Nierentransplantation

Als Nierentransplantation (NTx, NTPL) bezeichnet man die operative Übertragung einer Niere. Sie stellt neben der Dialyse eine Option in der Nierenersatztherapie und wird durchgeführt bei terminaler Niereninsuffizienz (= dauerhaftes Versagen der Nierenfunktion vor, das zu einem Anstieg der harnpflichtigen Substanzen im Blut führt) bzw. Verlust beider Nieren.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Terminale Niereninsuffizienz – dauerhaftes Versagen der Nierenfunktion, die zu einem Anstieg der harnpflichtigen Substanzen im Blut führt
  • Verlust beider Nieren

Transplantiert werden Organe von hirntoten Organspendern (Todspende) und von Lebendspendern. Die Lebendspende findet im Idealfall präemptiv, d.h. noch vor einer Dialyse statt.

Voraussetzungen: Spender und Empfänger müssen vor einer Transplantation genau getestet werden. Dazu zählen Untersuchungen, die als Histokompatibilitätsprüfung zusammengefasst werden können:

  • Blutgruppenbestimmung
  • HLA-System

Nur wenn diese Merkmale übereinstimmen, kann eine erfolgreiche Transplantation erfolgen. Zusätzlich wird das Blut des Spenders auf verschiedene Erreger wie das Cytomegalie-Virus (CMV), humane Herpesviren oder Toxoplasma gondii untersucht, um eine Übertragung der Erreger auf den Empfänger zu vermeiden. 

Das Operationsverfahren

Die Nierentransplantation wird in der Regel heterotop durchgeführt, das heißt das Spenderorgan wird nicht an die Stelle der eigenen Nieren transplantiert, sondern außerhalb des Peritoneums (Bauchfell) im Bereich des Beckens. Die Blutgefäße der Spenderniere werden dabei in der Regel an die Beckengefäße angenäht, während der Transplantatharnleiter direkt mit der Blase verbunden wird.
Im Regelfall bleiben die eigenen Nieren meist im Körper, nur bei speziellen Indikationen müssen sie vor oder nach der Transplantation entfernt werden. 

Die 5-Jahresfunktionsrate nach Lebendspende liegt bei 87,5 % und nach Todspende bei ca. 70 %.

Mögliche Komplikationen  

  • Infektionen
  • Blutungen
  • Stenose (Verengung) des Transplantatharnleiters
  • Transplantatabstoßung
  • Ausbildung einer Narbenhernie (Narbenbruch) nach der Operation.
  • Auftreten von Malignomen (Krebserkrankung; z. B. kutanes Plattenepithelkarzinom/Plattenepithelkarzinom der Haut) nach immunsuppressiver Therapie (selten)

Pharmakotherapie: Nach einer Nierentransplantation muss der Empfänger lebenslang Immunsuppressiva einnehmen, um eine Abstoßung des Transplantats zu vermeiden. 
Hinweis: Die randomisierte TUMORAPA-Studie hat ergeben, dass bei Patienten mit kutanem Plattenepithelkarzinom nach einer Nierentransplantation auch fünf Jahre nach dem Wechsel auf Sirolimus (Rapamycin) zur Immunsuppression seltener sekundäre Hauttumoren auftreten als bei Patienten, bei denen eine Therapie mit einem Calcineurininhibitor fortgesetzt wird (22 % versus 59 %).

Weitere Hinweise

  • Bei Nichtvorliegen eines HLA-kompatiblen Lebendspenders besteht die Möglichkeit der Desensibilisierung des Empfängers. Dazu werden die HLA-Antikörper durch Plasmaaustausch aus dem Blut des Empfängers entfernt. Eine anschließende immunsuppressive Therapie verhindert, dass sich neue Antikörper bilden können. Eine zusätzliche Therapie mit Rituximab (monoklonaler Antikörper (IgG-1-kappa Immunoglobulin) gegen das Oberflächenantigen CD20) hemmt die Bildung von B-Zellen. Weitere Therapeutika sind Bortezomib (Proteasom-Blockade) und Eculizumab (monoklonaler Antikörper, der sich gegen den Komplementfaktor C5 richtet). 
    In einer Studie wurden die Überlebensrate von drei Gruppen verglichen (1. Gruppe: Lebendspende nach einer Desensibilisierung; 2. Gruppe: HLA-gerechte Nierenspende; 3. Gruppe: Patienten, die niemals ein Organ erhielten). Überlebensraten [1]:
    • Nach dem 1. Jahr: 95 % versus 94 % bzw. 89,6 %
    • Nach dem 3. Jahr: 91,7 % versus 83,6 % bzw.  72,7 %
    • Nach dem 5. Jahr: 86 % versus 74,4 % bzw. 59,2 %
    • Nach dem 8. Jahr: 76,5 % versus 62,9 % bzw. 43,9 %.
  • Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz: Dialyse versus Nierentransplantation [3]
    • In einer Metaanalyse zeigte sich ein signifikanter und langfristiger Gesamtüberlebensvorteil (ein Jahr oder länger) der Transplantation im Vergleich zur Dialyse. In 31 dieser 44 Studien ergab sich eine zwischen 27 % und 82 % geringere Wahrscheinlichkeit, im Beobachtungszeitraum zu sterben.
    • Patientengruppen, für die die Transplantation keinen statistisch signifikanten Nutzen gegenüber dem Verbleib an der Dialyse hatten, waren u. a.: Patientenalter 65-70 oder ≥ 70 Jahre, Body-Mass-Index ≥ 41, Nierenversagen durch Glomerulonephritis (Nierenerkrankung, die durch eine Entzündung der Nierenkörperchen bedingt ist), Hypertonie (Bluthochdruck) oder genetische Erkrankungen.

Literatur

  1. Orandi BJ et al.: Survival Benefit with Kidney Transplants from HLA-Incompatible Live Donors. N Engl J Med 2016; 374:940-950, March 10, 2016. doi: 10.1056/NEJMoa1508380
  2. Dantal J et al.: Sirolimus for Secondary Prevention of Skin Cancer in Kidney Transplant Recipients: 5-Year Results. JCO 2018; online 17. Juli. doi: https://doi.org/10.1200/JCO.2017.76.6691
  3. Chaudhry D et al.: Survival for waitlisted kidney failure patients receiving transplantation versus remaining on waiting list: systematic review and meta-analysis. BMJ 2022;376:e068769. http://dx.doi.org/10.1136/bmj-2021-068769
     
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