Schwangerschaft und Hitze: Was tun bei Hitzewallungen und verstärktem Schwitzen?
Viele Schwangere kennen es: plötzlich auftretende Hitzewallungen, Nachtschweiß oder ein verstärktes Schwitzen am Tag. Diese Veränderungen gehören in vielen Fällen zur normalen Anpassung des Körpers an die Schwangerschaft. Kommt jedoch sommerliche Hitze hinzu, können sich die Beschwerden verstärken. Neben dem Unwohlsein können hohe Temperaturen auch gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind mit sich bringen [1-5].
Warum Hitzewallungen und Schwitzen in der Schwangerschaft häufiger sind
Während der Schwangerschaft verändert sich der Stoffwechsel: Herz und Kreislauf arbeiten stärker, die Hautdurchblutung nimmt zu und der Körper produziert mehr Wärme. Zusätzlich beeinflussen die Hormone Östrogen und Progesteron die Temperaturregulation. Schon kleine Temperaturanstiege lösen daher vermehrt Hitzewallungen und Schwitzen aus – ein Mechanismus, der eigentlich dazu dient, Mutter und Kind vor Überhitzung zu schützen [1, 2].
Häufigkeit und Verlauf
Studien zeigen, dass etwa ein Drittel aller Schwangeren im Verlauf Hitzewallungen oder vermehrtes Schwitzen verspüren, vor allem nachts. Am stärksten sind die Beschwerden meist um die 30. Schwangerschaftswoche ausgeprägt. Auch nach der Geburt berichten noch fast 30 % der Frauen über Nachtschweiß. Risikofaktoren sind unter anderem Übergewicht oder seelische Belastungen [3].
Wenn Wärme zur Belastung wird: gesundheitliche Folgen
Hohe Außentemperaturen können die Symptome nicht nur verstärken, sondern auch ernsthafte Folgen haben. Studien belegen, dass Hitze mit einem höheren Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Gestationsdiabetes oder Hypertonie (Bluthochdruck) verbunden ist [5]. Eine große Untersuchung in den USA mit über 400.000 Schwangeren zeigte zudem, dass Hitzebelastung das Risiko für schwerwiegende mütterliche Erkrankungen erhöht [4]. Auch Frühgeburten oder ein zu niedriges Geburtsgewicht wurden mit Hitzeperioden in Zusammenhang gebracht [7].
Die Ursachen dafür sind vielfältig: Dehydratation (Austrocknung), verringerter Blutfluss zur Gebärmutter oder eine stärkere Belastung der Gefäße und Entzündungsprozesse spielen eine Rolle [1].
Wann Schwitzen und Hitzewallungen untersucht werden sollten
Nicht immer sind Hitzewallungen harmlos. Folgende Ursachen müssen ausgeschlossen werden:
- Infektionen mit Fieber
- Schilddrüsenerkrankungen
- Hypoglykämien (Unterzuckerungen, z. B. bei Schwangerschaftsdiabetes)
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Bluthochdruck in der Schwangerschaft
- Panikattacken oder seltene hormonaktive Tumoren
Warnzeichen (red flags)
Unbedingt sofort ärztlich abklären lassen, wenn:
- Körpertemperatur über 38 °C liegt,
- Kreislaufprobleme, Ohnmacht oder Atemnot auftreten,
- Brustschmerzen oder starke Kopfschmerzen hinzukommen,
- Vaginale Blutungen oder verminderte Kindsbewegungen bemerkt werden,
- Starker Flüssigkeitsmangel mit Schwindel, Herzrasen oder dunklem Urin auftritt [1, 5, 7].
Ärztliche Untersuchung
In der Praxis werden Temperatur, Kreislauf und Flüssigkeitshaushalt überprüft. Auch Blutuntersuchungen oder eine Kontrolle der Schilddrüse können sinnvoll sein. Bei stärkeren Beschwerden wird zusätzlich das Wohlbefinden des Kindes überwacht (CTG (Kardiotokographie; Wehenschreiber), Ultraschall).
