Kreislaufprobleme in der Schwangerschaft – Tipps zur Vorbeugung und Behandlung
Schwindel und Kreislaufprobleme sind in der Schwangerschaft sehr häufig und gehören zu den typischen Beschwerden, die viele Frauen betreffen. Vor allem im ersten und zweiten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) berichten Schwangere über Schwindel, Kreislaufschwäche oder kurze Ohnmachtsgefühle. Diese Beschwerden sind in den meisten Fällen harmlos und Ausdruck der physiologischen Anpassung des Körpers an die Schwangerschaft. Dennoch können sie belastend sein und bergen ein gewisses Risiko für Stürze. Eine sorgfältige Abklärung und gezielte Maßnahmen zur Linderung sind daher sinnvoll.
Körperliche Veränderungen als Hauptursache
Die Schwangerschaft bringt tiefgreifende Veränderungen im Herz-Kreislauf-System mit sich:
- Gefäßerweiterung durch Hormone: Das Hormon Progesteron sorgt für eine Entspannung der Gefäßmuskulatur. Dadurch sinkt der Blutdruck, was zwar die Durchblutung von Plazenta (Mutterkuchen) und Gebärmutter verbessert, aber gleichzeitig Kreislaufprobleme begünstigen kann [1].
- Anstieg des Blutvolumens: Im Verlauf der Schwangerschaft nimmt das Blutvolumen um bis zu 40-50 % zu. Dies erfordert eine starke Anpassung der Herzleistung, die nicht immer ohne Symptome verläuft [2].
- Blutdruckschwankungen: Besonders im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel kann der Blutdruck häufig sehr niedrig sein. Erst gegen Ende der Schwangerschaft steigt er meist wieder etwas an.
- Orthostatische Hypotonie (plötzlicher Blutdruckabfall beim Aufstehen): Plötzliche Lagewechsel, etwa beim raschen Aufstehen, führen durch kurzfristige Minderdurchblutung des Gehirns zu Schwindel.
- Vena-cava-Kompressionssyndrom: Ab dem dritten Trimester kann die wachsende Gebärmutter auf die untere Hohlvene (Vena cava inferior) drücken. Dies reduziert den venösen Rückstrom zum Herzen und führt zu Schwindel, Übelkeit oder Kreislaufkollaps in Rückenlage.
Risikofaktoren, die Beschwerden verstärken können
Nicht alle Schwangeren sind gleichermaßen betroffen. Folgende Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Schwindel und Kreislaufprobleme:
- Vorbestehender niedriger Blutdruck oder familiäre Neigung dazu
- Flüssigkeitsmangel durch zu geringe Trinkmenge oder starkes Schwitzen
- Unregelmäßige Mahlzeiten, die zu Blutzuckerschwankungen führen
- Langes Stehen, insbesondere in warmen oder schlecht gelüfteten Räumen
- Hohe Außentemperaturen, Sauna oder heiße Bäder
- Mehrlingsschwangerschaft mit besonders starker Kreislaufbelastung
- Anämie (Blutarmut), häufig verursacht durch Eisenmangel
Wann ärztliche Hilfe notwendig ist
In der Mehrzahl der Fälle sind Schwindel und Kreislaufschwäche harmlos. Dennoch gibt es Situationen, in denen eine medizinische Abklärung erforderlich ist:
- Häufiger oder lang anhaltender Schwindel, der den Alltag erheblich beeinträchtigt
- Ohnmachtsanfälle oder Stürze
- Neu auftretende Begleitsymptome wie Kopfschmerzen, Sehstörungen, Herzrasen oder Atemnot
- Fieber, Flankenschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl – mögliche Hinweise auf eine Pyelonephritis (Nierenentzündung), die in der Schwangerschaft besonders ernst genommen werden muss [3]
- Auffällige Blutdruckerhöhungen oder Wassereinlagerungen, die auf eine Präeklampsie (Hypertonie (Bluthochdruck), Eiweiß im Urin und Wassereinlagerungen (Ödeme)) hindeuten können
Bewährte Maßnahmen zur Linderung
Es gibt eine Reihe von einfachen, alltagstauglichen Strategien, die den Kreislauf stabilisieren und Beschwerden lindern können:
- Ausreichend trinken: etwa 2 Liter Flüssigkeit pro Tag, vorzugsweise Wasser oder ungesüßter Kräutertee
- Regelmäßige Mahlzeiten: Mehrere kleine Mahlzeiten helfen, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten.
- Langsames Aufstehen: besonders nach dem Sitzen oder Liegen plötzliche Bewegungen vermeiden
- Bewegung: Spaziergänge und sanfte Schwangerschaftsgymnastik fördern die Durchblutung und kräftigen Herz und Gefäße.
- Kompressionsstrümpfe: entlasten die Venen, verbessern den venösen Rückstrom und beugen Kreislaufproblemen sowie Schwellungen in den Beinen vor
- Seitenlage im letzten Schwangerschaftsdrittel: Schlaf und Ruhe in Linksseitenlage verhindern eine Druckbelastung auf die Hohlvene.
- Frische Luft: Gut gelüftete Räume und regelmäßige Aufenthalte im Freien steigern das Wohlbefinden.
Prävention – was Schwangere selbst tun können
Neben der Linderung akuter Beschwerden können Schwangere auch vorbeugend viel tun:
- Regelmäßige Bewegung: Moderate Aktivität an der frischen Luft unterstützt Herz und Kreislauf.
- Ausgewogene Ernährung: Eine vitamin- und mineralstoffreiche Kost mit Eisen, B-Vitaminen und Magnesium stärkt den Stoffwechsel und wirkt stabilisierend [4].
- Vermeidung von Risikofaktoren: Dazu gehören Hitze, langes Stehen und enge Kleidung.
- Schlafposition: Von Beginn des dritten Trimenons an bevorzugt in Seitenlage schlafen.
- Vorsorgeuntersuchungen nutzen: Blutdruck- und Urinkontrollen helfen, frühzeitig ernsthafte Ursachen zu erkennen.
Fazit
Schwindel und Kreislaufprobleme sind typische Begleiterscheinungen der Schwangerschaft. Sie entstehen durch die Anpassungen des Herz-Kreislauf-Systems und sind meist ungefährlich. Mit ausreichend Flüssigkeit, ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und einfachen Verhaltensregeln lassen sich die Beschwerden gut kontrollieren. Wichtig bleibt, Warnsignale wie Fieber, starke Schmerzen oder wiederholte Ohnmachtsanfälle ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen.
Literatur
- Soma-Pillay P, Nelson-Piercy C, Tolppanen H, Mebazaa A: Physiological changes in pregnancy. Cardiovasc J Afr. 2016;27(2):89-94. doi: 10.5830/CVJA-2016-021.
- Meah VL, Cockcroft JR, Backx K, Shave R, Stöhr EJ: Cardiac output and related haemodynamics during pregnancy: a series of meta-analyses. Heart. 2016;102(7):518-526. doi: 10.1136/heartjnl-2015-308476.
- Kirovakov Z, Kutsarov A, Todorov S, Penchev P: Vertigo During Pregnancy: A Narrative Review of the Etiology, Pathophysiology, and Treatment. Cureus. 2024;16(3):e55657. doi: 10.7759/cureus.55657.
- Weissgerber TL, Mudd LM: Preeclampsia and diabetes. Curr Diab Rep. 2015;15(3):9. doi: 10.1007/s11892-015-0579-4.