Einleitung
Sarkopenie

Sarkopenie – umgangssprachlich Muskelschwund genannt – (Synonyme: Altersbedingter Muskelschwund; Muskelabbau im Alter; Myoatrophie; ICD-10-GM M62.50: Muskelschwund und -atrophie, anderenorts nicht klassifiziert: Mehrere Lokalisationen ) beschreibt einen altersassoziierten übermäßigen Verlust von Muskelmasse und Muskelkraft sowie Funktionsabbau.

Sie kann auch bei Personen in Schwerelosigkeit auftreten sowie unter lang andauernder Glucocorticoidtherapie (Medikamente gegen Entzündungen und allergische Reaktionen).

Bereits ab dem 50. Lebensjahr beginnt der physiologische Abbau der Muskelmasse (durchschnittlich 1-2 % pro Jahr). Parallel sinkt die Muskelkraft um 1,5 % pro Jahr, nach dem 60. Lebensjahr sogar um 3 % pro Jahr. Bis zum 80. Lebensjahr verliert der Mensch zwischen 20 und 40 % seiner Muskelmasse.

2010 stand in einem vorgestellten Konsensus-Statement der "European Working Group on Sarcopenia in Older People" (EWGSOP) die geringe Muskelmasse im Vordergrund [1]; künftig soll gemäß Konsensus-Statement von 2018 die Muskelschwäche und nicht mehr die -masse im Vordergrund stehen. Sarkopenie wird nun als "progrediente und generalisierte Skelettmuskelerkrankung“ definiert. Diese geht einher mit einem erhöhten Risiko für negative Folgen wie Sturzneigung/Stürze, Frakturen (Knochenbrüche), körperliche Einschränkungen (u. a. allgemeine Schwäche; Fragilität etc.) und vorzeitigen Tod [2]. Siehe dazu auch unter Sarkopenie/Folgeerkrankungen.

Von einer sarkopenen Adipositas spricht man, wenn sowohl der Anteil von Muskelmasse zu niedrig als auch die Muskelfunktion bereits beeinträchtigt ist. Betroffene weisen den Zusammenhang mit Erkrankungen und chirurgischen Eingriffen ein deutlich erhöhtes Risiko für Morbidität (Krankheitshäufigkeit) bzw. Mortalität (Sterberate) auf.

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend ab dem 70. Lebensjahr auf.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei den 60- bis 70-Jährigen bei 5-13 % und bei den 80-Jährigen bei 50-60 %. Für Männer werden in der Altersgruppe 60-95 Jahre Prävalenzen bis 48 % und für Frauen der selben Altersgruppe bis 30 % angegeben (in Deutschland). 
Die Prävalenz unter Tumorpatienten mit soliden Tumoren wird zwischen 14 % und 78,7 % geschätzt [3].

Verlauf und Prognose: Durch den Muskelabbau kommt es zu funktionellen Einschränkungen des älteren Menschen, wodurch es nicht selten zu Stürzen kommt. Auch das Frakturrisiko ist folglich erhöht. Durch gezielte Maßnahmen, wie beispielsweise proteinreiche und Vitamin-D-haltige Ernährung sowie Kraft- und Gleichgewichtstraining, kann man dem Muskelverlust und Funktionsabbau entgegenwirken und aktiv die Prognose verbessern. 
In frühen Stadien ist die Sarkopenie sogar reversibel.   

Die Sarkopenie führt zu einer reduzierten Lebensqualität und geht mit einer erhöhten Mortalität (Sterberate) einher.

Beachte: Eine Sarkopenie geht in der Regel nicht mit einem Gewichtsverlust einher. Bei ungewolltem Gewichtsverlust ist an eine Kachexie zu denken!
Soweit onkologische Patienten (Tumorpatienten) von einer Sarkopenie betroffen sind, wird eine Energiezufuhr zwischen 25 und 30 kcal/Tag pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen [4]. Eine frühzeitige Zufuhr von Eiweiß und/oder essentiellen Aminosäuren kann eine Sarkopenie möglicherweise minimieren.
Des Weiteren sollte auch bei onkologischen Patienten ein Mangel an Vitamin D durch Supplemente ausgeglichen werden. Zunehmend werden auch die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaeinsäure (EPA) und (Docosahexaensäure (DHA) aufgrund ihrer antiinflammatorischen Eigenschaften bezüglich der Sarkopenie empfohlen.

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): Die wichtigste Komorbidität der Sarkopenie ist die Osteoporose (Osteosarkopenie), mit der zudem noch das Frakturrisiko (Knochenbruchrisiko) hinzukommt.

Literatur

  1. Cruz-Jentoft AJ et al.: Sarcopenia: European consensus on definition and diagnosis Report of the European Working Group on Sarcopenia in Older People. Age Ageing. 2010 Jul; 39(4): 412-423. Published online 2010 Apr 13. doi: 10.1093/ageing/afq034
  2. Cruz-Jentoft AJ et al.: Sarcopenia: revised European consensus on definition and diagnosis. Age and Ageing, afy169, Published: 12 October 2018 https://doi.org/10.1093/ageing/afy169
  3. Morishita : Prevalence of Sarcopenia in cancer patients: review and future directions. Int J Phys Med Rehabil 2016;4:342
  4. Arends J, Bachmann P, Baracos V, Barthelemy N, Bertz H, Bozzetti F et al (2017) ESPEN guidelines on nutrition in cancer patients. Clin Nutr 36(1):11-48. https://​doi.​org/​10.​1016/​j.​clnu.​2016.​07.​015

     
Wir helfen Ihnen in jeder Lebenslage
Die auf unserer Homepage für Sie bereitgestellten Gesundheits- und Medizininformationen ersetzen nicht die professionelle Beratung oder Behandlung durch einen approbierten Arzt.
DocMedicus Suche

 
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
ArztOnline.jpg
 
DocMedicus                          
Gesundheitsportal

Unsere Partner DocMedicus Verlag