Mehrlingsschwangerschaft: Wichtige Empfehlungen für Mutter und Kind
Eine Mehrlingsschwangerschaft (Zwillings- oder höhergradige Schwangerschaft) ist durch moderne Ultraschalldiagnostik heute meist schon im frühen ersten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) erkennbar. Diese frühzeitige Diagnose ist entscheidend, da Mehrlingsschwangerschaften mit besonderen Herausforderungen und Risiken für Mutter und Kind verbunden sind.
Diagnostik und ärztliche Betreuung
Mehrlingsschwangerschaften erfordern engmaschigere Kontrollen als Einlingsschwangerschaften. Neben häufigeren Ultraschalluntersuchungen werden auch begleitende Hormonanalysen durchgeführt. Ziel ist die frühzeitige Erkennung von Komplikationen wie Wachstumsrestriktionen (eingeschränktes Wachstum des Babys im Mutterleib), Fehlbildungen oder einer drohenden Frühgeburt [2].
Empfohlen wird eine spezialisierte Betreuung in einem Perinatalzentrum ab dem zweiten Trimenon.
Körperliche Belastung und Beschwerden
Mehrlingsschwangerschaften stellen eine erhebliche körperliche Belastung dar. Typische Beschwerden treten häufiger und oft früher auf als bei Einlingsschwangerschaften, unter anderem:
- Rückenschmerzen und Beckeninstabilität durch stärkere Gewichtszunahme
- Verstärkte Müdigkeit und Erschöpfung
- Vermehrte Ödembildung (Wassereinlagerungen)
- Atemnot durch Zwerchfellhochstand
- Stärkere Übelkeit im ersten Trimenon (Hyperemesis gravidarum)
- Erhöhtes Risiko für Varikosis (Krampfadern) und Hämorrhoiden
Diese Symptome sollten frühzeitig erkannt und behandelt werden, um eine bestmögliche Schwangerschaftsqualität zu sichern [2].
Prävention von Frühgeburtlichkeit
Das Risiko einer Frühgeburt ist bei Mehrlingsschwangerschaften im Vergleich zu Einlingsschwangerschaften deutlich erhöht [2]. Präventive Maßnahmen umfassen:
- Körperliche Schonung und ggf. Reduktion beruflicher Belastungen
- Ausreichende Ruhezeiten und Stressreduktion
- Eine ausgewogene Ernährung mit bedarfsdeckender Mikronährstoffzufuhr
- Medizinische Maßnahmen wie die Cerclage (Muttermundsumschlingung) oder ein Pessar, wenn eine Zervixinsuffizienz (Gebärmutterhalsschwäche) festgestellt wird.
Ernährung und Nahrungsergänzung
Im Grundsatz unterscheidet sich der Energie- und Nährstoffbedarf nicht grundlegend von dem einer Einlingsschwangerschaft. Dennoch sollte auf eine bedarfsdeckende Kalorienaufnahme sowie eine ausreichende Versorgung mit Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen geachtet werden [1-4].
Besondere Aufmerksamkeit verdienen:
- Folsäure zur Prävention von Neuralrohrdefekten
- Eisen aufgrund des erhöhten Risikos einer Anämie (Blutarmut)
- Vitamin D und Calcium für die Knochengesundheit
- Omega-3-Fettsäuren für die kindliche Gehirn- und Netzhautentwicklung
Fazit
Eine Mehrlingsschwangerschaft erfordert eine intensivere ärztliche Betreuung und bringt häufig zusätzliche Beschwerden mit sich. Mit engmaschiger Diagnostik, gezielten präventiven Maßnahmen und einer angepassten Lebensführung kann das Risiko von Komplikationen jedoch erheblich gesenkt werden.
Literatur
- Wierzejska RE: Review of dietary recommendations for twin pregnancy: Does nutrition science keep up with the growing incidence of multiple gestations? Nutrients. 2022;14(6):1143. doi.org/10.3390/nu14061143.
- Zgliczyńska M et al.: Micronutrients in multiple pregnancies – The knowns and unknowns: a systematic review. Nutrients. 2021;13(2):386. doi.org/10.3390/nu13020386.
- Wierzejska RE, Szymusik I, Bomba-Opoń D et al.: Vitamin D concentration in the blood of women with twin pregnancies and in the umbilical cord blood of newborns in relation to environmental factors. Front Nutr. 2024;11:1433203. doi.org/10.3389/fnut.2024.1433203.
- Dinu M, Napoletano A, Giangrandi I et al.: Exploring basal metabolic rate and dietary adequacy in twin pregnancies: the VENERE study. Nutr Metab. 2024;21(1):34. doi.org/10.1186/s12986-024-00881-1.