Nasenbluten während der Schwangerschaft – harmlose Schleimhautveränderung oder Warnsignal?

Nasenbluten (Epistaxis) ist in der Schwangerschaft ein häufiges, meist harmloses Symptom. Etwa 20-30 % aller Schwangeren berichten im Verlauf der Schwangerschaft über gelegentliche Blutungen aus der Nase [1, 2]. Ursache sind vor allem hormonelle Veränderungen, die zu einer gesteigerten Durchblutung und erhöhten Fragilität (erhöhter Empfindlichkeit) der Schleimhäute führen.

Ursachen

Während der Schwangerschaft nimmt das zirkulierende Blutvolumen um bis zu 40-50 % zu. Gleichzeitig bewirken erhöhte Östrogen- und Progesteronspiegel eine Hyperämie (verstärkte Durchblutung), Ödembildung (Wassereinlagerungen) und erhöhte Gefäßpermeabilität (Durchlässigkeit der Blutgefäße) in der Nasenschleimhaut. Besonders betroffen ist der Locus Kiesselbachii. Das ist ein besonders empfindliches Gefäßgebiet mit vielen kleinen Adern vorn in der Nase, die leicht reißen und bluten können.

Begünstigende Faktoren sind:

  • trockene Raumluft (Heizung, Klimaanlagen)
  • Infekte der oberen Atemwege
  • mechanische Reize durch kräftiges Naseputzen oder Niesen
  • erhöhter Blutdruck im Rahmen von Schwangerschaftserkrankungen

Klinische Einordnung

Die Blutungen sind in der Regel selbstlimitierend und dauern nur wenige Minuten. Sie treten gehäuft im zweiten und dritten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) auf. Differentialdiagnostisch müssen schwerwiegendere Ursachen berücksichtigt werden:

  • Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen – z. B. Präeklampsie, auch „Schwangerschaftsvergiftung“ genannt (Hypertonie (Bluthochdruck), Proteinurie (Eiweiß im Urin), Ödembildung (Wasseransammlung))
  • Gerinnungsstörungen
  • Raumforderungen der Nasenschleimhaut (z. B. Polypen, Angiome)

Praktische Tipps zur Vorbeugung und Linderung

  • Raumluft befeuchten: durch Luftbefeuchter oder feuchte Tücher
  • Nasensalben oder -öle: z. B. Panthenol oder neutrale Salben zur Schleimhautregeneration
  • Schonendes Naseputzen: Vermeidung von mechanischen Traumata
  • Ausreichend Flüssigkeit: unterstützt die Schleimhautfunktion
  • Drucktechnik bei akuter Blutung: 5-10 Minuten Druck auf die vorderen Nasenflügel stillen die Blutung in den meisten Fällen.

Wann ärztliche Abklärung erforderlich ist

Eine ärztliche Untersuchung ist angezeigt, wenn:

  • Blutungen sehr stark, rezidivierend (wiederkehrend) oder therapieresistent sind,
  • Zusätzliche Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Hypertonie auftreten,
  • Gerinnungsstörung bekannt ist oder vermutet wird.

Prävention

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen sollten Schwangere auf die Häufigkeit von Nasenbluten hingewiesen und über einfache Maßnahmen zur Linderung informiert werden. Auch wenn Epistaxis in der Schwangerschaft überwiegend harmlos ist, gibt es Hinweise, dass sie mit einem leicht erhöhten Risiko für postpartale Blutungen assoziiert sein kann [2].

Literatur

  1. Ellegård E, Karlsson G: Nasal congestion during pregnancy. Clin Otolaryngol Allied Sci. 1999;24(4):307-311. doi: 10.1046/j.1365-2273.1999.00264.x.
  2. Dugan-Kim M, Connell J, Powers RW, Galan HL: Epistaxis of pregnancy and association with postpartum hemorrhage. Obstet Gynecol. 2009;114(6):1322-1325. doi: 10.1097/AOG.0b013e3181bea830.