Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft – Tipps zur Linderung

Übelkeit und Erbrechen gehören zu den häufigsten Beschwerden der Frühschwangerschaft. Etwa 50-80 % aller Schwangeren sind davon betroffen, meist zwischen der 6. und 14. Schwangerschaftswoche [1]. Umgangssprachlich wird oft von „morgendlicher Übelkeit“ gesprochen, doch die Symptome können zu jeder Tageszeit auftreten. Ursache ist vor allem der rasche Anstieg von Schwangerschaftshormonen wie humane Choriongonadotropin (hCG) und Östrogen.

Ursachen von Schwangerschaftsübelkeit

  • Hormonelle Veränderungen: Besonders das hCG (humanes Choriongonadotropin; Schwangerschaftshorm) erreicht in der Frühschwangerschaft hohe Konzentrationen und steht in engem Zusammenhang mit Übelkeit.
  • Veränderungen des Stoffwechsels: Anpassungen des Zucker- und Fettstoffwechsels können die Beschwerden verstärken.
  • Individuelle Empfindlichkeit: Frauen mit empfindlichem Geruchssinn oder Magen-Darm-Erkrankungen berichten häufiger von Übelkeit.

Ernährungstipps bei Schwangerschaftsübelkeit

Eine Anpassung der Ernährung kann die Beschwerden deutlich lindern:

  • Häufige kleine Mahlzeiten statt weniger großer Portionen
  • Gestaffeltes Frühstück: Ein kleiner Snack direkt nach dem Aufstehen, dann ein reguläres Frühstück und später eine Zwischenmahlzeit.
  • Flüssigkeitsaufnahme zwischen den Mahlzeiten, da Getränke während des Essens Beschwerden verstärken können
  • Langsames, bewusstes Essen mit leichten, abwechslungsreichen Mahlzeiten

Nach ein bis zwei Wochen bessern sich die Beschwerden bei vielen Frauen spürbar.

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Geeignete und zu meidende Lebensmittel

Empfohlen wird eine leichte Vollkost. Verzichten sollten Schwangere erfahrungsgemäß auf:

  • voluminöse oder fettreiche Speisen
  • Hülsenfrüchte und blähendes Gemüse (z. B. Weißkohl, Sauerkraut, Lauch, Zwiebeln)
  • rohes Stein- und Kernobst
  • frisches Brot, Vollkornbrot und hart gekochte Eier
  • kohlensäurehaltige Getränke
  • frittierte, panierte, geräucherte, stark gewürzte oder sehr süße Speisen
  • zu heiße oder zu kalte Lebensmittel

Hausmittel und pflanzliche Unterstützung

  • Ingwer: Studien zeigen, dass Ingwer (als Tee, Gewürz oder in Kapseln) Übelkeit deutlich lindern kann [2].
  • Kräutertees mit Fenchel, Kamille, Pfefferminze oder Kümmel beruhigen den Magen-Darm-Trakt.
  • Snack am Bett: Ein Cracker oder Zwieback vor dem Aufstehen kann die morgendliche Übelkeit abmildern.
  • Proteinhaltige Zwischenmahlzeiten (z. B. Joghurt, Käse, Nüsse) stabilisieren den Blutzuckerspiegel.

Medizinische und ergänzende Maßnahmen

  • Vitamin B6 (Pyridoxin): In niedriger Dosierung (10-25 mg, 2-3 mal täglich) gilt Vitamin B6 als wirksam und sicher in der Schwangerschaft [1].
  • Akupressur: Druck auf den P6-Punkt am Handgelenk („Neiguan“) kann die Symptome lindern.
  • Stressmanagement: Entspannungsübungen, Atemtechniken oder sanftes Yoga wirken unterstützend.
  • Elektrolytausgleich: Bei häufigem Erbrechen helfen klare Brühe oder Elektrolytgetränke gegen Flüssigkeits- und Mineralstoffverluste.

Wann ärztliche Hilfe nötig ist

In seltenen Fällen kommt es zu einer Hyperemesis gravidarum, einer besonders starken Form von Schwangerschaftsübelkeit. Warnzeichen sind:

  • Erbrechen über mehrere Tage hinweg
  • Gewichtsverlust von mehr als 5 % des Körpergewichts
  • Anzeichen von Dehydration (trockene Lippen, Schwindel, kaum Urinproduktion)

Hier ist eine ärztliche Behandlung notwendig, um Komplikationen zu vermeiden.

Literatur

  1. Matthews A, Dowswell T, Haas DM, Doyle M, O’Mathúna DP. Interventions for nausea and vomiting in early pregnancy. Cochrane Database Syst Rev. 2015;(9):CD007575. doi:10.1002/14651858.CD007575.pub4.
  2. Thomson M, Corbin R, Leung L: Effects of ginger for nausea and vomiting in early pregnancy: a meta-analysis. Meta-Analysis J Am Board Fam Med. 2014 Jan-Feb;27(1):115-22. doi: 10.3122/jabfm.2014.01.130167.