Verstopfung in der Schwangerschaft – vorbeugen und behandeln

Obstipation (Verstopfung) gehört zu den häufigsten Begleiterscheinungen der Schwangerschaft – etwa ein Drittel aller Schwangeren ist betroffen. Die Ursache liegt meist in einer Kombination aus hormonellen Veränderungen, veränderten Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten sowie der Einnahme bestimmter Medikamente wie Eisenpräparate.

Das Hormon Progesteron entspannt die Muskulatur im Körper, damit sich die Gebärmutter gut entwickeln kann. Gleichzeitig wird dadurch aber auch die Bewegung des Darms träger. Zusätzlich übt die wachsende Gebärmutter Druck auf den Darm aus, was die Passage weiter verlangsamt.

Risikofaktoren

Bestimmte Umstände machen das Auftreten von Verstopfung in der Schwangerschaft wahrscheinlicher:

  • Ballaststoffarme Ernährung: Wer nur wenig Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte isst, hat ein höheres Risiko.
  • Zu wenig Flüssigkeit: Ballaststoffe benötigen ausreichend Wasser, um im Darm aufquellen zu können.
  • Wenig Bewegung: Bewegungsmangel führt zu einer verlangsamten Darmtätigkeit.
  • Medikamente: Vor allem Eisenpräparate, die in der Schwangerschaft häufig verordnet werden, können eine Verstopfung verstärken.
  • Vorerfahrungen: Wer schon vor der Schwangerschaft zu Verstopfung neigte, ist häufiger betroffen.

Vorbeugung – was im Alltag wirklich hilft

  • Ernährung umstellen
    • Eine ballaststoffreiche Ernährung ist die wichtigste Maßnahme. Empfohlen sind 25-30 g Ballaststoffe pro Tag. Gute Quellen sind Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst (möglichst mit Schale) und Nüsse.
    • Da eine plötzliche Umstellung auf ballaststoffreiche Kost Blähungen verursachen kann, ist es sinnvoll, die Menge langsam zu steigern – beispielsweise zuerst mehr Obst und Gemüse einbauen, dann Weißbrot durch Vollkornprodukte ersetzen.
  • Flüssigkeit nicht vergessen
    • Ballaststoffe wirken nur zusammen mit ausreichend Flüssigkeit. Schwangeren wird geraten, 2-2,5 Liter pro Tag zu trinken, bei Hitze oder mehr Bewegung auch mehr. Geeignet sind Mineralwasser, ungesüßte Kräutertees und verdünnte Säfte.
    • Ein Beispiel: Schon ein bis zwei Esslöffel Weizenkleie binden das Vier- bis Fünffache ihres Gewichts an Wasser. Wer Kleie einsetzt, sollte deshalb gleichzeitig etwa ¼ Liter Wasser trinken.
  • Bewegung in den Alltag integrieren
    • Bewegung hält nicht nur fit, sondern bringt auch den Darm in Schwung. Schon 20-30 Minuten tägliches Spazierengehen können viel bewirken. Auch Schwimmen oder Schwangerschaftsgymnastik sind gut geeignet – sofern keine ärztlichen Einwände bestehen.
  • Feste Gewohnheiten schaffen
    • Ein geregelter Toilettenrhythmus unterstützt die Darmfunktion. Viele Schwangere profitieren davon, sich morgens nach dem Frühstück bewusst Zeit für den Toilettengang zu nehmen. Ein kleiner Fußschemel, der die Knie etwas höher lagern lässt, kann zusätzlich helfen, den Stuhl leichter zu entleeren.

Praktische Alltagstipps

  • Morgens ein Glas lauwarmes Wasser oder frisch gepressten Orangensaft trinken
  • Bauchmassage im Uhrzeigersinn durchführen
  • Täglich ein Müsli mit Getreideflocken, Joghurt oder Kefir essen
  • Eingeweichte Backpflaumen oder Sauerkraut als „natürliche Hilfe“ nutzen
  • Den Darm trainieren, indem möglichst immer zur gleichen Zeit der Toilettengang erfolgt

Ballaststoffreiche Lebensmittel – wie 30 g pro Tag erreichbar sind

Lebensmittel (Portion)

Ballaststoffgehalt

2 Scheiben Vollkornbrot (ca. 100 g) ca. 6 g
1 Apfel mit Schale (150 g) ca. 4 g
1 Portion Linsen gekocht (200 g) ca. 16 g
1 Handvoll Nüsse (30 g) ca. 3-4 g
1 Portion Brokkoli gekocht (200 g) ca. 6 g
3 Esslöffel Haferflocken (40 g) ca. 4 g
2 Esslöffel Leinsamen geschrotet (20 g) ca. 7 g

Beispiel:
Ein Frühstück mit Haferflocken (4 g) und Leinsamen (7 g), mittags Linsen (16 g) und abends zwei Scheiben Vollkornbrot (6 g) ergeben bereits über 30 g Ballaststoffe – das Tagesziel ist damit erreicht.

Behandlung – was tun, wenn die Umstellung nicht reicht?

  • Ballaststoffpräparate
    • Wenn die Ernährung allein nicht ausreicht, können Flohsamenschalen oder Leinsamen sinnvoll sein. Wichtig ist auch hier eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
  • Medikamente – mit Vorsicht und ärztlicher Rücksprache
    • Manchmal helfen Ernährungsumstellung und Bewegung nicht ausreichend. Dann können Abführmittel eingesetzt werden, die in der Schwangerschaft als sicher gelten:
  • Macrogol (Polyethylenglykol): wirkt zuverlässig, wird kaum vom Körper aufgenommen und gilt als erste Wahl
    • Lactulose: ebenfalls sicher, allerdings kommt es häufiger zu Blähungen
    • Andere Mittel wie stimulierende Abführmittel (z. B. Bisacodyl oder Sennesblätter) sollten nur kurzfristig und nach Rücksprache eingesetzt werden, da sie Bauchkrämpfe auslösen können. Rizinusöl ist in der Schwangerschaft tabu, da es Wehen auslösen kann.
  • Kurzfristige Hilfen
    • Auch Glycerinzäpfchen können gelegentlich eingesetzt werden, wenn ein schneller Effekt notwendig ist.

Wann ärztliche Hilfe wichtig ist

Bei folgenden Anzeichen sollte unbedingt Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt erfolgen:

  • Blut im Stuhl
  • Starke Bauchschmerzen oder Krämpfe
  • Fieber, Übelkeit oder Erbrechen
  • Fehlende Besserung trotz Umstellung von Ernährung und Lebensstil

Fazit

Verstopfung ist in der Schwangerschaft zwar häufig, lässt sich aber durch Ernährung, Flüssigkeit, Bewegung und einfache Alltagstipps in den meisten Fällen gut in den Griff bekommen. Wenn zusätzlich Medikamente nötig sind, stehen mit Macrogol und Lactulose sichere Optionen zur Verfügung. Wichtig ist, keine Abführmittel auf eigene Faust einzunehmen, sondern bei Bedarf ärztlichen Rat einzuholen.

Literatur

  1. Salari N, Mohamadi S, Hemmati M et al.: Global prevalence of constipation during pregnancy: a systematic review and meta-analysis. BMC Pregnancy Childbirth. 2024;24:836. doi: 10.1186/s12884-024-07057-y.
  2. Reijonen P, Alho A, Sirkka A, Isolauri E, Lagström H: Association of dietary fiber, liquid intake and lifestyle characteristics with gastrointestinal symptoms and pregnancy outcome. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol X. 2022;15:100168. doi: 10.1016/j.eurox.2022.100168.
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