Hämorrhoiden in der Schwangerschaft: Was hilft wirklich?
Hämorrhoiden sind in der Schwangerschaft ein häufiges, aber oft tabuisiertes Problem. Etwa 25-40 % aller Schwangeren sind betroffen, vor allem im zweiten und dritten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) [2, 3]. Sie entstehen durch das Zusammenwirken mechanischer, hormoneller und lebensstilbedingter Faktoren. Auch während der Geburt, insbesondere durch starkes Pressen, können Hämorrhoiden neu auftreten oder sich verstärken.
Ursachen und Risikofaktoren
- Mechanischer Druck: Die wachsende Gebärmutter übt Druck auf die Beckenvenen aus und behindert den Blutabfluss.
- Hormonelle Veränderungen: Progesteron führt zu einer Entspannung der Gefäßmuskulatur und begünstigt die Erweiterung der Venen.
- Obstipation (Verstopfung): Häufig während der Schwangerschaft; das Pressen beim Stuhlgang steigert den Druck im Analbereich [5].
- Bewegungsmangel: Längeres Sitzen oder Stehen verstärkt den venösen Rückstau.
- Geburtsphase: Starkes Pressen während der Austreibungsphase lässt Hämorrhoiden oft erstmals auftreten.
Risikofaktoren sind zusätzlich frühere Hämorrhoidalleiden, ein höheres Geburtsgewicht des Kindes und langes Pressen bei der Entbindung [3].
Vorbeugung von Hämorrhoiden in der Schwangerschaft
Bedeutsam sind Maßnahmen zur Regulierung der Verdauung und zur Schonung der Analregion:
- Ballaststoffreiche Ernährung: Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte fördern einen weichen Stuhl.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Täglich 1,5-2 Liter Wasser oder ungesüßter Tee.
- Regelmäßige Bewegung: Spaziergänge oder leichte Gymnastik regen die Darmtätigkeit an.
- Richtige Toilettengewohnheiten: Nicht pressen, nicht zu lange sitzen; eine Fußbank unterstützt eine physiologisch günstigere Hockposition.
- Positionswechsel im Alltag: Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Liegen; Füße gelegentlich hochlegen.
- Schweres Heben vermeiden: Keine Lasten über fünf Kilogramm.
Eine randomisierte Multicenter-Studie konnte zeigen, dass strukturiertes Ernährungs- und Verhaltenstraining das Auftreten von Hämorrhoiden in der Schwangerschaft signifikant reduziert [2].
Behandlungsmöglichkeiten bei Beschwerden
Treten Hämorrhoiden trotz Vorbeugung auf, lassen sich die Beschwerden mit einfachen Maßnahmen oft lindern:
- Sitzbäder: Mehrmals täglich in warmem Wasser zur Schmerzlinderung und Entspannung des Schließmuskels.
- Analhygiene:
- Grobe Säuberung mit unbehandeltem Toilettenpapier (gefärbtes Toilettenpapier enthält Farbstoffe, die möglicherweise zu einer Allergie führen können)
- Sorgfältige Reinigung mit angenehm temperiertem Wasser ohne Verwendung von Seife (über einem Bidet bzw. unter der Dusche; für unterwegs Verwendung von Einmalwaschlappen für Babys)
- Trockentupfen/Föhnen
- Beachte: Feuchttücher oder Intimsprays vermeiden, da sie Konservierungs- und Duftstoffe enthalten können, die Allergien oder Ekzeme auslösen [4].
- Lokale Pflege: Bei Hautreizungen kann eine Zinkpaste eingesetzt werden.
- Weicher Stuhl: Ballaststoffreiche Kost, Quellstoffe wie Flohsamenschalen oder – nach ärztlicher Rücksprache – milde Stuhlweichmacher gelten in der Schwangerschaft als sicher [5].
- Schonung der Analregion: Kein langes Sitzen, kein starkes Pressen, keine aggressiven Reinigungsmittel.
Bei häufigem Bluten, starken Schmerzen oder ausgeprägten Knoten sollte ein Proktologe oder Gastroenterologe hinzugezogen werden. Operative Verfahren werden in der Regel erst nach der Schwangerschaft erwogen [1].
Fazit
Hämorrhoiden in der Schwangerschaft sind zwar unangenehm, stellen aber in den allermeisten Fällen keine Gefahr für Mutter oder Kind dar. Nach der Geburt bilden sie sich häufig spontan zurück [1, 3]. Eine frühzeitige Prävention verbessert die Lebensqualität deutlich und reduziert das Risiko für ein Wiederauftreten im Wochenbett.
Literatur
- Hawkins AT, Davis BR, Bhama AR et al.: The American Society of Colon and Rectal Surgeons Clinical Practice Guidelines for the Management of Hemorrhoids. Dis Colon Rectum. 2024;67(5):614-623. doi: 10.1097/DCR.0000000000003276.
- Poskus T, Sabonyte-Balsaitiene Z, Jakubauskiene L et al.: Preventing hemorrhoids during pregnancy: a multicenter, randomized clinical trial. BMC Pregnancy Childbirth. 2022;22:374. doi: 10.1186/s12884-022-04688-x.
- D’Alfonso A, Petrillo R, Chiericozzi M et al.: Haemorrhoidal disease in pregnancy: results from a self-assessment questionnaire. BMC Gastroenterol. 2024;24:32. doi: 10.1186/s12876-024-03228-5.
Bužinskienė D, Sabonytė-Balšaitienė Ž, Poškus T: Perianal diseases in pregnancy and after childbirth: frequency, risk factors, impact on women’s quality of life and treatment methods. Front Surg. 2022;9:788823. doi: 10.3389/fsurg.2022.788823. - Warshaw EM, Kimyon RS, Silverberg JI et al.: Evaluation of Patch Test Findings in Patients With Anogenital Dermatitis. JAMA Dermatol. 2020;156(1):85-91. doi: 10.1001/jamadermatol.2019.3844.
- Rao SSC, Qureshi WA, Yan Y, Johnson DA: Constipation, Hemorrhoids, and Anorectal Disorders in Pregnancy. Am J Gastroenterol. 2022;117(10S):16-25. doi: 10.14309/ajg.0000000000001962.