Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft: Magnesium und andere wirksame Behandlungsmöglichkeiten
Wadenkrämpfe gehören zu den häufigsten Beschwerden in der Schwangerschaft, vor allem im zweiten und dritten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel). Sie treten meist nachts auf, können sehr schmerzhaft sein und die Schlafqualität erheblich beeinträchtigen.
Ursachen
Die Entstehung von Wadenkrämpfen in der Schwangerschaft ist multifaktoriell:
- Magnesium und Elektrolyte: Ein Magnesiummangel wird häufig als Hauptursache diskutiert. Auch Störungen im Calcium- oder Kaliumhaushalt können die Muskelaktivität beeinflussen [1].
- Hyperemesis gravidarum (starke Elektrolytverluste durch Erbrechen)
- Ungünstige Ernährungsgewohnheiten (z. B. stark verarbeitete Lebensmittel, mikronährstoffarm)
- Venöse Stauung: Durch die wachsende Gebärmutter wird der venöse Rückfluss aus den Beinen erschwert.
- Lebensstilfaktoren: Bewegungsmangel, Flüssigkeitsdefizit und langes Stehen oder Sitzen verstärken die Beschwerden.
Magnesium
Magnesium wird traditionell eingesetzt, um Schwangerschaftskrämpfe zu lindern.
- Eine randomisierte Studie zeigte, dass Magnesium-Bisglycinat (300 mg/Tag) die Häufigkeit und Intensität von Beinkrämpfen signifikant reduzieren kann [2].
- In der Praxis wird Magnesium häufig dennoch eingesetzt, da es sicher ist, gut vertragen wird und zusätzlich einen positiven Effekt auf die Darmtätigkeit haben kann [3].
Wichtig: Orales Magnesium kann keine Frühgeburten verhindern und wird nicht zur Wehenhemmung empfohlen. Intravenöses Magnesiumsulfat hat lediglich einen Einsatz bei drohender Frühgeburt < 34 SSW zur fetalen Neuroprotektion.
Differentialdiagnosen
Nicht jeder Krampf ist harmlos. Ärztlich ausgeschlossen werden sollten:
- Tiefe Venenthrombose (TVT): einseitiger Schmerz, Schwellung, Rötung
- Neurologische Ursachen: Polyneuropathien, Nervenkompression
- Endokrine Erkrankungen: Schilddrüsenfunktionsstörungen, Diabetes mellitus
Therapie und Prävention
Lebensstilmaßnahmen
- Wenn sich ein Wadenkrampf anbahnt, Wärmflasche nehmen und auf diese Region legen. Mit den Händen dabei Druck auf diese Stelle ausüben.
- Dehnen der Muskulatur bei akutem Krampf (Fußspitze zum Schienbein ziehen).
- Ausreichend Flüssigkeit über den Tag verteilt trinken.
- Jeden Tag ein bis zwei Kilometer spazieren gehen, um die Blutzirkulation in den Beinen zu stimulieren.
- Hochlagern der Beine beim Sitzen oder Liegen, Positionswechsel sowie monotone Belastung vermeiden.
Ernährung und Supplemente
- Magnesiumreiche Lebensmittel: Erbsen, Linsen, Bohnen, Sojabohnen, Spinat, Kohlrabi, Krabben, Steinbutt, Vollkornprodukte
- Nahrungsergänzungen mit Magnesium: Ein individueller Therapieversuch mit ca. 300 mg/Tag kann sinnvoll sein. Wirksamkeit prüfen, Nebenwirkungen (weicher Stuhl) berücksichtigen.
- Weitere Mikronährstoffe: Auch eine ausreichende Versorgung mit Kalium, Calcium und Vitamin D unterstützt die normale Muskelfunktion.
Literatur
- Luo L, Zhou K, Zhang J, Xu L, Yin W: Interventions for leg cramps in pregnancy. Cochrane Database Syst Rev. 2020;2020(12):CD010655. doi: 10.1002/14651858.CD010655.pub3.
- Supakatisant C, Phupong V: Oral magnesium for relief in pregnancy-induced leg cramps: a randomised controlled trial. Matern Child Nutr. 2015;11(2):139-145. doi: 10.1111/j.1740-8709.2012.00440.x.
- Garrison SR, Korownyk C, Kolber MR et al.: Magnesium for skeletal muscle cramps. Cochrane Database Syst Rev. 2020;9:CD009402. doi: 10.1002/14651858.CD009402.pub3.