Gesund zunehmen bei Untergewicht in der Schwangerschaft: So lassen sich Risiken vermeiden
Untergewicht vor und während der Schwangerschaft ist seltener als Übergewicht, birgt jedoch spezifische Risiken. Frauen mit einem Body-Mass-Index (BMI) unter 18,5 gelten als untergewichtig und sollten bereits bei Kinderwunsch auf eine ausreichende Nährstoffversorgung achten. Während der Schwangerschaft kommt es darauf an, ein gesundes Gewicht aufzubauen, um Komplikationen bei Mutter und Kind zu vermeiden.
Risiken von Untergewicht in der Schwangerschaft
Untergewichtige Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für bestimmte Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen. Besonders häufig treten auf [1, 2]:
- Anämie (Blutarmut): Durch eine zu geringe Aufnahme von Eisen, Folsäure und Vitamin B12 steigt das Risiko für Blutarmut.
- Vorzeitiger Blasensprung: Frauen mit Untergewicht sind anfälliger für eine zu frühe Eröffnung der Fruchtblase.
- Wochenbettinfektionen: Nach der Geburt kann eine geschwächte Immunabwehr Infektionen begünstigen.
- Frühgeburt: Das Risiko einer Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche ist erhöht.
- Niedriges Geburtsgewicht des Kindes: Babys wiegen häufiger weniger als 2.500 Gramm, was mit einer höheren Neugeborenen-Sterblichkeit verbunden ist.
Diese Risiken bedeuten nicht, dass jede untergewichtige Frau automatisch betroffen ist. Sie zeigen jedoch, dass eine adäquate Gewichtszunahme in der Schwangerschaft ein entscheidender Schutzfaktor ist.
Empfohlene Gewichtszunahme
Die Gewichtszunahme ist ein wichtiger Marker für eine gesunde Schwangerschaft. Bei Frauen mit Untergewicht wird eine Zunahme von 12,5 bis 18 kg empfohlen [3]. Damit wird sichergestellt, dass nicht nur das Kind, sondern auch die Plazenta (Mutterkuchen), das Fruchtwasser und die mütterlichen Reserven ausreichend versorgt werden.
Eine zu geringe Gewichtszunahme ist nachweislich mit einer erhöhten Sterblichkeit der Kinder vor und nach der Geburt assoziiert [4]. Deshalb sollte das Gewicht in der Schwangerschaft regelmäßig kontrolliert und dokumentiert werden.
Ernährungstipps bei Untergewicht
Eine abwechslungsreiche, energiereiche Ernährung ist die beste Basis für eine gesunde Schwangerschaft. Dabei helfen:
- Häufige kleine Mahlzeiten: Sie entlasten den Magen, verhindern Übelkeit und sichern eine kontinuierliche Nährstoffaufnahme.
- Kalorienreiche, nährstoffdichte Lebensmittel: Nüsse, Samen, Avocado, Olivenöl, Vollkornprodukte, Käse und fettreicher Fisch sind besonders geeignet.
- Eiweißquellen: Milchprodukte, Hülsenfrüchte, mageres Fleisch und Fisch fördern das Wachstum des Kindes.
- Flüssigkeitszufuhr: mindestens 1,5-2 Liter täglich in Form von Wasser, ungesüßten Tees oder verdünnten Fruchtsäften
- Zusätzliche Trinknahrung: Bei ausgeprägtem Untergewicht oder Appetitlosigkeit kann eine ärztlich verordnete, kalorien- und eiweißreiche Zusatznahrung sinnvoll sein.
Appetitanregende Tipps bei Untergewicht in der Schwangerschaft
- Regelmäßigkeit schaffen: Feste Essenszeiten signalisieren dem Körper, dass Nahrung erwartet wird. Ein strukturierter Tagesplan kann das Hungergefühl verstärken.
