Vaginaler Ausfluss während der Schwangerschaft: Veränderungen richtig deuten
Während einer Schwangerschaft verändert sich der Körper in vielerlei Hinsicht. Viele Frauen bemerken, dass der vaginale Ausfluss zunimmt. Dieser sogenannte Fluor vaginalis ist in den meisten Fällen eine normale Begleiterscheinung der hormonellen Umstellung. Durch den steigenden Östrogenspiegel wird die Durchblutung im Genitalbereich verstärkt, und die Vaginalschleimhaut produziert mehr Sekret. Der Ausfluss ist dabei überwiegend klar bis milchig-weiß, dünnflüssig bis leicht zäh und geruchlos oder nur schwach säuerlich. Diese vermehrte Sekretion erfüllt sogar eine wichtige Schutzfunktion: Sie unterstützt die gesunde Vaginalflora, senkt den pH-Wert und erschwert Krankheitserregern den Aufstieg in die Gebärmutter [4].
Wann der Ausfluss auffällig ist
Nicht immer ist der Ausfluss harmlos. Treten Veränderungen in Farbe, Geruch oder Konsistenz auf, kann dies ein Hinweis auf eine Infektion oder Komplikation sein. Alarmzeichen sind ein gelblich-grünlicher, schaumiger oder gräulicher Ausfluss, ein fischiger oder fauliger Geruch sowie begleitender Juckreiz, Brennen oder Schmerzen. Auch blutiger Ausfluss – außer in Form leichter Schmierblutungen zu Beginn der Schwangerschaft – oder ein plötzlicher, wässriger und anhaltender Abgang von Flüssigkeit sollten unbedingt ärztlich abgeklärt werden, da letzterer auf einen vorzeitigen Blasensprung hindeuten kann [1, 5].
Häufige Ursachen für pathologischen Ausfluss
- Vulvovaginale Candidose (Hefepilzinfektion): Typisch sind starker Juckreiz und ein weiß-bröckeliger, geruchloser Ausfluss. Behandelt wird in der Schwangerschaft bevorzugt lokal mit Clotrimazol oder ähnlichen Präparaten. Orale Antimykotika wie Fluconazol sind kontraindiziert [2].
- Bakterielle Vaginose (Scheideninfektion): Sie äußert sich durch dünnflüssigen, gräulich-weißen Ausfluss mit fischigem Geruch. In der Schwangerschaft ist eine Behandlung wichtig, da ein Zusammenhang mit Frühgeburt und vorzeitigem Blasensprung besteht. Eingesetzt werden Metronidazol oder Clindamycin [1].
- Trichomoniasis: Diese sexuell übertragbare Infektion führt zu gelblich-grünem, schaumigem Ausfluss. Sie wird mit Metronidazol behandelt, wobei auch der Partner mitbehandelt werden sollte [3].
- Vorzeitiger Blasensprung: Ein plötzlich auftretender, wässriger Ausfluss kann auf einen Riss der Fruchtblase hindeuten und erfordert sofortige ärztliche Abklärung [5].
Diagnostische Möglichkeiten
Bei auffälligem Ausfluss sollten Anamnese und körperliche Untersuchung immer durch einfache Tests ergänzt werden. Dazu gehören die Messung des Vaginal-pH, eine mikroskopische Untersuchung und ggf. Abstriche zur Identifizierung von Pilzen, Bakterien oder Parasiten. In der Schwangerschaft ist eine zielgerichtete Diagnostik wichtig, um unnötige Therapien zu vermeiden, gleichzeitig aber Infektionen nicht zu übersehen [1].
Risikofaktoren für Infektionen
Einige Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für auffälligen Ausfluss oder Infektionen in der Schwangerschaft:
- Geschwächtes Immunsystem
- Diabetes mellitus oder Schwangerschaftsdiabetes
- Antibiotikatherapie
- Häufig wechselnde Sexualpartner
- Frühere vaginale Infektionen
Prävention und Selbsthilfe
Zur Vorbeugung können Schwangere einiges beitragen: Baumwollunterwäsche, lockere Kleidung und das Vermeiden von Feuchtigkeit im Genitalbereich sind hilfreich. Übertriebene Intimhygiene mit Spülungen oder desinfizierenden Mitteln stört die natürliche Vaginalflora und sollte vermieden werden. Slipeinlagen können genutzt werden, sollten aber regelmäßig gewechselt werden [2, 4].
Fazit
Ein vermehrter Ausfluss ist in der Schwangerschaft in den meisten Fällen ein normaler, schützender Prozess. Auffällig wird er erst dann, wenn sich Farbe, Geruch oder Begleitsymptome verändern. In solchen Fällen ist eine ärztliche Untersuchung wichtig, um Infektionen oder Komplikationen wie einen vorzeitigen Blasensprung rechtzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. Damit ist nicht nur die Gesundheit der Schwangeren, sondern auch die des Kindes bestmöglich geschützt.
Literatur
- Workowski KA, Bachmann LH, Chan PA et al.: Sexually Transmitted Infections Treatment Guidelines, 2021. MMWR Recomm Rep. 2021;70(4):1-187. doi.org/10.15585/mmwr.rr7004a1.
- Farr A, Effendy I, Frey Tirri B et al.: Guideline: Vulvovaginal candidosis (AWMF 015/072, level S2k). Mycoses. 2021;64(6):583-602. doi.org/10.1111/myc.13248.
- Kissinger PJ, Gaydos CA, Seña AC et al.: Diagnosis and management of Trichomonas vaginalis: Summary of evidence reviewed for the 2021 CDC STI Guidelines. Clin Infect Dis. 2022;74(Suppl 2):S152-S161. doi.org/10.1093/cid/ciac030.
- Gerede A, Nikolettos K, Vavoulidis E et al.: Vaginal Microbiome and Pregnancy Complications: A Review. J Clin Med. 2024;13(13):3875. doi.org/10.3390/jcm13133875.
- Garg A, Jaiswal A: Evaluation and Management of Premature Rupture of Membranes: A Review Article. Cureus. 2023;15(3):e36615. doi.org/10.7759/cureus.36615.