Wachstumsverzögerung beim Baby in der Schwangerschaft – Ursachen, Risiken und Behandlung

Eine Wachstumsverzögerung bezeichnet eine verlangsamte Entwicklung des ungeborenen Kindes im Mutterleib. Sie gehört zu den wichtigen Schwangerschaftskomplikationen, da sie mit einer erhöhten Morbidität (Krankheitsanfälligkeit) und Mortalität (Sterblichkeit) des Kindes verbunden ist. Eine frühzeitige Erkennung und gezielte Betreuung sind daher entscheidend.

Wie eine Wachstumsverzögerung erkannt wird

Die moderne Ultraschalldiagnostik ermöglicht die präzise Vermessung des Kindes sowie eine Gewichtsschätzung. Zusätzlich wird die Funktion der Plazenta (Mutterkuchen), die die Nährstoff- und Sauerstoffversorgung des Kindes sicherstellt, überwacht. Dies geschieht über eine spezielle Ultraschalluntersuchung, die Flüssigkeitsströme (vor allem den Blutfluss) dynamisch darstellen kann. Sie misst bei der Schwangeren das Blutflussmuster in den Uterusarterien (Gebärmutterarterien) sowie die fetalen Blutflüsse in Arterien und Venen und kann so die fetale Versorgung/kindliche Versorgung abschätzen. Ergänzend erfolgen Blutanalysen und Hormonbestimmungen [1].

Formen der Wachstumsverzögerung

  • Symmetrische Wachstumsrestriktion: Das Baby ist insgesamt kleiner, meist durch frühe Ursachen wie genetische Faktoren oder Infektionen (z. B. Röteln, Cytomegalievirus).
  • Asymmetrische Wachstumsrestriktion: Kopf und Gehirn entwickeln sich relativ normal, während Bauchumfang und Gewicht zurückbleiben. Häufige Ursache ist eine Plazentainsuffizienz (Mutterkuchenschwäche) im späteren Schwangerschaftsverlauf.

Diese Differenzierung ist wichtig, da sich die Prognose unterscheidet. Bei einer asymmetrischen Wachstumsverzögerung bleibt das Gehirn weitestgehend geschützt.

Symptome einer Wachstumsverzögerung

Typische Hinweise können sein:

  • Geringe Gewichtszunahme der Schwangeren im Verlauf
  • Ein zu kleiner Bauchumfang im Vergleich zum Schwangerschaftsmonat
  • Weniger Kindsbewegungen

Jede Abweichung sollte ärztlich abgeklärt werden.

Risikofaktoren

Bestimmte Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer intrauterinen Wachstumsrestriktion:

  • Vorausgegangene Mangelgeburt (zu kleines und zu leichtes Neugeborenes)
  • Infektionen in der Schwangerschaft (z. B. Toxoplasmose, Cytomegalie, Röteln)
  • Chromosomenanomalien (z. B. Trisomie 18)
  • Schwangerschaftsgestose ("Schwangerschaftsvergiftung")
  • Blutungen im zweiten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel)
  • Vorzeitige Wehen
  • Rauchen, Alkohol und Drogenkonsum
  • Chronische Erkrankungen der Mutter wie Hypertonie (Bluthochdruck) oder Nierenerkrankungen
  • Plazentainsuffizienz (Schwäche des Mutterkuchens) [2]

Studien zeigen, dass bei etwa 60-70 % der Schwangeren mit fehlender Gewichtszunahme eine Wachstumsstörung des Kindes vorliegt. Das Risiko für eine Mangelentwicklung ist bei fehlender Gewichtszunahme der Schwangeren etwa dreifach erhöht [3].

Behandlung und Empfehlungen

Die Therapie richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Wachstumsverzögerung. Zentrale Maßnahmen sind:

  • Bettruhe, bevorzugt in Seitenlage: verbessert die Durchblutung der Plazenta
  • Vermeidung von Stressfaktoren: Psychosoziale Belastungen können das Risiko verstärken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen sind hilfreich.
  • Regelmäßige Kontrollen: Engmaschige Ultraschall- und Doppler-Untersuchungen sichern die Überwachung des kindlichen Wachstums.
  • Optimierte Ernährung: Schwangere sollten weder hungern noch dursten. Empfohlen ist eine ausgewogene, nährstoffreiche Kost mit Vollkornprodukten, frischem Obst und Gemüse, Eiweißquellen sowie ausreichender Flüssigkeitszufuhr.

Eine stationäre Überwachung kann notwendig werden, wenn die Wachstumsverzögerung ausgeprägt ist oder zusätzliche Komplikationen bestehen.

Prävention – was Schwangere beachten sollten

Nicht alle Ursachen sind vermeidbar, dennoch lässt sich das Risiko durch einen gesunden Lebensstil senken:

  • Ausgewogene Ernährung inklusive der Zufuhr von schwangerschaftsspezifischen Mikronährstoffen und Wirkstoffen (Folsäure, Jod, Eisen, Docosahexaensäure (DHA))
  • Regelmäßige Bewegung in der Schwangerschaft
  • Verzicht auf Nikotin, Alkohol und Drogen
  • Konsequente Behandlung von Grunderkrankungen wie Hypertonie (Bluthochdruck) oder Diabetes mellitus
  • Teilnahme an den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen

Prognose

Eine engmaschige Überwachung durch Dopplersonographie und CTG (Wehenschreiber) ist entscheidend. Bei Verschlechterung der kindlichen Versorgung kann eine Frühgeburtseinleitung oder ein Kaiserschnitt notwendig sein, um das Überleben des Kindes zu sichern. Langfristig haben viele Kinder bei rechtzeitiger Erkennung und Therapie eine gute Entwicklungschance.

Literatur

  1. Figueras F, Gratacós E: Update on the diagnosis and classification of fetal growth restriction and proposal of a stage-based management protocol. Fetal Diagn Ther. 2014;36(2):86-98. doi: 10.1159/000357592.
  2. Lees CC, Stampalija T, Baschat A, da Silva Costa F, Ferrazzi E, Figueras F et al.: ISUOG Practice Guidelines: diagnosis and management of small-for-gestational-age fetus and fetal growth restriction. Ultrasound Obstet Gynecol. 2020;56(2):298-312. doi: 10.1002/uog.22134.
  3. Gordijn SJ, Beune IM, Thilaganathan B, Papageorghiou A, Baschat AA, Baker PN et al.: Consensus definition of fetal growth restriction: a Delphi procedure. Ultrasound Obstet Gynecol. 2016;48(3):333-339. doi: 10.1002/uog.15884.