- Ansprechende Präsentation: Farbenfrohe, appetitlich angerichtete Teller mit frischen Kräutern, buntem Gemüse oder hübsch geschnittenem Obst steigern den Essanreiz.
- Aromen nutzen: Kräuter wie Basilikum, Minze, Dill oder Gewürze wie Ingwer und Zimt können den Appetit fördern. Bitterstoffe (z. B. Rucola, Chicorée, Grapefruit) regen zusätzlich die Verdauungssäfte an.
- Warme Speisen bevorzugen: Suppen, Aufläufe oder Eintöpfe sind leichter verdaulich und regen die Magensaftproduktion an.
- Kleine Snacks bereithalten: Müsliriegel, Trockenfrüchte, Studentenfutter, Käsewürfel oder Cracker zwischen den Hauptmahlzeiten.
- Eiweißreiche Zwischenmahlzeiten: Griechischer Joghurt mit Honig, Quark mit Beeren oder ein Protein-Smoothie unterstützen die Gewichtszunahme.
- Flüssige Kalorien: Milchshakes, Smoothies oder selbst gemachte Fruchtsäfte mit Nussmus, Haferflocken oder Avocado sind hochkalorisch und gleichzeitig leicht zu konsumieren.
- Fingerfood-Strategie: Kleine Portionen (z. B. Mini-Sandwiches, Gemüsesticks mit Dip) lassen sich auch bei Appetitlosigkeit leichter essen.
- Bewegung einplanen: Leichte Bewegung wie Spaziergänge oder sanftes Yoga kann das Hungergefühl steigern.
- Mahlzeiten nicht mit Flüssigkeit belasten: Getränke besser zwischen den Mahlzeiten einplanen, damit kein Völlegefühl den Appetit mindert.
- Entspannungsrituale: Stress wirkt appetithemmend. Atemübungen oder ruhige Musik vor dem Essen können helfen, das Hungergefühl zu fördern.
Prävention und ärztliche Betreuung
Frauen mit Kinderwunsch sollten idealerweise bereits vor Eintritt der Schwangerschaft ihr Gewicht normalisieren. Dazu gehören:
- Ernährungsberatung: individuelle Anpassung des Speiseplans an die Bedürfnisse und das Ausgangsgewicht
- Vitalstoffversorgung: Supplementierung von Folsäure, Eisen und Vitamin D nach ärztlicher Empfehlung
- Regelmäßige Kontrollen: Gewicht, Blutwerte und allgemeiner Gesundheitszustand sollten engmaschig überwacht werden.
Fazit
Untergewicht muss in der Schwangerschaft nicht zwangsläufig zu Problemen führen. Mit einer bewussten Ernährung, einer Gewichtszunahme und ärztlicher Begleitung lassen sich Risiken für Mutter und Kind deutlich reduzieren. Entscheidend ist, das Thema frühzeitig anzugehen – am besten bereits in der Phase des Kinderwunsches.
Literatur
- Han Z, Lutsiv O, Mulla S, Rosen A, Beyene J, McDonald SD: Low gestational weight gain and the risk of preterm birth and low birthweight: a systematic review and meta‐analyses. Acta Obstet Gynecol Scand. 2011;90(9):935-954. doi:10.1111/j.1600-0412.2011.01185.x.
- Goldstein RF, Abell SK, Ranasinha S, Misso M, Boyle JA, Black MH et al.: Association of gestational weight gain with maternal and infant outcomes: a systematic review and meta-analysis. JAMA. 2017;317(21):2207-2225. doi:10.1001/jama.2017.3635.
- Institute of Medicine (IOM) and National Research Council. Weight Gain During Pregnancy: Reexamining the Guidelines. Washington, DC: The National Academies Press; 2009. doi:10.17226/12584.
- GWG Pooling Project Consortium (2023): Suboptimal gestational weight gain and neonatal outcomes in low and middle income countries: Individual participant data meta-analysis. BMJ, 382, Article e072249. doi.org/10.1136/bmj-2022-072249.