Einleitung
Mangelernährung

Mangelernährung (Synonyme: Albuminmangel; Eiweißmalnutrition; Eiweißmangelernährung; Energiemalnutrition; Energiemangelernährung; Fehlernährung; Hungeratrophie; Hungerdystrophie; Hypoalimentation; Inanitionsatrophie; Inanitionsdystrophie; Kalorienmalnutrition; Malnutrition; Proteinmangelernährung; Reduzierter Ernährungszustand; Unterernährung; ICD-10-GM E46: Nicht näher bezeichnete Energie- und Eiweißmangelernährung) beschreibt den Zustand, in dem die angebotene Nahrung ungenügend oder falsch zusammengestellt ist. 

Man kann die Mangelernährung unterteilen in:

  • quantitative Mangelernährung – es besteht ein Energie- und Protein-(Eiweiß-)Mangel
  • qualitative Mangelernährung – es besteht ein Mangel an Mikronährstoffen (vor allem Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen)
  • globale Mangelernährung – es fehlt an beidem

Eine Mangelernährung kann exogen, das heißt durch eine unzureichende Nahrungszufuhr bedingt, oder endogen sein, das heißt durch eine unzureichende Nahrungsverwertung ausgelöst.

Weiterhin kann man die Mangelernährung in ihre verschiedenen Formen unterteilen:

  • Unterernährung – die Energiespeicher des Körpers sind verbraucht
  • Fehlernährung – es liegt ein Mangel eines bestimmten Nährstoffes vor
  • Wasting – Verlust von Körpersubstanz aufgrund einer unzureichenden Nährstoffzufuhr oder einer schweren Erkrankung wie beispielsweise AIDS oder bei Patienten auf Intensivstationen
  • Marasmus – generalisierter Hungerzustand mit Verlust von Körperprotein und Körperfett
  • Kwashiorkor – Mangel an Proteinen in der Nahrung
  • Kachexie – Auszehrung des Organismus aufgrund tiefgreifender Störung der Organfunktionen; vor allem bei Tumorerkrankungen (Krebsleiden) als "Tumorkachexie" oder bei der chronischen obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) bekannt
  • Sarkopenie – physiologischer Muskelabbau beim alternden Menschen bzw. Muskelschwäche, in Schwerelosigkeit oder unter lang andauernder Glucocorticoidtherapie (Medikamente gegen Entzündungen und allergische Reaktionen)
  • Mangelernährung im Alter 

Die schwersten Formen der Mangelernährung sind Marasmus, Kwashiorkor sowie marasmischer Kwashiorkor (Übergangsform). Man fasst sie unter dem Begriff Protein-Energie-Malnutrition (PEM) zusammen.

Des Weiteren gibt es eine krankheitsspezifische Mangelernährung (engl. Disease-related Malnutrition, DRM), die durch drei unabhängige Kriterien definiert wird:

  1. Body-Mass-Index (BMI) < 18,5 kg/m2 ODER
  2. unbeabsichtigter Gewichtsverlust > 10 % in den letzten 3-6 Monaten ODER
  3. BMI < 20 kg/m2 und unbeabsichtigter Gewichtsverlust > 5 % in den letzten 3-6 Monaten.

oder

  • niedriger Fettfreie-Masse-Index < 15 kg/m2 (Frauen) und 2 (Männer)

Für Erwachsene ab 65 Jahren werden andere Kriterien für BMI und Gewichtsverlust diskutiert (BMI < 20 kg/m2, Gewichtsverlust > 5 % in 3 Monaten). Zusätzlich gilt eine Nüchternperiode von länger als 7 Tagen als unabhängiges definierendes Kriterium eines Mangelernährungsrisikos [Leitlinien: A.S.P.E.N.].

Zum Thema Definition der Mangelernährung s. u. Klassifikation.

Das Risiko für eine Mangelernährung erhöht sich bei Menschen, die allein leben, mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen und einen niedrigeren Bildungsgrad haben.

Im Folgenden die Prävalenz für Mangelernährung in Abhängigkeit vom Fachgebiet [1]:

  • Geriatrie (Krankheiten des alternden Menschen): 56,2 %
  • Onkologie (Tumorerkrankungen): 38 %
  • Gastroenterologie (Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes): 32,6 %
  • Innere Medizin: 26,6 %
  • Kardiologie (Erkrankungen des Herzkreislaufsystems): 21,9 %
  • Urologie (Erkrankungen von Niere, Harnblase, Harnleiter, Harnröhre): 14,7 %
  • Chirurgie: 13,7 %
  • Gynäkologie (Frauenheilkunde): 8 %

27,4 % der Patienten sind bei der Aufnahme in ein Krankenhaus mangelernährt (56,2 % Geriatrie) [1]. In deutschen Pflegeheimen waren 18,2 % der Pflegeheimbewohner mangelernährt, 42 % wurden als Risikogruppe eingestuft [2].

Bei einer aktiven Krebserkrankung sind mehr als 50 % der Patienten von einer Mangelernährung betroffen.

Verlauf und Prognose: Durch eine bedarfsgerechte Ernährung verbessert sich das Körpergewicht und die Mortalität (Anzahl der Todesfälle in einem bestimmten Zeitraum, bezogen auf die Anzahl der betreffenden Population) wird gesenkt. Mittels Schulung von Pflegepersonal sowie der Betroffenen und der Angehörigen kann dieses erreicht werden. Die Aufklärung darüber, wie man sich richtig ernährt, ist vor allem bedeutend für die Nachhaltigkeit.

Literatur

  1. Pirlich et al.: The German hospital malnutrition study. Clinical Nutrition 2006; 25: 563-572
  2. Stange I, Poeschl K, Stehle P et al (2013) Screening for malnutrition in nursing home residents: comparison of different risk markers and their association to functional impairment. J Nutr Health Aging 17:357-363

Leitlinien

  1. American Society for Parenteral and Enteral Nutrition (A.S.P.E.N.) Board of Directors and Clinical Practice Committee. Definitions of Terms, Styles, and Conventions Used in A.S.P.E.N. Board of Directors. Approved Documents. Nutr Clin Pract. 2005 Apr;20(2):281-5. doi: 10.1177/0115426505020002281.

     
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