Plötzlich weniger Kindsbewegungen in der Schwangerschaft – wann zum Arzt

Kindsbewegungen gehören zu den wichtigsten Indikatoren für das Wohlbefinden eines ungeborenen Kindes. Schwangere entwickeln im Verlauf der Schwangerschaft meist ein gutes Gefühl dafür, wie häufig und stark ihr Kind aktiv ist. Ein plötzliches Nachlassen dieser Bewegungen kann jedoch ein ernstes Alarmsignal darstellen und sollte niemals ignoriert werden.

Bedeutung der Kindsbewegungen

Kindsbewegungen spiegeln die Aktivität und den Gesundheitszustand des Fötus wider. Veränderungen können durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden: Ruhephasen des Kindes, die Lage der Plazenta (Mutterkuchen) oder die Aktivität der Mutter. Während solche Schwankungen oft harmlos sind, können sie in manchen Fällen auf eine akute Gefährdung des Kindes hinweisen, etwa durch eine unzureichende Sauerstoffversorgung [1].

Mögliche Ursachen für nachlassende Kindsbewegungen

  • Nabelschnurkomplikationen: Umschlingungen, Knoten oder Einklemmungen können die Blutzufuhr und Sauerstoffversorgung gefährden.
  • Plazentainsuffizienz (Mutterkuchenschwäche): Eine eingeschränkte Funktion der Plazenta reduziert die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen.
  • Mütterliche Grunderkrankungen: Diabetes mellitus oder Schilddrüsenerkrankungen können das Risiko fetaler Komplikationen erhöhen [1].
  • Infektionen und Bluthochdruckerkrankungen: Sie wirken sich ungünstig auf die uteroplazentare Perfusion (Blutversorgung des Kindes über die Plazenta) aus.

Handlungsempfehlungen für Schwangere

Die Beobachtung der Kindsbewegungen gehört zu den wichtigsten Selbstkontrollen in der späten Schwangerschaft. Folgende Punkte sind dabei zentral:

  • Zählmethode: Werden weniger als sechs Bewegungen innerhalb von zwei Stunden gespürt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden [2].
  • Zeitfenster: Kindsbewegungen sind besonders abends nach Mahlzeiten und in Ruhephasen gut wahrnehmbar.
  • Sofort handeln: Bei plötzlich deutlich verringerten oder fehlenden Bewegungen ist eine umgehende Vorstellung in der Klinik erforderlich.

Diagnostische Maßnahmen in der Klinik

  • Kardiotokographie (CTG (Wehenschreiber)/Non-Stress-Test): Prüfung der Herzfrequenzvariabilität
  • Sonographie und Dopplersonographie: Beurteilung von Fruchtwassermenge, kindlicher Aktivität und Blutfluss in Nabelschnur und Plazenta
  • Weitere Kontrollen: Bei Verdacht auf Risikokonstellationen ggf. stationäre Überwachung oder sofortige Entbindung

Risikofaktoren

Schwangere mit folgenden Bedingungen sollten besonders aufmerksam sein:

  • Präeklampsie ("Schwangerschaftsvergiftung") oder Schwangerschaftshypertonie (schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck)
  • Diabetes mellitus
  • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Vorangegangene intrauterine Wachstumsretardierung
  • Mehrlingsschwangerschaft

Bei diesen Risikogruppen kann eine engmaschige Kontrolle sinnvoll sein.

Fazit

Plötzlich nachlassende Kindsbewegungen sind ein ernst zu nehmendes Symptom. Da selbst moderne Ultraschallverfahren nicht alle Nabelschnur- oder Plazentakomplikationen erfassen, bleibt die Wahrnehmung der Schwangeren ein zentrales Element der Überwachung. Eine sofortige Abklärung kann entscheidend für das Überleben und die Gesundheit des Kindes sein.

Literatur

  1. Ferraro ZM, Shah PS, Park AL et al.: Cord entrapment in a footling breech presentation with decreased fetal movements. CMAJ. 2023;195(46):E1577-E1579. doi:10.1503/cmaj.221264.
  2. Mangesi L, Hofmeyr GJ, Smith V et al.: Fetal movement counting for assessment of fetal wellbeing. Cochrane Database Syst Rev. 2022;2022(4):CD004909. doi:10.1002/14651858.CD004909.pub3.