Praktische Maßnahmen zur Linderung
Trinken
In der Schwangerschaft sollte täglich etwa 2,3 Liter Flüssigkeit aufgenommen werden – bei Hitze und starkem Schwitzen entsprechend mehr. Heller Urin ist ein gutes Zeichen für ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Mineralwasser oder leichte isotonische Getränke können helfen, einen Mangel an Salzen zu vermeiden [6].
Kühlen
- Aktivitäten in die kühleren Morgen- und Abendstunden legen
- Aufenthalte in der Mittagshitze vermeiden und Schatten aufsuchen
- Räume kühlen durch Lüften am Morgen/Abend oder Ventilatoren
- Leichte, lockere Kleidung tragen und lauwarme Duschen nehmen
- Kühlpacks oder nasse Tücher im Nacken oder unter den Armen verwenden [1]
Weitere Möglichkeiten
- Spezielle Antitranspirantien können lokal angewendet werden, um starkes Schwitzen zu mindern.
- Medikamente oder Botox sollten in der Schwangerschaft nicht zur Behandlung eingesetzt werden.
Alltagstipps
- Flüssigkeitsaufnahme gleichmäßig über den Tag verteilen.
- Nachtschweiß mit atmungsaktiver Nachtwäsche und leichten Decken lindern.
- Auf Hitzewarnungen achten (z. B. über Apps) und den Tagesablauf entsprechend anpassen [1, 5].
Vorbeugung und Beratung
Gerade im letzten Schwangerschaftsdrittel, bei Mehrlingen oder Vorerkrankungen ist eine gute Vorbereitung wichtig. Schwangere sollten immer auf den Umgang mit Hitze hingewiesen werden und bei Bedarf Informationsmaterial erhalten. Auch kleine Änderungen im Alltag – wie Termine in kühlen Praxisräumen oder der Einsatz von Klimaanlagen – können Beschwerden und Risiken deutlich verringern [7].
Zusammenfassung
- Hitzewallungen und vermehrtes Schwitzen betreffen etwa ein Drittel aller Schwangeren.
- Hitzeperioden können nicht nur die Beschwerden verstärken, sondern auch Risiken für Schwangerschaft und Geburt erhöhen.
- Viel trinken, Kühlung und eine Anpassung des Tagesrhythmus sind die wichtigsten Maßnahmen.
- Bei Warnzeichen sofort medizinische Hilfe suchen.
Literatur
- Samuels L, Nakstad B, Roos N et al.: Physiological mechanisms of the impact of heat during pregnancy and the clinical implications: review of the evidence from an expert group meeting. Int J Biometeorol. 2022;66(8):1505-1513. doi.org/10.1007/s00484-022-02301-6.
- Dervis S, Coombes JS, Jay O et al.: Heat loss responses at rest and during exercise in healthy pregnant women: a systematic review. J Therm Biol. 2021;100:103011. doi.org/10.1016/j.jtherbio.2021.103011.
- Thurston RC, Luther JF, Wisniewski SR, Eng H, Wisner KL: Prospective evaluation of nighttime hot flashes during pregnancy and postpartum. Fertil Steril. 2013;100(6):1667-1672. doi.org/10.1016/j.fertnstert.2013.08.020.
- Jiao A, Tang X, Li L et al.: Analysis of Heat Exposure During Pregnancy and Severe Maternal Morbidity. JAMA Netw Open. 2023;6(8):e2332780. doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2023.32780.
- Lakhoo DP, Lavigne S, Kark J et al.: A systematic review and meta-analysis of heat exposure and maternal and neonatal health. Nat Med. 2025. doi.org/10.1038/s41591-024-03395-8.
- EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA): Scientific Opinion on Dietary Reference Values for water. EFSA Journal. 2010;8(3):1459. doi.org/10.2903/j.efsa.2010.1459.
- Bekkar B, Pacheco S, Basu R, DeNicola N: Association of Air Pollution and Heat Exposure With Preterm Birth, Low Birth Weight, and Stillbirth in the US: A Systematic Review. JAMA Netw Open. 2020;3(6):e208243. doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2020.8243.