Einleitung
Mangelernährung im Alter

Mangelernährung im Alter (ICD-10-GM E46: Nicht näher bezeichnete Energie- und Eiweißmangelernährung) beschreibt den Zustand, in dem die angebotene Nahrung ungenügend oder falsch zusammengestellt ist. Sie kommt relativ häufig vor.

Man kann die Mangelernährung folgendermaßen unterteilen in:

  • quantitative Mangelernährung – es besteht ein Energie- und Protein-(Eiweiß-)Mangel
  • qualitative Mangelernährung – es besteht ein Mangel an Mikronährstoffen (vor allem Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen)
  • globale Mangelernährung – es fehlt an beidem

Eine krankheitsspezifische Mangelernährung (engl. Disease-related Malnutrition, DRM) wir durch drei unabhängige Kriterien definiert:

  1. Body-Mass-Index (BMI) < 18,5 kg/m2 ODER
  2. unbeabsichtigter Gewichtsverlust > 10 % in den letzten 3-6 Monaten ODER
  3. BMI < 20 kg/m2 und unbeabsichtigter Gewichtsverlust > 5 % in den letzten 3-6 Monaten.

Für Erwachsene ab 65 Jahren werden andere Kriterien für BMI und Gewichtsverlust diskutiert (BMI < 20 kg/m2, Gewichtsverlust > 5 % in 3 Monaten). Zusätzlich gilt eine Nüchternperiode von länger als 7 Tagen als unabhängiges definierendes Kriterium eines Mangelernährungsrisikos [Leitlinien: A.S.P.E.N.].

Eine Mangelernährung kann exogen, das heißt durch eine unzureichende Nahrungszufuhr bedingt, oder endogen sein, das heißt durch eine unzureichende Nahrungsverwertung ausgelöst.

Die Gründe für die Mangelernährung im Alter sind sehr vielfältig und in allen Lebensbereichen vom sozialen Umfeld bis zu verschiedenen Erkrankungen zu suchen. Personen, die allein leben, mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen und einen niedrigeren Bildungsgrad haben, haben ein hohes Risiko für eine Mangelernährung.

Eine wesentliche Ursache einer Mangelernährung im Alter ist der sinkende Energieumsatz bei gleichzeitigem oder sogar erhöhtem Bedarf an Proteinen und Mikronährstoffen, die Folge ist häufig eine globale Mangelernährung.

Ursachen eines Mikronährstoffmangels sind häufig im Alter eine quantitativ geringere Nahrungsmittelaufnahme bzw. ein verändertes Geschmacksempfinden. Weitere Ursachen sind schlechte Resorption und Metabolisierung (Verstoffwechselung) von Mikronährstoffen.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend ab dem 7. Lebensjahrzehnt auf. Hier findet sich die Mangelernährung fünfmal häufiger als bei den unter 30-Jährigen.

Durchgeführte Studien an Patienten geriatrischer Abteilungen (Abteilungen, die sich mit den Erkrankungen des Alters befassen) geben eine Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) von 11-61 % an, wobei die niedrigste Prävalenz bei ambulanten Patienten zu finden ist. Aber erst in den letzten Jahren ist diese Problematik weiter in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt: Eine Erhebung des Lehrstuhls für Geriatrie der Uniklinik Köln unter 1.252 ernährungstherapeutisch betreuten Patienten belegt, dass Mangelernährung im Alter häufig ist. Danach sind lediglich 17,7 % der durchschnittlich 80 Jahre alten Patienten gut ernährt, bei 58,7 % besteht ein deutliches Risiko für Mangelernährung und 23,6 % der Patienten sind akut mangelernährt [2].

In deutschen Pflegeheimen waren 18,2 % der Pflegeheimbewohner mangelernährt, 42 % wurden als Risikogruppe eingestuft [2].

Verlauf und Prognose: Durch eine bedarfsgerechte Ernährung (Protein- und Energiesupplementierung) verbessert sich das Körpergewicht und die Mortalität (Anzahl der Todesfälle in einem bestimmten Zeitraum, bezogen auf die Anzahl der betreffenden Population) wird gesenkt [2]. Mittels Schulung von Pflegepersonal sowie der Betroffenen und Angehörigen kann dieses erreicht werden. Die Aufklärung darüber, wie man sich richtig ernährt, ist vor allem bedeutend für die Nachhaltigkeit. Eine nicht erkannte Mangelernährung, die über längere Zeit besteht, erhöht die Mortalität. 

Literatur

  1. Milne AC, Potter J, Vivanti A, Avenell A: Protein and energy supplementation in elderly people at risk from malnutrition. Cochrane Database Syst Rev. 2009 Apr 15;(2):CD003288. doi: 10.1002/14651858.CD003288.pub3.
  2. Noreik, Michaela: Evaluation der Ernährungstherapie in einer geriatrischen Klinik – Analyse von Effekt, Kosten und Nutzen der Ernährungstherapie in einer Jahresbilanz. Dissertation am Lehrstuhl für Geriatrie der Universität zu Köln. Deutsche Zentralbibliothek für Medizin, 2012
  3. Stange I, Poeschl K, Stehle P et al (2013) Screening for malnutrition in nursing home residents: comparison of different risk markers and their association to functional impairment. J Nutr Health Aging 17:357-363

Leitlinien

  1. American Society for Parenteral and Enteral Nutrition (A.S.P.E.N.) Board of Directors and Clinical Practice Committee. Definitions of Terms, Styles, and Conventions Used in A.S.P.E.N. Board of Directors. Approved Documents. Nutr Clin Pract. 2005 Apr;20(2):281-5. doi: 10.1177/0115426505020002281.

     
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