Harter Bauch in der Schwangerschaft – so unterscheiden sich Übungswehen von echten Wehen

Schon ab der Mitte der Schwangerschaft berichten viele Frauen von einem „harten Bauch“ oder einem leichten Ziehen im Unterleib. Dabei handelt es sich häufig um Braxton-Hicks-Kontraktionen, auch bekannt als Übungswehen. Sie gehören zu den normalen körperlichen Anpassungsprozessen in der Schwangerschaft, unterscheiden sich aber in Intensität, Häufigkeit und Bedeutung von den echten Geburtswehen. Für Schwangere ist es wichtig, diese Unterschiede zu kennen, um Sicherheit im Alltag zu gewinnen.

Was sind Braxton-Hicks-Kontraktionen?

Braxton-Hicks-Kontraktionen sind unregelmäßige, meist schmerzfreie Kontraktionen der Gebärmutter, die ab etwa der 20. Schwangerschaftswoche auftreten können. Sie wurden erstmals 1872 vom englischen Arzt John Braxton Hicks beschrieben. Sie sind ein Zeichen für die zunehmende Aktivität der Uterusmuskulatur und tragen zur Durchblutung der Plazenta (Mutterkuchen) sowie zur Vorbereitung des Muttermundes auf die Geburt bei. Im Gegensatz zu echten Wehen führen sie nicht zur Eröffnung des Muttermundes.

Typische Merkmale von Übungswehen

  • Unregelmäßigkeit: Sie treten unvorhersehbar auf, nicht in festen Abständen.
  • Schmerzcharakter: Meist nur als Spannungsgefühl oder leichter Druck empfunden, selten schmerzhaft.
  • Dauer: kurz anhaltend, in der Regel 30-60 Sekunden
  • Lokalisation: Betroffen ist eher der vordere Uterusbereich; echte Wehen ziehen oft vom Rücken nach vorne.
  • Rückbildung: Sie verschwinden häufig durch Ruhe, Lagewechsel oder Wärme (z. B. ein warmes Bad).

Abgrenzung zu vorzeitigen Wehen

Vorzeitige Wehen können schon vor der 37. Schwangerschaftswoche auftreten und bergen das Risiko einer Frühgeburt. Hier ist besondere Wachsamkeit geboten. Warnsignale, die eine ärztliche Abklärung erfordern:

  • Kontraktionen in regelmäßigen Abständen (z. B. alle 5-10 Minuten über mehr als 1 Stunde)
  • Schmerzhafte Kontraktionen, die in Rücken und Unterbauch ausstrahlen
  • Begleitende Symptome wie Blutungen, Ausfluss von Fruchtwasser oder Druck nach unten

Praktische Tipps für Schwangere

  • Ruhe bewahren: Übungswehen sind normal und kein Grund zur Sorge.
  • Selbstbeobachtung: Ein Wehentagebuch kann helfen, Häufigkeit und Intensität einzuschätzen.
  • Körperliche Entlastung: Viel Flüssigkeit, Pausen im Alltag und Vermeidung von Überlastung reduzieren die Häufigkeit.
  • Wärme: Ein warmes Bad oder eine Wärmflasche entspannen die Muskulatur.
  • Wann zum Arzt? Wenn Kontraktionen regelmäßig, schmerzhaft, mit Blutungen oder Fruchtwasserabgang verbunden sind.

Fazit

Braxton-Hicks-Kontraktionen sind ein normaler Bestandteil der Schwangerschaft. Sie signalisieren die Aktivität der Gebärmutter, sind jedoch harmlos und unterscheiden sich klar von Geburtswehen. Für Schwangere bedeutet das: Selbstbeobachtung und Ruhe – aber auch rechtzeitige ärztliche Abklärung bei verdächtigen Symptomen. Für Ärztinnen und Ärzte bleibt die Differenzialdiagnose zwischen Übungswehen und pathologischen Kontraktionen ein wichtiger Bestandteil der geburtsmedizinischen Betreuung.

Literatur

  1. Norwitz ER, Robinson JN, Challis JR: The control of labor. N Engl J Med. 1999;341(9):660-666. doi: 10.1056/NEJM199908263410906.
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