Blutfette in der Schwangerschaft: Warum Cholesterin und Triglyceride ansteigen

Während einer normalen Schwangerschaft steigen die Blutfette deutlich an:

  • Cholesterin nimmt um etwa 25-40 % zu.
  • Triglyceride steigen sogar um 100-200 %.

Dieser Anstieg geschieht unabhängig von der Ernährung – selbst bei fettarmer Kost. Es handelt sich also nicht um ein Krankheitszeichen, sondern um eine normale Anpassung des Körpers zur Versorgung des ungeborenen Kindes [1].

Ursachen des Anstiegs

  • Hormone: Vor allem Östrogene fördern in der Leber die Bildung von VLDL-Partikeln. Diese sind reich an Triglyceriden und lassen den Blutfettspiegel ansteigen.
  • Stoffwechselumstellung: Im späteren Verlauf der Schwangerschaft wird die Mutter insulinresistenter. Dadurch steht dem Kind mehr Glucose zur Verfügung, während die Mutter vermehrt Fette als Energiequelle nutzt [2].

Bedeutung für Mutter und Kind

  • Für gesunde Schwangere ist dieser Prozess kein Grund zur Sorge. Die erhöhten Blutfette sind eine natürliche Folge der Schwangerschaft und normalisieren sich nach der Geburt innerhalb weniger Wochen bis Monate wieder.

Wichtig ist aber: Frauen mit Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Übergewicht oder familiären Fettstoffwechselstörungen sollten engmaschiger ärztlich betreut werden. Bei sehr hohen Triglyceridwerten besteht ein Risiko für seltene, aber ernsthafte Komplikationen wie eine Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) [3].

Empfehlungen für den Alltag

  • Gesunde Fette bevorzugen:
    • Pflanzliche Öle (z. B. Raps-, Oliven- oder Leinöl), Nüsse und Samen liefern wertvolle ungesättigte Fettsäuren. Besonders empfehlenswert sind Omega-3-Fettsäuren aus fettreichem Seefisch (Lachs, Hering, Makrele) oder aus Algenöl. Sie unterstützen die Entwicklung von Gehirn und Augen des Kindes.
  • Tierische Fette reduzieren:
    • Wurst, fette Fleischsorten, Innereien und stark verarbeitete Fertigprodukte enthalten meist gesättigte Fette und Transfette, die den Fettstoffwechsel zusätzlich belasten können.
  • Ballaststoffreiche Ernährung:
    • Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst helfen, den Blutzucker stabil zu halten und wirken sich günstig auf den Cholesterinspiegel aus. Ballaststoffe fördern zudem die Verdauung, was in der Schwangerschaft häufig ein Thema ist.
  • Regelmäßige Mahlzeiten:
    • 4-5 kleinere Mahlzeiten am Tag halten den Blutzuckerspiegel stabil und verhindern Heißhungerattacken.
  • Zucker und Weißmehl einschränken:
    • Süßigkeiten, Limonaden und Weißbrot treiben Triglyceride eher in die Höhe. Besser sind komplexe Kohlenhydrate wie Haferflocken, Vollkornnudeln oder Naturreis.
  • Eiweiß bewusst wählen:
    • Bevorzugt mageres Fleisch, fettarme Milchprodukte, Eier sowie pflanzliche Eiweißquellen (Hülsenfrüchte, Tofu).
  • Alkoholverzicht:
    • Alkohol ist in der Schwangerschaft grundsätzlich tabu und verschlechtert zusätzlich den Fettstoffwechsel.
  • Ausreichend trinken:
    • Mindestens 1,5-2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee täglich, um den Stoffwechsel in Schwung zu halten und die Nieren zu entlasten.

Beispiel für den Alltag

  • Frühstück: Vollkornbrot mit Frischkäse und Gurkenscheiben + 1 Handvoll Nüsse
  • Mittagessen: Gegrillter Lachs mit Gemüse und Naturreis
  • Snack: Joghurt mit Beeren und Leinsamen
  • Abendessen: Bunte Gemüsesuppe mit Linsen oder Kichererbsen

Wichtig: Keine strengen Diäten durchführen. Sie verhindern den physiologischen Anstieg nicht und bergen eher das Risiko einer Unterversorgung.

Weitere Empfehlungen

  • Regelmäßige Bewegung: Moderate Aktivität stabilisiert den Stoffwechsel.
  • Arztkontrollen: Besonders sinnvoll, wenn Risikofaktoren vorliegen

Nach der Geburt

Die Blutfette normalisieren sich nach der Entbindung innerhalb von 3-6 Monaten. Stillen unterstützt diesen Prozess und wirkt sich positiv auf den Stoffwechsel von Mutter und Kind aus.

Literatur

  1. Mulder JWCM, Kusters DM, Roeters van Lennep JE, Hutten BA: Lipid metabolism during pregnancy: consequences for mother and child. Curr Opin Lipidol. 2024;35(3):133-140. doi: 10.1097/MOL.0000000000000927.
  2. Lewek J, Bielecka-Dąbrowa A, Toth PP, Banach M: Dyslipidaemia management in pregnant patients: a 2024 update. Eur Heart J Open. 2024;4(3):oeae032. doi: 10.1093/ehjopen/oeae032.
  3. Bashir MB, Navti OB, Ahmed B, Konje JC: Hyperlipidaemia and severe hypertriglyceridaemia in pregnancy. The Obstetrician & Gynaecologist. 2023;25(3):196-209. doi: 10.1111/tog.12887.