Schwangerschaftsgestose – was Schwangere wissen sollten

Die Schwangerschaftsgestose, heute meist Präeklampsie genannt, ist eine Erkrankung, die im letzten Drittel der Schwangerschaft auftreten kann. Etwa 5-8 % aller Schwangeren sind betroffen. Sie zeigt sich vor allem durch Hypertonie (Bluthochdruck), Eiweiß im Urin und durch Wassereinlagerungen (Ödeme) [1, 2].

Die Beschwerden können sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein – von leicht erhöhtem Blutdruck bis zu schweren Verläufen mit Krampfanfällen (Eklampsie).

Mögliche Warnsignale, die sofort ärztlich abgeklärt werden sollten, sind:

  • Starke Kopfschmerzen
  • Sehstörungen (z. B. Flimmern, Verschwommensehen)
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Atemnot
  • Plötzliche starke Schwellungen
    • Füße und Knöchel: typischerweise stärker zum Abend hin, können aber plötzlich sehr ausgeprägt werden
    • Hände und Finger: Ringe passen nicht mehr
    • Gesicht: Schwellungen um die Augen oder allgemeine Gesichtsschwellung

Wer ist besonders gefährdet?

Ein erhöhtes Risiko besteht bei:

  • Erster Schwangerschaft
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Hypertonie (Bluthochdruck) oder Nierenerkrankungen vor der Schwangerschaft
  • Diabetes mellitus
  • Starkem Übergewicht
  • Präeklampsie in der Familie (Mutter, Schwester)

Vorbeugung – was hilft wirklich?

Die Entstehung einer Schwangerschaftsgestose (Präeklampsie) hängt in erster Linie mit biologischen Prozessen in der Plazenta (Mutterkuchen) zusammen, die eine Schwangere nicht direkt beeinflussen kann. So gibt es keine spezielle „Gestose-Diät“ und auch ältere Empfehlungen wie „Obst-Reis-Tage“ oder salzarme Kost sind nach heutigem Wissen nicht wirksam. Es gibt aber Faktoren und Maßnahmen, die das Risiko senken können, insbesondere bei Frauen mit erhöhtem Risiko:

Bewährte Maßnahmen sind folgende:

  • Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS): Frauen mit erhöhtem Risiko können nach ärztlicher Empfehlung ab der 12.-16. Schwangerschaftswoche eine niedrige Dosis ASS einnehmen. Studien zeigen, dass dies das Risiko für schwere Verläufe senken kann [3].
  • Calcium: Bei Frauen mit geringer Calciumaufnahme kann eine zusätzliche Zufuhr (z. B. über Milchprodukte oder Nahrungsergänzung) das Risiko verringern [4].
  • Ausgewogene Ernährung: viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Milchprodukte, Fisch, mageres Fleisch
  • Regelmäßige Bewegung: Spaziergänge oder leichtes Training können Blutdruck und Kreislauf positiv beeinflussen.
  • Ausreichend trinken und regelmäßige, kleinere Mahlzeiten

Behandlung

Die einzige „Heilung“ ist letztlich die Geburt des Kindes. Ziel der Behandlung ist es daher, Mutter und Kind möglichst lange zu stabilisieren, ohne ein Risiko einzugehen [1, 2]. Dazu gehören:

  • Blutdrucksenkende Medikamente (z. B. Methyldopa, Labetalol, Nifedipin)
  • Engmaschige Kontrollen von Blutdruck, Urin und Blutwerten
  • Überwachung des Kindes mit Ultraschall und CTG (Wehenschreiber)
  • In schweren Fällen stationäre Behandlung und Entbindung

Fazit

Die Schwangerschaftsgestose ist eine ernste Erkrankung, die aber bei rechtzeitiger Erkennung und Behandlung gut kontrolliert werden kann. Vorsorgeuntersuchungen, eine gesunde Lebensweise und das Beachten von Warnsignalen sind die beste Sicherheit für Mutter und Kind.

Literatur

  1. Magee LA, Pels A, Helewa M, Rey E, von Dadelszen P; ISSHP: The 2021 ISSHP classification, diagnosis & management recommendations for hypertensive disorders of pregnancy. Pregnancy Hypertens. 2022;27:148-169. doi.org/10.1016/j.preghy.2021.09.008.
  2. ACOG Practice Bulletin No. 222: Gestational Hypertension and Preeclampsia. Obstet Gynecol. 2020;135(6):e237-e260. doi.org/10.1097/AOG.0000000000003891.
  3. Rolnik DL, Wright D, Poon LC et al.: Aspirin versus placebo in pregnancies at high risk for preterm preeclampsia (ASPRE). N Engl J Med. 2017;377:613-622. doi.org/10.1056/NEJMoa1704559.
  4. Wright D, Poon LC: Calcium supplementation for the prevention of pre-eclampsia: sensitivity analysis of Cochrane data. BJOG. 2024;131(8):1400-1405. doi.org/10.1111/1471-0528.17769.