www.dgf-tv.de
Weiblicher Zyklus

Der weibliche Zyklus (Synonym: menstrueller Zyklus) ist ein komplexes Geschehen, das sich mit dem Tag der Menarche (erste Regelblutung der Frau), die etwa ab dem 11. oder 12. Lebensjahr stattfindet in regelmäßigem Rhythmus bis zur Menopause (letzte Regelblutung der Frau) wiederholt. Der Menstruationszyklus wird durch das funktionelle Zusammenspiel der Hormone auf der Ebene Hypothalamus-Hypophyse-Ovar geprägt:

  • Hypothalamus – Der Hypothalamus ist Teil des Diencephalons (Zwischenhirn) und besitzt als oberstes Steuerzentrum der vegetativen Körperfunktionen die Aufgabe, Kreislauf, Atmung, Flüssigkeits- bzw. Nahrungsaufnahme und das Sexualverhalten zu steuern. Zu diesem Zweck schüttet dieser eine Vielzahl von Hormonen aus, von denen das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) Einfluss auf den Menstruationszyklus hat.
  • Hypophyse – Die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) wird direkt durch den Hypothalamus gesteuert und schüttet das luteinisierende Hormon (LH – gelbfärbendes Hormon von lat. luteus) und das follikelstimulierende Hormon (FSH) aus.
  • Ovarielle Hormone – Hier sind vor allem die Hormone Östradiol (wichtigstes Östrogen) und Progesteron (Gestagene) zu nennen.

Um den Zyklus zu verstehen, ist die Kenntnis der Funktionen der einzelnen Hormone sehr wichtig. Diese werden im Folgenden kurz dargestellt:

  • FSH – Bei dem follikelstimulierenden Hormon (auch Follitropin genannt) handelt es sich um ein Hormon, welches unter Mitwirkung des luteinisierenden Hormons (LH) die Follikelreifung (Eizellreifung) und die Östrogenbildung der Frau steuert.
  • LH – Beim Luteinisierenden Hormon (LH oder auch Lutropin genannt) handelt es sich um ein Hormon aus der Hypophyse (Hirnanhangdrüse), welches unter Mitwirkung des Follikel-stimulierenden Hormons (FSH) die Follikelreifung (Eizellreifung) und die Ovulation (Eisprung) bei der Frau steuert. Außerdem ist es an der Östrogen- und Progesteronsynthese beteiligt.
  • Östrogene – Die Östrogene fördern die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale wie das Brustwachstum und die charakteristische weibliche Fettverteilung. In Kooperation mit den Androgenen (den männlichen Hormonen) entwickelt sich die Schambehaarung. Auf die Zellen der Vagina (Scheide) wirken Östrogene wachstumsfördernd und sind für die Ausbildung der Scheidenflora (Döderlein-Flora) verantwortlich. Im Uterus (Gebärmutter) fördert das weibliche Hormon die Ausbildung des Endometriums (Gebärmutterschleimhaut) und ist indirekt an der Follikelreifung (Eizellreifung) in den Ovarien (Eierstöcken) beteiligt.
    Beim Östradiol (E2) handelt es sich um eine Form des weiblichen Geschlechtshormons. Es wird bei der Frau vor allem in den Ovarien (Graafscher Follikel, Corpus luteum) und bei der schwangeren Frauen in der Plazenta (Mutterkuchen) gebildet.
    Die Östradiol-Konzentration verändert sich im Laufe des weiblichen Zyklus.
     
  • Progesteron (Gelbkörperhormon) –  Bei Progesteron handelt es sich um ein Hormon aus der Gruppe der Gestagene. Es wird in den Ovarien im Corpus luteum (im Gelbkörper) gebildet und steigt in der Lutealphase (Gelbkörperphase) an – am 5.-8. Tag nach der Ovulation (Eisprung) ist der maximale Progesteron-Serumspiegel – und in der Schwangerschaft. Progesteron ist verantwortlich für die Nidation (Einnistung des befruchteten Eies) und dient gleichzeitig der Aufrechterhaltung der Schwangerschaft. Es wird durch das Luteinisierende Hormon (LH) zur Freisetzung stimuliert.
    Das Progesteron zeigt eine zyklusabhängige Rhythmik mit einer Konzentrationssteigerung in der Lutealphase.
      

Der Menstruationszyklus dient evolutionsbiologisch der wiederkehrenden Möglichkeit einer Befruchtung bzw. der Entstehung einer Schwangerschaft (Konzeption; Empfängnis) durch Entwicklung einer reifen Oozyte (Eizelle), die sich in das vorbereitete Endometrium (Gebärmutterschleimhaut) des Uterus (Gebärmutter) einnistet. Die Einnistung der Oozyte in das Endometrium wird als Nidation bezeichnet.
Die Eizellen der Frau haben im Rahmen der Oogenese (Eizellentwicklung), die schon während der embryonalen Entwicklung stattfindet, bereits die ersten Entwicklungsschritte hinter sich. Während der Pubertät bzw. im Rahmen der Befruchtung wird die Zellteilung vollendet. Der weibliche Zyklus hat eine Dauer von ca. 28 Tagen, wobei der Beginn am ersten Tag der Menstruation gesehen wird.

