wird durch den Prolactin Inhibiting Factor (PIF), der im Hypothalamus gebildet wird, gehemmt. Dieser ist mit dem Dopamin identisch.
Das Prolaktin zeigt Schwankungen im Tagesverlauf und wird pulsatil ausgeschüttet. Nachts ist die Ausschüttung erhöht (Anstieg um 60-80 % während der späten Schlafphasen).
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Blutserum
Vorbereitung des Patienten
- Die Blutentnahme sollte circa 4 Stunden nach dem Aufstehen durchgeführt werden
- Vor der Blutentnahme sollten die folgenden Medikamente möglichst eine Woche vorher abgesetzt werden
- Antihypertensiva (Medikamente gegen Bluthochdruck)
- Metoclopramid (Dopaminrezeptorblocker) – Medikament aus der Gruppe der Dopaminagonisten, welches gegen Übelkeit und Erbrechen eingesetzt wird
- Psychopharmaka – Medikamente, die bei psychischen Erkrankungen eingesetzt werden
- weitere siehe unter "Weitere Hinweise"
Störfaktoren
- Siehe unter Vorbereitung des Patienten
Normwerte Kinder
Alter | Normwerte in μg/l |
5. Lebenstag (LT) | 102-496 |
2.-12. Lebensmonat (LM) | 5,3-63,3 |
2.-3. Lebensjahr (LJ) | 4,4-29,7 |
4.-11- Lebensjahr | 2,6-21,0 |
Normwerte Mädchen/Frauen
Alter | Normwerte in μg/l |
12.-13. LJ | 2,5-16,9 |
14.-18. LJ | 4,2-39,0 |
> 18. LJ | 3,8-23,2 |
Schwangerschaft, 1. Trimenon |
< 75,0 |
Schwangerschaft, 2. Trimenon |
< 150 |
Schwangerschaft, 3. Trimenon |
< 300 |
Postmenopausal | < 16,0 |
Normwerte Jungen/Männer
Alter | Normwerte in μg/l |
12.-13. LJ | 2,8-24,0 |
14.-18. LJ | 2,8-16,1 |
> 18. LJ | 3,0-14,7 |
Umrechungsfaktor: 1 μg/l = 24 mIU/ml
Indikationen
Frauen
- Galaktorrhoe (Flüssigkeitsabsonderung aus der Brustwarze) – einseitig oder beidseitig
- Mastodynie (Beschwerden in den Brüsten – z. B. Spannungsschmerzen)
- Zyklusstörungen (Oligomenorrhoe, Corpus-luteum-Insuffizienz, Anovulation, Amenorrhoe)
- Akne
- Hirsutismus (männlicher Behaarungstyp)
- Libidostörungen
- Hypogonadismus (Unterfunktion der Keimdrüsen)
- Galaktorrhoe
- Gynäkomastie (Brustbildung des Mannes)
- Libido- und Potenzstörungen
Interpretation
Interpretation erhöhter Werte
- Prolaktinom (Prolatinspiegel meist >40 ng/ml) – Prolaktin produzierender Tumor, der sich in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) befindet
- Mangel an Prolaktin-inhibitorischem Faktro (PIF) = Dopamin
- Hypophysentumore, die zu einem Mangel an Prolactin Inhibiting Factor (PIF) führen
- Verletzungen der Hypophyse wie eine Durchtrennung des Hypophysenstiels
- Funktionelle Hyperprolaktinämie (Prolaktinspiegel <40 ng/ml)
- Kein Nachweis eines Hypophysentumors
- Seelische Belastung
- Stress
- Gravidität (Schwangerschaft)
- Laktationsphase (Stillphase) - Höhergradige Niereninsuffizienz (Prolaktin wird vermindert renal ausgeschieden und akkumuliert)
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) – Prolaktinspiegel selten >40 ng/ml
- Körperlicher oder seelischer Stress
- Medikamentöse Therapie mit
- Antazida – Medikamente, die zur Bindung von Magensäure eingesetzt werden
- Antidepressiva – Medikamente wie Amitriptylin, die bei Depressionen eingesetzt werden
- Antihypertensiva – Medikamente, die bei Hypertonie (Bluthochdruck) eingesetzt werden
- Dopaminagonisten wie Metoclopramid
- Neuroleptika – Medikamente wie Haloperidol, die beispielsweise bei Schizophrenie eingesetzt werden
- Östrogene
Interpretation erniedrigter Werte
- Hypophyseninsuffizienz – Unfähigkeit der Hirnanhangsdrüse, Hormone in ausreichender Konzentration zu produzieren
- Medikamentöse Therapie mit Dopaminagonisten wie Metoclopramid
- Menopause (Wechseljahre)
- Werte über 250 ng/ml sprechen für ein Prolaktinom
- Ausschluss einer medikamentös-induzierten Hyperprolaktinämie (neben den oben genannten Medikamenten sind zudem folgende weitere von Bedeutung: Alpha-Methyldopa; Benzamine; Butyrophenone; Phenothiazine; Reserpin u. w.