Schwangerschaft und Krampfadern – wirksam behandeln

Viele Schwangere bemerken im Verlauf ihrer Schwangerschaft, dass sich bläuliche, geschlängelte Venen an den Beinen oder im Bereich der Schamlippen zeigen. Diese sogenannten Varizen (Krampfadern) sind keine Seltenheit. Sie entstehen, weil während der Schwangerschaft mehrere Faktoren zusammenwirken:

  • Die wachsende Gebärmutter drückt auf die großen Blutgefäße im Becken und die untere Hohlvene (Vena cava inferior). Dadurch wird der Rückfluss des Blutes aus den Beinen erschwert.
  • Das Blutvolumen steigt in der Schwangerschaft um bis zu 40 %, um Mutter und Kind zu versorgen. Damit erhöht sich auch der Druck in den Venen.
  • Das Hormon Progesteron sorgt dafür, dass sich die Gefäßwände entspannen. Das ist zwar für die Schwangerschaft wichtig, führt aber dazu, dass die Venen leichter nachgeben und sich erweitern können [1].

Diese Veränderungen sind physiologisch, also ein normaler Teil der Schwangerschaft. Trotzdem können sie Beschwerden verursachen.

Wer hat ein erhöhtes Risiko?

Nicht jede Frau entwickelt Krampfadern. Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko:

  • Familiäre Veranlagung: Wenn Eltern oder Geschwister Krampfadern haben, ist das Risiko deutlich höher.
  • Mehrere Schwangerschaften oder höheres mütterliches Alter
  • Langes Stehen oder Sitzen, Bewegungsmangel oder Übergewicht
  • Frühere Venenerkrankungen oder bereits vorhandene Krampfadern

Wie äußern sich Krampfadern in der Schwangerschaft?

In vielen Fällen bleiben Krampfadern beschwerdefrei. Manche Frauen berichten jedoch über:

  • Schwere oder müde Beine, besonders abends
  • Schmerzen oder Spannungsgefühle in den Beinen
  • Ödeme (Schwellungen/Wassereinlagerungen) an Knöcheln und Unterschenkeln
  • Sichtbare, geschlängelte oder knotige Venen
  • In seltenen Fällen Thrombophlebitis (Entzündungen oberflächlicher Venen), die mit Schmerzen, Rötung und Überwärmung einhergeht [1].

Nach der Geburt bilden sich die meisten Krampfadern innerhalb einiger Wochen bis Monate wieder zurück. Manche bleiben allerdings bestehen.

Was kann ernst werden?

Die meisten Schwangerschaftsvarizen sind harmlos. Bei bestimmten Anzeichen sollte jedoch ärztlich abgeklärt werden, ob eine Thrombose vorliegt:

  • Einseitig stark geschwollene und schmerzhafte Beine
  • Plötzliche Atemnot, Brustschmerzen oder Herzrasen
  • Entzündete, harte, rote Venenstränge

In solchen Fällen ist sofortige medizinische Untersuchung notwendig [2].

Was können Schwangere selbst tun?

Einen sicheren Weg, Krampfadern komplett zu verhindern, gibt es nicht. Aber es gibt bewährte Maßnahmen, die Beschwerden lindern und das Fortschreiten verlangsamen können:

  • Bewegung: Tägliches Gehen (20-30 Minuten) hält die Wadenmuskelpumpe aktiv und unterstützt den Blutfluss. Auch Schwimmen ist ideal.
  • Positionswechsel: Langes Stehen oder Sitzen vermeiden. Wer viel sitzen muss, sollte regelmäßig die Füße kreisen lassen oder die Zehenspitzen anziehen.
  • Beine hochlegen: Mehrmals am Tag für einige Minuten – so fließt Blut leichter zum Herzen zurück.
  • Schlafposition: Die Seitenlage, vor allem die linke, entlastet die untere Hohlvene und verbessert die Durchblutung.
  • Kompressionsstrümpfe: Medizinische Stütz- oder Kompressionsstrümpfe lindern Schwellungen und das Gefühl schwerer Beine. Sie sollten morgens noch im Liegen angezogen werden. Bei stärkeren Beschwerden sind Maßanfertigungen empfehlenswert.
  • Keine einengende Kleidung: Enge Strümpfe oder Unterwäsche mit festen Gummibändern vermeiden, da sie den Blutfluss zusätzlich behindern.
  • Gesundes Gewicht: Eine Gewichtszunahme im empfohlenen Rahmen entlastet die Venen. Auch eine ballaststoffreiche Ernährung gegen Verstopfung hilft, da starkes Pressen beim Stuhlgang die Venen zusätzlich belastet.

Was passiert nach der Geburt?

Nach der Entbindung ziehen sich die Gefäße meist wieder zurück, und viele Krampfadern verschwinden innerhalb weniger Monate. Bleiben Krampfadern bestehen oder bereiten weiterhin Beschwerden, kann nach der Stillzeit über weitere Maßnahmen wie Sklerosierung oder operative Verfahren nachgedacht werden.

Literatur

  1. Taylor J, Hicks CW, Heller JA: The hemodynamic effects of pregnancy on the lower extremity venous system. J Vasc Surg Venous Lymphat Disord. 2018;6(2):246-255. doi:10.1016/j.jvsv.2017.08.001.
  2. Bates SM, Rajasekhar A, Middeldorp S et al.: ASH 2018 guidelines for management of venous thromboembolism: VTE in the context of pregnancy. Blood Adv. 2018;2(22):3317-3359. doi:10.1182/bloodadvances.2018024802.