Der weibliche Zyklus besteht aus vier Phasen:

  • Follikelphase (1. Zyklushälfte)
  • Ovulation (Eisprung)
  • Lutealphase (2. Zyklushälfte)
  • Menstruation (Monatsblutung)

Follikelphase (Eireifungsphase; Beginn der 1. Zyklushälfte) – Die Follikelphase wird von einem hohen Blutspiegel von FSH dominiert. Das Hormon stimuliert den sogenannten dominanten Follikel (ein seiner Entwicklung am weitesten fortgeschritter Follikel, auch Eibläschen genannt) und fördert dessen verstärktes Wachstum. Dieser Follikel hemmt das Wachstum der anderen minderentwickelten Follikel, woraufhin diese degenerieren. Die Zellen, die den Follikel bilden (Granulosazellen*), werden ebenfalls stimuliert und beginnen mit der Östrogenproduktion, die im Sinne eines negativen Feedbacks (Rückkoppelung) die weitere Ausschüttung von FSH in der Hypophyse unterdrücken.

*Die Granulosazellen (lat. granum „Korn“; „Körnchenzellen“) sind Epithelzellen in den ovariellen Follikeln (Eibläschen des Eierstocks). Sie entwickeln sich unter dem Einfluss der Gonadotropine (FSH, LH) bei der Follikelreifung (Eizellreifung) aus den Follikelepithelzellen des Primärfollikels, der dadurch zum Sekundärfollikel wird.
Im reifen Tertiärfollikel (Durchmesser circa 10 mm) bilden sie die innere Schicht der Follikelwand und wachsen zum „Eihügel“ (Cumulus oophorus) heran, auf dem die Oozyte (Eizelle) haftet. Die Granulosazellen sezernieren die Follikelflüssigkeit, die dann die Follikelhöhle füllt. Nach der Ovuation (Eisprung; Follikelsprung) umgibt die Oozyte eine Lage von Granulosazellen, die als Corona radiata bezeichnet wird und der Zona pellucida (Glashaut; Schutzhülle um die Eizelle) anliegt. Die im Ovar (Eierstock) verbliebenen Granulosazellen lagern Lipide ein (Luteinisierung; Gelbkörperbildung) und werden zu den Granulosaluteinzellen des
Corpus luteum (Gelbkörpers).

Ovulation (Eisprung) – Die Ovulation findet am 13-15 Tag des Zyklus statt. Dazu hat sich der Tertiärfollkel (s. o.) weiterentwickelt und die Follikelhöhle, die jetzt voller Follikelflüssigkeit ist, springt. Er wird jetzt als Graaf-Follikel bzw. sprungreifer Tertiärfollikel bezeichnet.
Hormonell findet folgendes Geschehen statt: Die Östrogenproduktion steigt mit dem Wachstum des Follikels. Wenn die Östrogenkonzentration eine Schwelle überschreitet, kommt es zu einem positiven Feedback und die Ausschüttung des LH wird stimuliert, die die Ovulation (Eisprung) bewirkt. Das LH induziert zudem die Bildung des Corpus luteum (Gelbkörper) und die Umstellung der Produktion der Granulosazellen auf Progesteron. Dieser Prozess wird als Luteinisierung (Gelbkörperbildung) bezeichnet, die schließlich zur Freisetzung der Eizelle in die Eileiter führt.

Lutealphase (Gelbkörperphase; 2. Zyklushälfte) – Nach der Ovulation (Eisprung) entsteht aus dem Follikel das Corpus-luteum (Gelbkörper). Die Lutealzellen bilden unter dem Einfluss von LH das Gestagen Progesteron, das den Uterus auf die Nidation (Einnistung der befruchteten Eizelle) vorbereitet. Des Weiteren führt das Progesteron zu einem Anstieg der Körpertemperatur (von 0,3 Grad Celsius oder mehr); man spricht in diesem Zusammenhang von einer hyperthermen Phase. Im Rahmen der täglichen Messung der Basaltemperatur (Messung der Körpertemperatur vor dem Aufstehen), ist die Lutealphase in der Basaltemperaturkurve (BTK) als hypertherme Phase sichtbar.

Findet keine Implantation einer Eizelle statt, so kommt es etwa am 26.Tag des weiblichen Zyklus zur Rückbildung des Gelbkörpers, der sogenannten Luteolyse. Jetzt folgt die Abstoßung des Endometriums (Gebärmutterschleimhaut), die als Desquamation bezeichnet wird, und die Menstruation beginnt.
Eine normale Menstruation (Monatsblutung) dauert circa vier Tage und wiederholt sich in einem Zyklus von je 28 Tagen.

Zyklusstörungen bzw. Blutungsanomalien (Blutungsstörungen) werden in Rhythmus- und Typusstörungen unterschieden – siehe dazu unter Zyklusstörungen.


Literatur

  1. Intensivkurs Physiologie; Christian Hick/Astrid Hick; Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2009
  2. Basiswissen Physiologie; Florian Lang/Philipp Lang; Springer Verlag 2007
     
Die auf unserer Homepage für Sie bereitgestellten Gesundheits- und Medizininformationen ersetzen nicht die professionelle Beratung oder Behandlung durch einen approbierten Arzt.
DocMedicus Suche

 
ArztOnline.jpg
 
DocMedicus                          
Gesundheitsportal

Unsere Partner EUSANA - Ihr Gesundheitsportal für Prävention- und Anti-Aging-Medizin