Übergewicht vor der Schwangerschaft – Chancen und Risiken für Mutter und Kind

Viele Frauen mit Übergewicht (Body-Mass-Index (BMI) ≥ 25) oder Adipositas (starkes Übergewicht, BMI ≥ 30) fragen sich, ob eine Schwangerschaft dadurch riskanter wird. Die gute Nachricht: Auch mit Übergewicht ist eine gesunde Schwangerschaft möglich. Entscheidend ist, mögliche Risiken zu kennen und die Zeit vor und während der Schwangerschaft gut zu nutzen, um Mutter und Kind optimal zu unterstützen.

Mögliche Risiken bei Übergewicht in der Schwangerschaft

Neue Untersuchungen zeigen, dass selbst bei Frauen mit massivem Übergewicht vor der Schwangerschaft keine eindeutige Häufung von Infekten, Beckenendlagen oder eine erhöhte Krankheitsentstehung bei Mutter und Kind feststellbar ist. Wohl aber kann ein höheres Gewicht vor der Schwangerschaft die Wahrscheinlichkeit folgender Komplikationen erhöhen:

  • Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes): eine Störung des Glucosestoffwechsels (Zuckerstoffwechsel), die während der Schwangerschaft neu auftritt
  • Schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (Bluthochdruck in der Schwangerschaft) und Präeklampsie (schwere Form mit Eiweißausscheidung im Urin und Organkomplikationen)
  • Wochenbettkomplikationen: Nachblutungen, verzögerte Rückbildung der Gebärmutter oder Thrombosen (Gefäßverschlüsse durch Blutgerinnsel)

Beim Kind kann es häufiger zu einem höheren Geburtsgewicht kommen. Das ist nicht immer problematisch, kann aber die Geburt erschweren. Wichtig ist: Mit guter Vorsorge lassen sich diese Risiken meist gut kontrollieren [1, 2].

Empfohlene Gewichtszunahme

In der Vergangenheit wurde Übergewicht in der Schwangerschaft häufig falsch beurteilt – man dachte, dass eine möglichst geringe Zunahme am besten sei. Heute ist klar: Auch übergewichtige Schwangere benötigen eine gewisse Gewichtszunahme, damit sich das Kind gesund entwickeln kann.

  • Übergewicht (BMI 25-29,9): 7–11,5 kg Gewichtszunahme
  • Adipositas (BMI ≥ 30): 5-9 kg Gewichtszunahme

Ein Gewichtsverlust in der Schwangerschaft ist dagegen immer ein Warnsignal. Er kann ein Hinweis auf eine Wachstumsstörung des Kindes sein und sollte ärztlich abgeklärt werden [1].

Was Frauen selbst tun können

  • Ernährung bewusst gestalten: Viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und eiweißreiche Lebensmittel gehören auf den Speiseplan. Fertigprodukte, Süßigkeiten und stark gezuckerte Getränke sollten besser eingeschränkt verzehrt werden.
  • Bewegung regelmäßig einbauen: Spaziergänge, Schwimmen, Radfahren oder Schwangerschaftsgymnastik sind ideal. 150 Minuten pro Woche moderate Bewegung gelten als Empfehlung.
  • Frühe Vorsorge nutzen: regelmäßig Blutdruck messen und den Blutzucker kontrollieren lassen
  • Prävention von Präeklampsie: Bei erhöhtem Risiko kann der Arzt niedrig dosiertes Aspirin empfehlen. Damit lässt sich das Auftreten einer Präeklampsie deutlich senken [2, 3].

Nach der Geburt

Die Stillzeit ist eine gute Phase, das Gewicht langsam und gesund zu reduzieren. Durch das Stillen verbraucht der Körper zusätzliche Energie, und eine bewusste Ernährung hilft, wieder ein gesundes Gewicht zu erreichen.

Zudem lernen Mütter in dieser Phase, welche Ernährung auch für das Kind wichtig ist – ein guter Zeitpunkt, gesunde Essgewohnheiten in der ganzen Familie zu verankern [4].

Fazit

Übergewicht ist kein Hindernis für eine gesunde Schwangerschaft. Wichtig sind eine angemessene Gewichtszunahme, eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und eine gute Vorsorge. Wer rechtzeitig beginnt, sich auf die Schwangerschaft vorzubereiten, kann Risiken für Mutter und Kind deutlich verringern und zugleich viel für die eigene Gesundheit tun.

Literatur

  1. American College of Obstetricians and Gynecologists: Obesity in Pregnancy. Practice Bulletin No. 230. Obstet Gynecol. 2021;137(6):e128-e144. doi.org/10.1097/AOG.0000000000004395.
  2. American Diabetes Association. Management of Diabetes in Pregnancy: Standards of Care in Diabetes – 2024. Diabetes Care. 2024;47(Suppl 1):S282-S294. doi.org/10.2337/dc24-S015.
  3. US Preventive Services Task Force: Aspirin Use to Prevent Preeclampsia and Related Morbidity and Mortality. JAMA. 2021;326(12):1186-1191. doi.org/10.1001/jama.2021.14781.
  4. Niebrzydowska-Tatus M et al.: Recent Insights and Recommendations for Preventing Excessive Gestational Weight Gain. J Clin Med. 2024;13(5):1461. doi.org/10.3390/jcm13051461.